Friedberger Allgemeine

Reiter feiern goldenen Triumph

In seltener Überlegenh­eit gewinnt die deutsche Dressur-Mannschaft in Göteborg den EM-Titel. Isabell Werth hätte gar nicht mehr reiten müssen

- 0:1 Awata (16.) chen II) 850

BAYERNLIGA SÜD VOM MITTWOCH - Göteborg Bei der Gold-Feier fehlten am Anfang nur die passenden Getränke. „Das ist die späteste und trockenste Pressekonf­erenz meiner Karriere“, klagte Isabell Werth eine Stunde vor Mitternach­t über den fehlenden Champagner. Für das gesamte deutsche EM-Team und seine Helfer gab es vom Veranstalt­er nur eine kleine Flasche. „Ich hatte auf eine Große gehofft“, sagte die Dressurrei­terin vergnügt – ehe erst im Stall und dann an der Hotelbar angestoßen wurde. Werth feiert gerne, und sie hat noch nicht genug.

Nach dem Sieg mit dem deutschen Team am Mittwochab­end in Göteborg kündigte die 48-Jährige den Kampf um weiteres Edelmetall an. „Ich hoffe, es geht jetzt so weiter“, sagte die Reiterin aus Rheinberg. „Das Schwierigs­te ist es, diese Form zu halten.“Zwei weitere Chancen auf Einzel-Gold gibt es für sie noch. Am Freitag folgt der Grand Prix Special und am Samstag die Kür.

Der Sieg mit dem Team ist bereits das 15. EM-Gold in ihrer eindrucksv­ollen Medaillen-Kollektion. Begonnen hat Werth diese Sammlung bereits 1989 in Mondorf mit dem Sieg im Team. Daheim in Rheinberg liegen aber auch noch sechs Goldmedail­len von Olympische­n Spielen und sieben von Weltmeiste­rschaften. Sie ist damit die mit Abstand erfolgreic­hste Reiterin. Mit dem Team gewann Werth in Göteborg in seltener Überlegenh­eit. Mit 237,072 Prozent lag das deutsche Quartett vor Dänemark (224,643) und Schweden (221,143). „Das ist viel besser als erwartet“, kommen- tierte Bundestrai­nerin Monica Theodoresc­u. Überlegen gewann Werth auch die Einzelwert­ung. Sie erhielt für den Grand-Prix-Ritt auf Weihegold mit 83,743 Prozent das mit Abstand beste Einzelerge­bnis. Teamkolleg­e Sönke Rothenberg­er folgte mit 78,343 Zählern. Zu den Medaillen-Kandidaten im Einzel zählt auch Cathrine Dufour mit Cassidy (78,300). Aber eine Chance auf Gold rechnet sich die drittplatz­ierte Dänin nicht aus. „Die Maschine ist nicht zu schlagen“, sagte Dufour voller Anerkennun­g.

Zu den Konkurrent­en von Werth gehört auch Sönke Rothenberg­er. Der Bad Homburger zeigte im Grand Prix das zweitbeste Einzelerge­bnis des deutschen Quartetts und reitet mit Cosmo ein hochtalent­ierüberleg­en tes Pferd. „Natürlich will ich gewinnen, aber so einfach ist das nicht“, sagte Rothenberg­er.

Wie groß der Respekt vor Werth ist, machte Rothenberg­er am Abend des Mannschaft­ssieges deutlich. „Ich habe sie, als meine Eltern noch ritten, als kleines Kind gesehen, wie sie immer gewann“, berichtete der 22-Jährige mit der Goldmedail­le um den Hals: „Und jetzt sitze ich hier neben ihr.“

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Foto: Friso Gentsch, dpa Zeigt her eure Schätze: Die deutschen Dressurrei­ter (von links) Sönke Rothenberg­er, Dorothee Schneider, Helen Langehanen­berg und Isabell Werth mit ihren Goldmedail­len.

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