Braun oder nicht braun?
Warum die vornehme Blässe wieder Mode werden sollte
Augsburg Früher war alles einfacher. Ist man ja gerne geneigt zu denken. Gerade wenn man älter wird. Jedenfalls ist es noch nicht lange her, da war es unbedingt schick, wenn der Bundesbürger braun gebrannt aus dem Urlaub zurückkam. Er sah dann zwar nicht viel anders aus als sonst. Nur nicht so bleich. Aber das wurde gern überinterpretiert: „Mann, siehst du gut aus, bist du schön braun.“Außerdem war die gebräunte Hautfarbe ein Indiz dafür, dass sich der Betreffende einen Urlaub leisten konnte.
Vor etwa 100 oder 150 Jahren war der gesellschaftliche Trend bekanntlich auch noch einfach: Bleich sein bedeutete reich sein, weil man nicht körperlich arbeiten musste. So die grobe Faustformel. Doch inzwischen bringen Hautärzte die Deutschen ja ganz durcheinander. Sie sollen die Sonne meiden, zu viel Sonne macht Hautkrebs. Insofern haben die Dermatologen völlig recht. Aber was ist mit dem Urlaub als Statussymbol? Wohin führt das Ganze? Etwa zu neuen Reisetrends? Zu teuren, somit sozial angesehenen, aber zugleich sonnenarmen dreiwöchigen Jahresurlauben? 21 Tage lang im Januar mit der Familie die Schönheiten des nordrussischen Militärhafens Murmansk erkunden? Ein langer Aktivaufenthalt in einer Tropfsteinhöhle? Oder, eher alternativ, drei Wochen entschleunigen – ohne jegliche Unterbrechung im Hochsommer im eigenen Keller? Spaß beiseite: Hautkrebs ist leider eine sehr ernste Sache. Und früher war freilich nicht alles besser. Aber auch nicht alles schlechter. Eine noble Blässe kann ihre Reize haben – auch im 21. Jahrhundert. Blass sollte wohl tatsächlich das neue Braun sein. Warum das aus medizinischen Gründen dringend Mode werden muss, lesen Sie auf