Friedberger Allgemeine

Der U Boot Kapitän packt aus

Kriminalfa­ll Vor zwölf Tagen verschwind­et eine Journalist­in, als sie mit dem dänischen Tüftler Peter Madsen aufs Meer fährt. Er soll die Frau getötet haben. Gestern wird dann eine Leiche geborgen

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Anscheinen­d hielt der exzentrisc­he Erfinder und U-BootKapitä­n Peter Madsen dem Druck unzähliger Verhöre in der Untersuchu­ngshaft nicht mehr stand – und packte aus. Er habe die vermisste Journalist­in Kim Wall vor elf Tagen – angeblich nach einem tödlichen Unglück an Bord – im Meer versenkt. Dann suchten Taucher gezielt nach der Leiche. Gestern wurden sie fündig: Am Abend teilte die Polizei mit, dass in den Gewässern vor der dänischen Hauptstadt Kopenhagen eine Frauenleic­he, allerdings ohne Kopf, Arme und Beine, geborgen worden sei. Ob es sich um die seit elf Tagen Vermisste handelt, sei darum nicht klar.

Der gesamte Fall ist so verwickelt und skurril, dass er an einen skandinavi­schen Krimi erinnert. Wie bereits berichtet, war der 46-jährige Erfinder am frühen Donnerstag­abend des 10. August mit Kim Wall in seinem selbst gebauten U-Boot „UC3 Nautilus“in See gestochen. Die freie Journalist­in wollte über den prominente­n dänischen Tüftler berichten. Dieser hatte zu Hause bereits drei U-Boote gebaut. Als Nächstes plante er, mit einer aus Kaufhausar­tikeln gebauten Rakete 100 Kilometer hoch ins Weltall zu fliegen.

Am Tag darauf, also am 11. August, hatte Madsen das U-Boot absichtlic­h versenkt, wie die Polizei später feststellt­e. Madsen wurde gerettet. Aber von der hübschen Schwedin fehlte danach jede Spur. Auch im später geborgenen U-Boot befand sie sich nicht. Madsen behauptete zunächst, er habe sie noch am Donnerstag um 22.30 Uhr in Kopenhagen an Land gebracht und sei allein mit dem Boot wieder in See gestochen. Davon war auf zwei Überwachun­gskameras an der beschriebe­nen Landungsst­elle aber nichts zu sehen.

Madsen wurde wegen Verdachts auf „fahrlässig­e Tötung“festgenomm­en. Zunächst schwieg er. Hunderte von Rettungskr­äften und Freiwillig­en suchten mit Booten, Hubschraub­ern und als Taucher nach der Vermissten.

Die Polizei hat den derzeit bestehende­n Verdacht von „fahrlässig­er Tötung unter erschweren­den Umständen“nicht auf „Mord“geändert. Das bedeutet, dass sie Madsen bislang zumindest teilweise das angebliche Unglück abnimmt, sagen Rechtsexpe­rten.

Es bleibt aber offen, warum Madsen die Leiche nach einem tödlichen Unglück versenkt hat, zunächst eine Lügengesch­ichte auftischte und warum er dann auch noch sein U-Boot versenkte.

Derzeit ranken sich die unterschie­dlichsten Geschichte­n um das Wesen des Tüftlers. Madsen sei als Mensch ein Unikum, sagte sein Bruder. „Du kannst mit ihm kein normales Gespräch führen, wenn du ihm aber eine schwarze Tafel zum Zeichnen in die Hand drückst, kann er sich über Zeichnunge­n ausdrücken.“Der eigenbrötl­erische Peter Madsen ist in armen Verhältnis­sen aufgewachs­en. Sein Vater soll angeblich streng und gefühlskal­t gewesen sein. Er war schon Mitte 70, als Madsen Teenager war. „Die beiden redeten ausschließ­lich über Wissenscha­ft, nicht über Gefühle“, so der Bruder. Auch heute noch könne Madsen nur über das Thema Technik mit den Geschwiste­rn sprechen.

„Ein Mann, besessen von Pulver und Raketen. Fasziniere­nd und unvorherse­hbar. Intensiv und hyperaktiv. Ein erwachsene­r Mann, der sich wie ein ADHS-Kind auf Speed verhält“, beschreibt die Dänin Susanne Johansson ihren Bekannten. Er sei ständig „bis zum Platzen voll von rastloser Energie“. Es sei schwierig, mit ihm zu reden.

Nun muss geklärt werden, ob es sich bei dem gefundenen Torso um die vermisste Kim Wall handelt.

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Foto: Ole Jensen Corbis Das inzwischen geborgene U Boot des Erfinders Peter Madsen wird im Hafen von Kopenhagen von der Polizei forensisch unter sucht.
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Foto: Hougaard Niels Der Erfinder Peter Madsen in seinem U Boot „Nautilus“.
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Foto: dpa Unbeliebt: der Prinz Charles. britische Thronfolge­r

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