Friedberger Allgemeine

„Ich liebe diesen Sport“

Interview Als Chef soll Boris Becker die deutschen Tennis-Männer an die Weltspitze heranführe­n. Der 49-Jährige ist begeistert von Zverev und bekennt sich zu seiner Heimat

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Was war Ihre Motivation, die neue Rolle anzunehmen?

Becker: Tennis ist eine Herzensang­elegenheit für mich. Das ist das, was ich am besten kann. Ich bin stolz, Head of Men’s Tennis zu sein. Ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Land.

Was reizt Sie an dem neuen Job und was sind Ihre Ziele?

Becker: Mein grundsätzl­iches Ziel ist es, dem deutschen Herrentenn­is durch meine Erfahrung zu helfen. Ich bin schon seit längerem im regen Austausch mit allen. Das wird noch intensivie­rt. Ich darf jetzt offiziell mit ihnen sprechen. Aber genauso interessie­ren mich die Nachwuchss­pieler. Es ist eine große Herausford­erung.

Wie groß ist die Vorfreude auf Ihre neue Aufgabe?

Becker: Die ist natürlich enorm. Ich stehe seit ungefähr eineinhalb Jahren mit Dirk Hordorff (DTB-Vizepräsid­ent, d.R.) in einem stetigen Austausch, um eine passende Rolle für mich beim DTB zu finden. Aufgrund meiner Tätigkeit als Trainer von Novak Djokovic bis Ende des letzten Jahres war das logischerw­eise nicht früher möglich. Die Gespräche zwischen mir und dem Verband wurden seit dem Erstrunden­spiel im Davis Cup gegen Belgien intensivie­rt, geeinigt haben wir uns dann letztendli­ch in Wimbledon. Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie gemerkt haben, dass Sie für die Rolle des Ratgebers reif sind?

Becker: Es ist ein Reifeproze­ss. Ich bin mittlerwei­le fast 50 und habe einen enormen Erfahrungs­schatz als Spieler und als Trainer gesammelt. Es ist mir ein großes Vergnügen, Spielern zu helfen. Gewisse Dinge kann man nicht aus Büchern lernen, die muss man selbst erlebt haben. Und da bin ich, glaube ich, ein guter Ansprechpa­rtner. Ich glaube, es ist heute ein wichtiger Tag für das deutsche Tennis. Wir waren in den 80ern und 90ern gesegnet mit Spitzenspi­elern. Ich glaube, der heutige DTB hätte aus den damaligen Möglichkei­ten mehr gemacht. Es ist dann eine Angie Kerber gekommen, es ist eine Art Aufbruchst­immung im deutschen Tennis.

Wie werden die nächsten Wochen und Monate aussehen?

Becker: Ich werde mit meiner Arbeit bei den US Open beginnen, wo ich im Rahmen meiner Tätigkeit für

Eurosport die deutschen Spieler noch genauer unter die Lupe nehmen darf. Nach den US Open steht der Davis Cup mit einem schwierige­n Auswärtssp­iel in Portugal auf dem Programm.

Wenn Sie auf Alexander Zverev schauen, was raten Sie ihm, was den Umgang mit Druck angeht?

Becker: Was ich ihm raten würde, kann ich natürlich nicht in der Öffentlich­keit sagen. Grundsätzl­ich müssen wir uns glücklich schätzen, dass Deutschlan­d wieder zwei absolute Weltklasse­spieler hat. Angie hat ihre zwei Grand Slams schon gewonnen. Da muss Sascha noch nachlegen. Die Zeit spielt allerdings für ihn. Welche Chancen rechnen Sie Zverev bei den US Open zu?

Becker: Bei den Herren würde ich keinen Favoriten sehen. Federer hat ein sagenhafte­s Jahr, er ist auf dem Papier der Top-Favorit. Aber ich glaube, es ist eher offen, was das Turnier sehr spannend machen kann. Es ist noch nicht Alltag, dass ein 19-, 20-Jähriger wie Zverev so gut spielt. Dass er konstant über zwei Jahre seine Leistung steigert und einer der besten Spieler der Welt geworden ist, ist sagenhaft. Wir haben einen künftigen Superstar.

„Gewisse Dinge kann man nicht aus Büchern lernen.“Boris Becker über seine Vorzüge

 ?? Foto: Boris Roessler, dpa ?? Zurück im Rampenlich­t – allerdings auf Krücken. Boris Becker soll die deutschen Tennis Männer in eine rosige Zukunft führen. Derzeit erholt sich die 49 jährige Tennis Ikone von einer Sprunggele­nksoperati­on.
Foto: Boris Roessler, dpa Zurück im Rampenlich­t – allerdings auf Krücken. Boris Becker soll die deutschen Tennis Männer in eine rosige Zukunft führen. Derzeit erholt sich die 49 jährige Tennis Ikone von einer Sprunggele­nksoperati­on.

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