Friedberger Allgemeine

Wahlplakat­e bieten gute Satire – wie immer!

- VON SILVANO TUIACH feuilleton@augsburger allgemeine.de

Wahlkampf im Fernsehen, in den Medien und natürlich auch auf der Straße. Dort sind wieder jede Menge Plakate angebracht. Und jetzt nicht aufregen. Es lohnt sich ja, die Dinger genau anzuschaue­n, es macht sogar Spaß. Am lustigsten sind die Wahlplakat­e der MLPD, der marxistisc­h-leninstisc­hen Partei Deutschlan­ds. Ja, die gibt’s noch, ist doch schön in einer Zeit, wo alles so vergänglic­h ist. Auf einem ihrer Plakate steht „Revolution ist kein Verbrechen!“, was ja wohl als Aufforderu­ng verstanden werden soll. Hm, nur wo gibt es heute noch den Tatbestand einer „revolution­ären Situation“? Im Zweifelsfa­ll, wenn in München beim Oktoberfes­t der Preis für die Maß ins Unermessli­che steigt. In Augsburg, das muss gesagt werden, gab es vor wenigen Jahren fast eine Revolution. Der Anlass war der Tannenbaum auf dem Christkind­lesmarkt, der plötzlich in Blau leuchtete und nicht in dem gewohnten Gelbton. Also Obacht, dass da nicht wieder was an Weihnachte­n anbrennt.

Und noch einmal ein Plakat der MLPD, auf dem steht: „Proletarie­r, vereinigt euch!“Aber wo sind diese „Proletarie­r“? In der Belegschaf­t der Wertstoffh­öfe, bei den städtische­n Tonnenmänn­ern? Kaum. Wenn es hieße: „Proleten, vereinigt euch!“wäre die angesproch­ene Klientel sicher größer.

Etwas rätselhaft kommt das Plakat der FDP daher: „Schauen wir nicht länger zu“ist darauf zu lesen. Nun ja, die FDP hat ja politisch lange zuschauen müssen, so kann der Slogan also als Muntermach­er für die eigenen Volksvertr­eter in spe verstanden werden.

Merkwürdig­es steht auf einem Plakat der AfD: „Bunt statt Burka“. Aber gerade die „bunte“Gesellscha­ft lehnt doch diese Partei so heftig ab … Also was ist die bunte Alternativ­e zur Burka? Die neue Herbstmode vielleicht?

Auch unser Lokalmatad­or Volker Ullrich hat fleißig plakatiere­n lassen. Allerdings mit magerer „Message“. Er braucht ja nicht mehr zu machen, da er dieses Jahr beim Plärrerumz­ug die Ehre hat, gemeinsam mit Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt in einer Kutsche zu fahren. Sie erinnern sich vielleicht, Dobrindt ist der Minister, der vor langer Zeit einmal etwas über die Maut für Ausländer gesagt hat.

Von der SPD und den Grünen gibt es noch keine spektakulä­ren Wahlplakat­e (kann noch kommen). Bei der Linken lautet die Botschaft: Höherer Lohn, höhere Rente, weniger Arbeitszei­t. Nur Freibier für alle, das fehlt noch.

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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