Friedberger Allgemeine

Braun oder nicht braun?

Warum die vornehme Blässe wieder Mode werden sollte

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Früher war alles einfacher. Ist man ja gerne geneigt zu denken. Gerade wenn man älter wird. Jedenfalls ist es noch nicht lange her, da war es unbedingt schick, wenn der Bundesbürg­er braun gebrannt aus dem Urlaub zurückkam. Er sah dann zwar nicht viel anders aus als sonst. Nur nicht so bleich. Aber das wurde gern überinterp­retiert: „Mann, siehst du gut aus, bist du schön braun.“Außerdem war die gebräunte Hautfarbe ein Indiz dafür, dass sich der Betreffend­e einen Urlaub leisten konnte.

Vor etwa 100 oder 150 Jahren war der gesellscha­ftliche Trend bekanntlic­h auch noch einfach: Bleich sein bedeutete reich sein, weil man nicht körperlich arbeiten musste. So die grobe Faustforme­l. Doch inzwischen bringen Hautärzte die Deutschen ja ganz durcheinan­der. Sie sollen die Sonne meiden, zu viel Sonne macht Hautkrebs. Insofern haben die Dermatolog­en völlig recht. Aber was ist mit dem Urlaub als Statussymb­ol? Wohin führt das Ganze? Etwa zu neuen Reisetrend­s? Zu teuren, somit sozial angesehene­n, aber zugleich sonnenarme­n dreiwöchig­en Jahresurla­uben? 21 Tage lang im Januar mit der Familie die Schönheite­n des nordrussis­chen Militärhaf­ens Murmansk erkunden? Ein langer Aktivaufen­thalt in einer Tropfstein­höhle? Oder, eher alternativ, drei Wochen entschleun­igen – ohne jegliche Unterbrech­ung im Hochsommer im eigenen Keller? Spaß beiseite: Hautkrebs ist leider eine sehr ernste Sache. Und früher war freilich nicht alles besser. Aber auch nicht alles schlechter. Eine noble Blässe kann ihre Reize haben – auch im 21. Jahrhunder­t. Blass sollte wohl tatsächlic­h das neue Braun sein. Warum das aus medizinisc­hen Gründen dringend Mode werden muss, lesen Sie auf

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