Friedberger Allgemeine

In 526 Tagen um die Welt

Felix Riedel hat zwei Leidenscha­ften: Tiere und Reisen. Der Pöttmeser bereiste in 17 Monaten fünf Kontinente

- VON PHILIPP KIEHL

Augsburg/Pöttmes Wenn ein Löwe um ihn herumschle­icht, ist das nicht ungewöhnli­ch für Felix Riedel. Täglich ist der Pöttmeser umgeben von Raubtieren. Das gehört zu seinem Beruf, wie Füttern und Stall ausmisten. Riedel ist Tierpflege­r im Augsburger Zoo. Tiere lagen dem 26-Jährigen schon immer am Herzen. Mit 15 besaß er eine Kornnatter und eine Boa constricto­r. Gefährlich? Eher pflegeleic­ht, befindet er. Riedel machte Praktika in den Zoos in München, Leipzig und Augsburg und hängte eine Ausbildung zum Tierpflege­r dran. Doch ein Wunsch ließ ihn nicht los: „Ich finde es spannend, seltene Tiere in freier Wildbahn zu sehen“, sagt er. Die Lust am Reisen und fremden Kulturen trieben ihn an. Zweieinhal­b Jahre sparte er auf seine 17-monatige Reise, die ihn über fünf Kontinente und durch 25 Länder führen sollte. Mit Rucksack und Zelt machte er sich im Dezember 2015 auf den Weg.

Erste Station: Marokko. Drei Wochen Rundreise, ausgehend von Marrakesch, die Atlantikkü­ste entlang – danach ins Atlas-Gebirge und weiter nach Äthiopien. Im SämenNatio­nalpark, einer Berglandsc­haft im Norden der Hauptstadt Addis Abeba, sah er Dscheladas – eine Primatenar­t mit rötlicher Brusttasch­e und großer Mähne – und Äthiopisch­e Wölfe. „Sehr seltene Tiere“, sagt Riedel. Kaum noch 1000 Dscheladas und rund 100 Wölfe leben dort im Schutzgebi­et.

Die größte Furcht anfangs war, seine Reise – etwa aufgrund einer Krankheit – frühzeitig abbrechen zu müssen. „Jeder wollte etwas von mir haben“, sagt er. Kinder bettelten ihn an. Hektisch ging es zu. Das sei eine Umstellung gewesen. In Addis Abeba kam er mit dem Schrecken davon, als ihn zwei Männer überfallen wollten, sich dann aber aus dem Staub machten.

In sechs Monaten durchquert­e er den halben afrikanisc­hen Kontinent, weite Strecken davon mit dem Bus. Kenia, Uganda, Ruanda, Tansania, Südafrika, Lesotho und Madagaskar waren seine Ziele. Im Schnitt verbrachte Riedel nie länger als drei Tage am selben Ort. In Uganda kletterte er auf den Sabinyo-Vulkan im südwestlic­hen Teil des Landes, in Tansania fuhr er zum Victoriase­e. In Madagaskar beobachtet­e er Kattas, eine Lemurenart.

Weiterreis­e nach Indien: Beeindruck­end fand er die hinduistis­che Kultur, die Menschen und die selten gewordenen Bengalisch­en Tiger. Dort besuchte er auch einen Zoo. „Die haben nicht die Standards wie in Europa oder Australien“, sagt er. Gute Zoos könne man daran erkennen, wie es den Tieren gehe. „Zoos sind Bildungsei­nrichtunge­n, die bedrohte Tierarten aufnehmen und eine gute Informatio­ns- und Wegeführun­g besitzen“, findet Riedel.

Seine Reise führte ihn nach Nepal. 13 Tage Trekkingto­ur den Thorong-La-Pass bis auf 5400 Meter hinauf. Bei seinem Aufstieg ins Himalaya-Gebirge überrascht­e ihn ein starkes Unwetter. „Den Gipfel konnten wir nicht sehen“, erinnert er sich. „Die Straße war an bestimmt 20 Stellen durch den starken Regen weggespült worden.“Riedel und sein Guide Madhav Gautam wählten eine alternativ­e Route. Panzernash­örner und Yaks – domestizie­rte Rinder – beeindruck­ten ihn besonders. Im Regenwald auf der indonesisc­hen Insel Sumatra erfüllte er sich einen Traum, als er Orang-Utans in der Wildnis erlebte. „Die Tiere sind an Touristen gewöhnt, daher sind sie nie geflohen.“

Silvester verbrachte er in San Diego. Die Reise durch Südamerika setzte den Schlusspun­kt. Auf Dschungelw­anderungen und Bootstoure­n über den Amazonas, wie im Cuyabeno Reserve in Ecuador, entdeckte er die Vielfalt der südamerika­nischen Tierwelt. Flussdelfi­ne, Faultiere, Anakondas, Aras, Tukane und Piranhas.

Über 25 000 Euro habe ihn die gesamte Reise gekostet. „Ich hatte am Ende kein Geld mehr.“Außerdem wartete die Arbeit im Zoo in Augsburg. Genug vom Reisen hat Riedel aber noch lange nicht. Er will wieder die Welt bereisen – sich dann aber nicht mehr ganz so viel auf einmal vornehmen. Sommerseri­e In loser Folge stellen wir auf „Region Augsburg“Menschen vor, die keine Souvenirs sammeln, son dern Erlebnisse. Schreiben Sie uns: region@augsburger allgemeine.de

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Foto: Felix Riedel Felix Riedel auf dem höchsten Punkt des Annapurna Circuit, dem Thorong La Pass in Nepal auf 5416 Metern.

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