Ärmelpartner
Alles hat seine Zeit. Die große Zeit der Ärmelschoner, Hosenträger, Sockenhalter und Schuhspanner neigt sich dem Ende zu. Aber es kommen neue Player. Der Ärmelpartner ist so einer. Ärmelpartner? Ja. „Der FCA hat einen neuen Ärmelpartner.“Man nimmt es zur Kenntnis und ordnet ihn stumm ein unter W wie Werbung.
Sponsoren sind findig und gierig, sie besetzen jeden Zoll, weshalb wir uns längst an groteske Kragenpartner und knallige Mützenpartner gewöhnt haben, welche Fußballtrainer und Wintersportler und überhaupt alle Aktiven gegen Geld zu verzieren in der Lage sind. Es gab ja schließlich sogar schon Popopartner respektive Hinternpartner, die auf der Sporthosenrückseite Reklame abgesetzt hatten.
Während die Ehe für alle auf nicht wenig Widerstand und Untergangsgeschrei stößt, ist die Vermarktung von allem gesellschaftlich durchgesetzt und akzeptiert. Wird schon seine Ordnung haben. Hähnchen auf der Brust, Software auf dem Ärmel, Gel im Haar. Es fällt auf, dass sich Körperflächenanmieter ungern so nennen lassen. Stattdessen spricht man heute bevorzugt von „Partnern“. Natürlich alles vertraglich geregelt. Ein gewisser Timo aus Taucha, der gar nicht in der Bundesliga spielt, ist beispielsweise wild entschlossen, seinen Körper komplett als Werbefläche zu vermarkten. 500 Firmenlogos will er als Tattoos auf sich unterbringen.
Man möchte sich gar nicht vorstellen, welche Wörter da noch herausspringen können neben dem Kniekehlenpartner (sicher günstiger als die Stirn) und dem Nabelpartner… Was kommt als Nächstes? Frei wäre noch der Trauerflor, der gelegentlich von allen Bundesligaspielern auf dem Platz getragen wird. Und natürlich die Spielernamen auf dem Rücken. Franck Iglo Ribéry. Thomas Paulaner Müller. Mario Goldbären Götze. Und der erste Vereinstrainer, der es schafft, seine Viererkette im Spiel mit den Stollen nebenbei – natürlich videobeweisfähig – ein Werbelogo in den Rasen stanzen zu lassen, ist der Konkurrenz mindestens eine Ärmellänge voraus.