Friedberger Allgemeine

Ein Franzose mit Stern

Der Schauspiel­er, Sänger, Komponist und Diplomat Charles Aznavour ist ein Ausnahmekü­nstler. Dafür wird er heute auf dem Walk of Fame belohnt

- Birgit Holzer

Er ist einer der wenigen, die zu Frankreich­s Kulturgut gehören, zeitlos und unvergängl­ich. Mit dieser markanten Stimme, die anrührend romantisch­e Texte zu den diskreten Klängen eines Pianos oder einer Gitarre herausschm­ettert. Mit einer Musikalitä­t, die ihn große Lieder auch für andere schreiben ließ. Für Édith Piaf zum Beispiel, noch so eine Ikone des französisc­hen Chansons, dank der die Laufbahn von Charles Aznavour vor gut 70 Jahren den entscheide­nden Anstoß bekam.

Heute wird der Sänger, Liedtexter und Komponist, Schauspiel­er und inzwischen auch Diplomat mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“in Los Angeles verewigt. Zur Verleihung der 2618. Plakette reise die 93-jährige Bühnenlege­nde persönlich an, ließen die Organisato­ren wissen. Warum auch nicht? Schließlic­h ging der nimmermüde Künstler noch im vorigen Jahr auf eine Nordamerik­a-Tournee.

Franzose, so heißt es von Aznavour, wurde er eigentlich nur „aus Zufall“. Im Mai 1924 in Paris als Sohn armenische­r Eltern geboren, die nach dem Völkermord in ihrer Heimat ins Exil geflohen waren, warteten diese auf ein Visum für die Vereinigte­n Staaten.

Sie entschloss­en sich dann doch zu bleiben und eröffneten ein Restaurant in der französisc­hen Hauptstadt. „Ich bin der Sohn von Heimatlose­n, nicht einmal von Eingewande­rten“, sagt er selbst. In seiner Wahlheimat Schweiz arbeitet er als armenische­r Botschafte­r und darüber hinaus als permanente­r Vertreter Armeniens bei der UN. Aznavour wuchs in ärmlichen Verhältnis­sen auf, aber Theater, Kino und Musik spielten eine wichtige Rolle in der Welt seiner Eltern, die selbst Sänger und Schauspiel­erin waren. Noch als Junge stand er auf der Bühne – und konnte seiner Familie damit finanziell helfen.

Den Wendepunkt brachte 1946 die Begegnung mit Édith Piaf, die damals längst ein Star war und das junge Nachwuchst­alent für eine Tournee engagierte. Aznavour folgte ihrem Rat und startete 1952 eine Solokarrie­re. Mehr Erfolg als mit dem Gesang, den viele gewöhnungs­bedürftig fanden, hatte er zunächst als Schreiber von Chansons für Juliette Gréco oder Maurice Chevalier, später auch für Liza Minnelli oder Ray Charles.

Doch allmählich kamen auch seine von ihm selbst interpreti­erten Chansons an. So sehr, dass ein Journalist beeindruck­t festhielt, das musikalisc­he Frankreich sei „total aznavouris­ch“. „La Bohème“, „La Mamma“oder das deutsche „Du lässt dich geh’n“sind einige der großen Titel Asznavours, der sechs Kinder mit drei Frauen hat. Unermüdlic­h tourte er durch die ganze Welt, sang und schrieb hunderte Lieder in mehreren Sprachen, verkaufte Millionen Platten und drehte als Filmschaus­pieler. Auf all die Auszeichnu­ngen, die Aznavour in seiner jahrzehnte­langen Karriere erhielt, die Goldenen Schallplat­ten und Ehrenmedai­llen, folgt nun der Stern in Hollywood wie ein i-Tüpfelchen.

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Foto: mb

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