Vor dem Grill sind wir alle gleich
Ein paar Zucchinischeiben – aber bitte ohne Öl! Dazu vielleicht einen Putenspieß mit Gemüsescheibchen dazwischen. Das Fleisch soll schön mager sein. Und dann landet auf dem Teller der Frau vor allem noch eins: Salat, Salat, Salat!
Dem gegenüber stehen die Männer. Bei ihnen landet ein Fleischberg auf dem Grill, der vor dem Essen mit Ketchup oder BBQ-Sauce garniert wird. Der Salat sollte aus Kartoffeln bestehen – Grünzeug kommt bei den hart gesottenen Grillmeistern nicht auf die Teller. Und überhaupt steht Mann selbst am Grill und brutzelt sein XXLSteak, während Frau nur darauf wartet, bis ihr der zarte Putenspieß auf den Teller gelegt wird.
Feuer, Fleisch und Fisch: Beim Grillen, da gibt es noch Geschlechtertrennung – das ist zumindest die Vorstellung vieler Unternehmen und Werbeagenturen. Das suggerieren Bücher wie „Mädchen grillen anders“. Darin: Rezepte für einen blumigen Sommersalat oder Zitronengras-Hühnerspieße. Ganz anders das Buch „Grillen für echte Männer“. Das lehrt den Leser, welche Rösttechniken er für die unterschiedlichen Fleischsorten verwenden soll. Ähnlich das Magazin
Beef!, das die männliche Fleischeslust mit sexuellen Anspielungen paart.
Doch brutzeln Männer wirklich anders als Frauen? Und wie wäre es, wenn mal der Mann den Salat zubereiten und die Frau am Grill stehen würde? Wäre das nicht verrückt? Nein, überhaupt nicht. Denn auch als Frau kann man auf ein saftiges Steak stehen. Und der eine oder andere Mann würde sich freuen, wenn die Kumpels keine albernen Kommentare von sich gäben, wenn er nur vegetarisch isst. Grillen hat etwas Archaisches, Frühzeitliches. Speisen über offenem Feuer zuzubereiten – das hat der Neandertaler schon gemacht. Doch wir leben nicht mehr in Zeiten von Jägern und Sammlern. Die Geschlechtertrennung ist nicht nur beim Grillen überflüssig.