Friedberger Allgemeine

Alt OB vermisst kreative Lösungen

Paul Wengert hat in seiner Regierungs­zeit den Augsburger Bahnpark auf den Weg gebracht. Wo er Haken beim aktuellen Rettungsko­nzept sieht

-

Herr Wengert, Sie haben als früherer Augsburger Oberbürger­meister den historisch­en Bahnpark mit auf den Weg gebracht. Was halten Sie von dem aktuellen Rettungsko­nzept? Wengert: Nach allem, was ich weiß, bleiben die neuen Vorschläge weit hinter dem zurück, was ursprüngli­ch für den Augsburger Bahnpark vorgesehen war. Er sollte zum lebendigen Museum werden, in dem sich was bewegt – so ähnlich, wie wir es für das Staatliche Textil- und Industriem­useum erreicht haben.

Was vermissen Sie bei der heutigen Entwicklun­g des Eisenbahns­chaugeländ­es?

Wengert: Für uns war der Bahnpark ein wichtiger Teil der großen Augsburger Industrieg­eschichte. Zu meiner Zeit gab es zum Bahnpark auch immer einstimmig­e Beschlüsse im Stadtrat. Jetzt hat der Bahnpark eine lange Hängeparti­e hinter sich. Ich meine, er hätte in den vergangene­n Jahren mehr Unterstütz­ung der Stadt verdient gehabt. Denn mit diesem Gelände ist auch eine große Chance verbunden, aus einer Industrieb­rache etwas Einzigarti­ges zu schaffen.

...aber Oberbürger­meister Kurt Gribl hat jetzt die Rettung des Bahnparks zur Chefsache gemacht. Reicht das nicht?

Wengert: Ich bin zunächst froh, dass eine Absichtser­klärung zur Rettung des Bahnparks unterzeich­net worden ist. So scheint fürs Erste wenigstens das Überleben gesichert. Aber eigentlich hätte ich mir schon früher mehr Kreativitä­t und Empathie der Stadtspitz­e für das Projekt gewünscht. Ich kann derzeit nicht nachvollzi­ehen, warum einige gute Ideen für den Bahnpark nicht weiter verfolgt werden, etwa das neue Studentenw­ohnheim im alten Eisenbahne­r-Übernachtu­ngshaus oder das geplante Eisenbahn-Themenhote­l für Familien.

Experten der Stadt gehen davon aus, dass beide Projekte baurechtli­ch nicht durchsetzb­ar sind, die müssen es wissen ...

Wengert: Ich kann mir nicht vorstellen, warum ein Themenhote­l und ein Studentenw­ohnheim auf dem Gelände baurechtli­ch nicht machbar sein sollen. Es gibt heute wohl kaum ein Intercity-Hotel in Deutschlan­d, das nicht an einer Bahnstreck­e steht. Auch in Augsburg stehen bereits Hotels und Studentenw­ohnheime an großen Durchgangs­straßen oder direkt an stark befahrenen Bahnstreck­en. Es finden sich immer ganz schnell Bedenken gegen ein Projekt. Man kann die Sache aber auch anders angehen und sich fragen, wie sie machbar ist. Ich weiß nicht, ob kreative Lösungen im Fall des Bahnparks voll ausgeschöp­ft wurden.

Sie haben Ministerpr­äsident Horst Seehofer um Unterstütz­ung für den Augsburger Bahnpark gebeten. War das nicht etwas dick aufgetrage­n? OB Gribl hat bekanntlic­h einen sehr kurzen Draht zum Ministerpr­äsidenten. Wengert: Nachdem der BahnparkGe­schäftsfüh­rer dem Ministerpr­äsidenten geschriebe­n und auch mich um Unterstütz­ung gebeten hat, habe ich gerne Herrn Seehofer bei der Allgäuer Festwoche darauf angesproch­en und ihm einen Brief übergeben. Ich denke, ein Wink aus München kann dem Projekt helfen.

Interview: Eva Maria Knab

Paul Wengert war von 2002 bis 2008 Oberbür germeister von Augsburg. Nun sitzt er für die SPD im Landtag.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany