Quer durch Deutschland für die Demokratie
Mit einem Wahlmobil reist die Meringerin Sophia Bader gerade durch sieben Bundesländer. Die 20-Jährige will damit gegen Populismus und Politikverdrossenheit kämpfen und möglichst viele Wähler an die Urnen bringen
Mering Die Briten verlassen die EU, der amerikanische Präsident Donald Trump macht mit rassistischen und frauenfeindlichen Äußerungen von sich reden und in Deutschland ist die AfD auf Stimmenfang. Viele junge Leute wollen Flagge zeigen und solchen Entwicklungen etwas entgegensetzten.
Eine von ihnen ist die 20-jährige Sophia Bader aus Mering. Sie ist Vorsitzende des Vereins Wahlmobil 2017 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Wahlmüdigkeit und Populismus in Deutschland zu kämpfen. Dafür reist Bader mit zehn anderen jungen Leuten in einem Wahlmobil quer durch Deutschland. Seit Juli besucht sie kleine Orte mit geringer Wahlbeteiligung in sieben Bundesländern.
Zudem hält die 20-Jährige Vorträge und gibt Workshops an Schulen. 1969 forderte Bundeskanzler Willy Brandt: „Wir wollen mehr Demokratie wagen. [...] Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert.“Die Meringerin wählte diesen Appell als Überschrift für ihr Projekt zur Förderung der Wahlbeteiligung für die Bundestagswahl am 24. September.
Ende Juli startete sie ihre Kampagne, die von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird, in Cham in der Oberpfalz.
Von dort aus geht es in die sächsischen Städte Arzberg, Torgau und Riesa. Im September ist die 20-Jährige dann auf der Insel Rügen sowie in Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern zu Gast. „Mein Ziel ist es, die Bevölkerung zur nächsten Wahl zu animieren und gegen zunehmende Politikverdrossenheit und Populismus anzukämpfen“, erzählt Bader.
Sie kann sich vorstellen, später selbst ein politisches Amt zu übernehmen. Ab Oktober studiert sie in Leipzig Politikwissenschaften. Schon ein Jahr früher als geplant zog sie in die Universitätsstadt, um die Arbeit ihres Wahlmobils vorbereiten zu können. Zwischen 1998 und 2013 sank die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl von 82,2 auf 71,5 Prozent, weiß Bader. Ihr geht es nicht um einen Wahlkampf für bestimmte Parteien, sondern darum, Bürger zu ermutigen, zur Wahlurne zu gehen und mitzubestimmen. Mit dem Wahlmobil möchte sie Wissen und Informationen in Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk Teamglobal für Schüler ab 16 Jahren bieten. „Der Sozialkundeunterricht kommt an der Schule oft zu kurz“, so Bader. Es sei wichtig, das Thema Demokratie zu besprechen. Als „Dialog für alle“sind die Veranstaltungen geplant. Ortsansässige Vereine, Bündnisse und Parteien sollen mitarbeiten. Am Ende jeder Veranstaltung steht eine Podiumsdiskussion, bei der die Bürger dem Abgeordneten ihres Wahlkreises Fragen stellen können.
Vertrauen und Begeisterung für Demokratie sollen durch die Begegnung geschaffen werden, erhofft sich Bader. „Eine Gesellschaft lebt von ihren Bürgern. Da Politik unser Leben stark beeinflusst und ein direktes Mittel zur Änderung in Gesellschaft und Staat ist, ist es umso wichtiger, dass jeder sein Wahlrecht wahrnimmt.“