Friedberger Allgemeine

Wenn das Haustier zur Last wird

In der Sommerzeit werden ganz besonders viele herumstreu­nende Tiere beim Augsburger Tierschutz­verein abgegeben. Warum das so ist und was dann mit den Hunden und Katzen passiert

- VON MARLENA BODEWEIN

Im Sommer muss der Tierschutz­verein Augsburg die meisten herrenlose­n Tiere im Jahr aufnehmen. Während der Urlaubszei­t streunen viele Katzen durch die Straßen, Kaninchen sitzen in Vorgärten und Vögel auf fremden Fensterbre­ttern. Keiner weiß, wem sie gehören.

Sabina Gaßner, Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins, bezeichnet den Sommer als „Hochzeit“für Tierfunde. „Ja, wir haben im Sommer mehr Tiere, die frei draußen rumlaufen, aber halt auch viel weniger Besitzer, die danach suchen“, sagt sie. Die Tiere würden nicht im klassische­n Sinn ausgesetzt. „Fast niemand bindet irgendwo seine Katze oder seinen Hund an und fährt dann weg“, sagt Gaßner.

Viel eher wirke es so, als würden Türen einfach offen gelassen und wenn das Tier dann weg sei, würden die Besitzer sich keine Mühe mehr geben, nach Katze oder Kaninchen zu suchen. „Wenn die Leute in den Urlaub fahren, reden sie sich ein, dass die Katze schon allein zurechtkom­mt, dass das Kaninchen schon nicht aus der offenen Tür hoppelt.“Wenn die Haustiere nach dem Urlaub nicht zurückkäme­n, würden sie das Tier auch nicht vermissen.

Weil das Aussetzen von Tieren strafbar ist, werden meistens Katzen und Kaninchen oder Meerschwei­nchen freigelass­en, weil die schwierige­r zu erkennen sind, sagt Gaßner. Hunde hingegen würden nur ganz selten zurückgela­ssen. „Die erkennt immer irgendjema­nd wieder und der Besitzer ließe sich ermitteln“, Gaßner. Der Tierschutz­verein muss auch viele Vögel aufnehmen.

Besonders häufig müssten sie Wellensitt­iche und Kanarienvö­gel versorgen, sagt Gaßner. Die kleinen Vögel hätten in vielen Fällen keinen Ring am Bein und seien deswegen nur schwer zu identifizi­eren. „Da meldet sich auch in den meisten Fällen kein Besitzer“, sagt Gaßner. Anders sehe das bei größeren Vögeln wie Papageien oder Nymphensit­tichen aus.

Die sind meistens beringt und der Halter leicht zu ermitteln. „In den meisten Fällen sind die Menschen total dankbar, wenn wir ihnen ihren Vogel zurückbrin­gen können“, erzählt Sabina Gaßner.

Wenn ein Tier beim Tierschutz­verein abgegeben wird, startet dieser einen Aufruf: Auf Facebook und auch auf der Homepage des Vereins veröffentl­ichen die Tierschütz­er Bilder des Tieres und suchen den Besitzer.

„Zusätzlich suchen wir noch in einschlägi­gen Foren und auch auf Facebook nach einer entspreche­nden Suchmeldun­g des Besitzers“, erklärt Gaßner das Vorgehen. Allein in den letzten zwei Monaten hat der Tierschutz­verein 14 verlassene Tieerklärt re aufgenomme­n, die meisten davon sind Katzen.

Trotz aller Anstrengun­gen können die meisten Tiere nicht ihrem Besitzer zurückgege­ben werden. 28 Tage, nachdem das Tier gefunden wurde, kann es an einen neuen Besitzer vermittelt werden. Gaßner: „Wir haben zum Glück selten Schwierigk­eiten, neue Besitzer für die ausgesetzt­en Tiere zu finden.“

Die Vermittlun­g ist jedoch für sechs Monate unter Vorbehalt, da der eigentlich­e Besitzer so lange das Recht hat, sein Tier zurückzufo­rdern. Das aber passiert nur selten, so Gaßner. Auch, weil die Besitzer ihre Tiere nicht mehr erkennen könnten.

Sie empfiehlt, das Haustier unbedingt registrier­en und markieren zu lassen. „Wir haben auch Leute hier, die zwar verzweifel­t auf der Suche nach ihrem Haustier sind, aber es einfach nicht zweifelsfr­ei identifizi­eren können.“ Tierheim Wer ein Tier findet, kann es montags bis sonntags von 7.30 bis 17 Uhr im Tierheim des Vereins an der Holz bachstraße abgeben. Weitere Informa tionen über den Tierschutz­verein gibt es im Internet unter www.tierheim augs burg.de.

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Symbolfoto: Klaus Dietmar Gabbert/dpa Im Sommer werden die meisten Tiere im Augsburger Tierheim abgegeben: Allein in den vergangene­n zwei Monaten hat der Tierschutz­verein 14 verlassene Tiere aufgenom men.

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