Friedberger Allgemeine

Ein großer Spätzünder

Zum Tod des Jazzers John Abercrombi­e

- VON REINHARD KÖCHL

New York Es war eine Absage, die nachdenkli­ch machte. Eigentlich sollte John Abercrombi­e im März dieses Jahres noch einmal im Neuburger „Birdland“auftreten. Dass die damals angeführte­n gesundheit­lichen Probleme allerdings derart schnell zum Tod eines der größten Gitarriste­n des modernen Jazz führen sollten, erschütter­t nicht nur seine Fans in Deutschlan­d. Er starb am Dienstag im Alter von 72 Jahren in seinem Haus in New York.

Als „Late Bloomer“bezeichnet­e er sich, einen Spätzünder. Erst mit 14 begann Abercrombi­e, Gitarre zu spielen. Der Jazz schlich sich mit erhebliche­r Verzögerun­g in seine Blutbahn. Zwar bewunderte er Jim Hall, Jimi Hendrix, Wes Montgomery, Bill

Evans und Ornette Coleman, jedoch wollte er sie nie kopieren, sondern lieber einen eigenen, unverkennb­aren Stil kreieren. Diesen suchte er zunächst in den Bands von Michael und Randy Brecker und fand ihn schließlic­h ab 1974 beim Label ECM. Mit Kollegen wie Dave Holland, Jack DeJohnette, Jan Garbarek, Charles Lloyd, Don Cherry, Enrico Rava, Ralph Towner und Kenny Wheeler. Aber vor allem solo auf der Demarkatio­nslinie zwischen Jazz, Rock und freier Improvisat­ion. Sein letztes Album „Up And Coming“mit seinem ältesten musikalisc­hen Partner Marc Copland, Drew Gress und Joey Baron erschien erst im Januar.

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* 16.12.1944 – † 22.8.2017

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