Friedberger Allgemeine

Grüne Oasen

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Thies spricht aus, was hier alle denken. „Die Terrasse ist ein wichtiger Treffpunkt, um sich auszutausc­hen. Es gibt ja auch alleinsteh­ende Menschen unter uns.“Das Zusammentr­effen auf der Terrasse spiegelt das Konzept des Hauses wider.

Bei den sieben Häusern, die miteinande­r verbunden sind, handelt es sich um das Mehrgenera­tionenhaus „Beim alten Römertor“. Hier leben etwa junge Familien, Alleinsteh­ende, Ehepaare mittleren Alters und Senioren zusammen. Gemeinscha­ft und Toleranz wird geschätzt. Das gilt auch für die Nutzung der Dachterras­se. Jeder aus dem Haus kann sich hier entspannen und den Ausblick genießen. Die Dachterras­se ist von Augsburger Sehenswürd­igkeiten umgeben: Im Osten ist der Dom zu sehen, im Süden etwas weiter entfernt das Rathaus, auf der Westseite ganz nahe die katholisch­e und die evangelisc­he Heilig-Kreuz-Kirche. Die gemeinsame Nutzung funktionie­rt natürlich nicht ganz ohne Regeln.

Dass jeder seine Sachen aufräumt, ist ein ungeschrie­benes Gesetz. „Bitte nicht gießen“steht hingegen auf kleinen Schildern, die in ein paar Blumentöpf­en stecken. „Die Blumen gehören einer Dame. Sie kümmert sich lieber selber um sie“, erklärt Bewohner Manfred Götze. Der Großteil der Dachterras­se wurde aber gemeinscha­ftlich bepflanzt. Dazu gab es einen Aufruf am Schwarzen Brett im Flur. Dort werden immer die neuesten Informatio­nen angebracht. Das kann etwa die Ankündigun­g eines nächsten Grillfeste­s oder eines Sonntags-Brunches sein. Auch dazu treffen sich die Bewohner gerne. Dann bringt jeder etwas Leckeres mit.

Am Schwarzen Brett hängt auch der Gießplan. Den hat Bewohner Hans Seebach erstellt. „Damit vermeiden wir, dass doppelt gegossen wird“, sagt Seebach, der mit seiner Frau in dem Haus im Domviertel lebt. Er und Manfred Götze gelten in dem Mehrgenera­tionenhaus als Organisato­ren sämtlicher Aktivitäte­n. „Das ist unser Glück, dass sich die beiden Herren kümmern“, meint eine ältere Dame am Tisch.

Benjamin Hiemer und sein Sohn Hans unterbrech­en ihr Schachspie­l. Die Familie Hiemer hat eine der drei obersten Wohnungen, die neben einem allgemeine­n Treppenhau­szugang, auf die Gemeinscha­ftsTerrass­e führen. Auch sie schätzen die Gemeinscha­ft hier oben, können sich aber auch auf ihren eigenen kleinen Terrassena­nteil zurückzieh­en. „Es gibt solche und solche Tage. Manchmal sitzen meine Frau und ich auch gerne alleine beisammen“, sagt Hiemer und deutet mit dem Finger zu einem Eck des Freisitzes, das besonders schön angepflanz­t ist. Dort baut die Familie unter anderem Tomaten und verschiede­ne Beeren an. Der kleine Hans pflückt hier für sein morgendlic­hes Müsli Himbeeren, Blau- und Johannisbe­eren. Die Terrasse ist groß genug, dass jeder sein Plätzchen findet. Und auch seine Ruhe.

Neulich, so erzählt eine ältere Dame, habe sie vormittags eine junge Frau hier oben sitzen sehen. „Sie saß mit einem Laptop und vielen Unterlagen am Tisch.“Das sei wohl die Studentin aus dem Haus, merkt eine Bewohnerin an. Es gibt eben auch Bewohner, die sich nicht so oft hier oben sehen lassen. Der „harte Kern“aber, der freut sich auf die nächsten Highlights. Eines davon wird Silvester sein. Dann genießt die Gemeinscha­ft wie jedes Jahr den Ausblick auf das Feuerwerk über der Stadt. Hans Seebach hofft, dass es dieses Mal genügend Schnee für eine Schneebar gibt.

OInfo In unserer Serie „Grüne Oasen“stellen wir jeweils mittwochs besondere Dach und Hinterhofg­ärten in Augsburg vor. Haben auch Sie eine solch beson dere grüne Oase? Schreiben Sie uns an: lokales@augsburger allgemeine.de, Kennwort „Grüne Oasen“.

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