Wenn Tinte Kicker-Beine müde macht
Mit Tätowierungen ist es wie mit Strafzetteln: Jede hat ihre eigene Geschichte. Ein Stern auf der Hand soll zeigen, dass der Träger nach den Sternen greifen möchte. Das Hochzeitsdatum auf dem Oberarm ist eine praktische Gedächtnisstütze und Kalendersprüche auf dem Oberschenkel eine nette Lektüre, wenn’s mal länger dauert und sonst nichts zu lesen da ist. Kölns Torwart Timo Horn hat sich neulich großflächig seinen Taufspruch tätowieren lassen. Auch der Umstand, als Nicht-Tätowierter in einer Bundesliga-Mannschaft zu einer Randgruppe zu gehören, machen Tattoos für Kicker wohl so verlockend.
Vielen dürfte vor kurzem aber vor Schreck der Katalog des örtlichen Tattoo-Studios aus der Hand gefallen sein, als sie diese Nachricht gehört haben: Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln fordert ein TattooVerbot in der ganzen Bundesliga. Denn laut seiner Meinung leidet die Regeneration der stark überdurchschnittlich bezahlten Herren in kurzen Hosen, je mehr Tätowierungen sie auf ihrer Haut tragen. Seine Erklärung: „Die Haut ist das größte Organ, das wir haben. Und wir vergiften es.“Einer Studie zufolge verringert sich die Leistung eines Sportlers nach dem Stechen eines Tattoos zwischen drei und fünf Prozent, weil ein Großteil der Tinte auch in die Blutbahn gelange.
Ob sich die Kicker und Vereine davon überzeugen lassen? Ärger um Tattoos hat es in der Bundesliga tatsächlich schon gegeben: Beim FCA ließ sich der ehemalige Publikumsliebling Raul Bobadilla seinen Hals verzieren. Das Problem: Das Tattoo entzündete sich und ließ sich erst durch das großflächige Aufbringen einer Salbe wieder beruhigen. Und auf eine noch bessere Idee kam vor dem Pokalfinale im Sommer der damalige Frankfurter Guillermo Varela: Trotz eines Verbots seines Trainers Nico Kovac legte er sich wenige Tage vor dem Spiel unter die Nadel. Weil sich auch das Tattoo entzündete, flog er aus dem Kader. Immerhin: Danach hatte er genügend Zeit, um sich zu regenerieren. Trotz Tätowierung.