Friedberger Allgemeine

Der Himmel voller Äpfel

Eine Streuobstw­iese ist ein Hort heimischer Sorten. Diese sind wieder in Mode. Ihre Vielfalt und Besonderhe­iten erklärte Gartenpfle­ger Anton Meier aus Friedberg

- VON SABINE ROTH

Friedberg Manche kamen barfuß, andere in Gummistief­eln: Über 40 Garten- und Blumenfreu­nde trafen sich in Friedberg-Süd nahe des Bressuire-Rings. Sie alle wollten sich bei einer Führung durch das 12 000 Quadratmet­er große Areal mit über 80 Bäumen Tipps holen. Denn Gartenpfle­ger Anton Meier vom Verein für Blumen- und Gartenfreu­nde Friedberg weiß Rat, wenn es um den perfekten Schnitt eines Baumes oder um die richtige Bekämpfung von Schädlinge­n geht. Zudem kennt er die Besonderhe­iten der alten Obstsorten, die jetzt wieder sehr beliebt sind, und kann Empfehlung­en für den Anbau im eigenen Garten geben.

Vor zwei Jahren hat die Stadt Friedberg mit dem Verein für Blumenund Gartenfreu­nde vereinbart, dass dieser die Pflege und Nutzung der Streuobstw­iese übernimmt. Gemeinsam sorgen die Vereinsmit­glieder nun unter anderem für den Schnitt der Bäume. Als Dank dürfen sie die Früchte ernten. Außenstehe­nden ist das verboten. Fallobst darf aber jeder mitnehmen. Gespritzt wird hier nicht. Das Obst soll schadstoff­frei bleiben, die Umwelt geschont werden. Inzwischen macht die Anlage einen gepflegten Eindruck und der Verein war stolz, sie nun bei der ersten Führung öffentlich vorstellen zu dürfen.

Gartenpfle­ger Anton Meier gab dazu jedem ein Baumregist­er in die Hand, auf dem alle Bäume mit Nummern und Sorte gekennzeic­hnet sind. Der Fachmann erzählte einiges zur Geschichte und heutigen Bedeutung von Streuobstw­iesen. „Früher waren sie eine wichtige Nahrungsqu­elle für die Menschen, heute müssen leider immer mehr Wiesen für Baugebiete weichen. Die Ausgleichs­flächen brauchen dann lange, bis die frisch gepflanzte­n Bäume wieder Früchte tragen.“

Über die Hälfte der Bäume der Streuobstw­iese in Friedberg sind Apfelbäume. „Gerade für Allergiker und Diabetiker haben wir gute Erfahrunge­n mit alten Apfelsorte­n, zum Beispiel dem Kaiser Wilhelm oder dem Ontario, gemacht“, erklärte Meier. Nicht schön seien die vielen Frostschäd­en aus diesem Frühjahr. Das konnte man vor Ort erkennen. Viele Bäume trugen keine Früchte oder man sah braune Narben auf den Äpfeln, ein Zeichen für den Frost. „Jetzt weiß ich, woher die Narben an unseren Äpfeln im Garten kommen“, staunte die zehnjährig­e Eva Naumann, die mit ihrer Mutter zur Führung gekommen war. Acht Äpfel durfte sie ernten. Dass es Apfelsorte­n mit Namen wie Schöner von Herrnhut gibt, fand sie sehr interessan­t. Einen Apfelbaum dieser Sorte hat Oswald Lugert aus Kissing in seinem über 900 Quadratmet­er großen Garten. Besonders interessie­rte ihn, wie man die Bäume regelmäßig richtig schneidet. Denn Meier erklärte, wie ein Baum aufgebaut ist und wo er geschnitte­n werden muss. „Zuerst kommen die Leitäste dran und dann geht man erst an die Stammverlä­ngerung. Wenn man richtig schneidet, dann bringt das schönere und aromatisch­ere Früchte. Nach oben hin sollten nicht mehr so viele Äste sein.“Denn das Licht müsse durchkomme­n. Nach viel Regen könnten dann die Blätter schneller trocknen und Pilzkrankh­eiten könnten sich weniger gut entwickeln.

Die Streuobstw­iese in Friedberg-Süd ist vielseitig. So ging es vorbei an Obstsorten wie Birnen, Mirabellen, Zwetschgen, Quitten und Kirschen, aber auch an Nüssen. Jeder Baum hat ein Schild. Darauf steht der Name der Sorte. Wer sich also nicht sicher ist, kann nachsehen. Einige Bäume haben die Schrotschu­sskrankhei­t. Das sieht man daran, dass die Blätter Löcher haben. Die Ursache für einen wurgut migen Apfel dagegen ist der Apfelwickl­er. Meier erklärte, dass das ein Falter ist, den man im Hausgarten nur schwer bekämpfen könne. Denn auch wenn der eigene Baum behandelt worden ist, kämen die Falter sofort von den Bäumen des Nachbarn herbeigefl­ogen. Und dann hatte er noch einen Tipp parat: „Fallobst ist wichtig für Vögel und Insekten. Deshalb bitte nicht alles aufheben, sondern etwas liegen lassen.“

Wer Lust auf Führungen, Vorträge, Baumschnit­tkurse, Tauschbörs­en und Geselligke­it bekommen hat, der ist bei den Blumen- und Gartenfreu­nden richtig. Neue Mitglieder sind willkommen. Das Ehepaar Sylvia und Martin Karl aus Friedberg ist seit fünf Jahren Mitglied. Toll findet Sylvia Karl die Blumentaus­chbörse, wo man seine „Schmuckstü­ckchen“zum Tauschen mitbringen und sich was Neues mitnehmen kann.

OKontakt Der Gartenbauv­er ein bietet regelmäßig Baumschnei­dkurse und eine Pflanzenta­uschbörse an. Zudem wird es demnächst eine Kindergrup­pe geben, die von einer Pädagogin betreut wird. Die Herbstvers­ammlung fin det am 11. Oktober um 19 Uhr im Gasthof Linde statt. Mehr un ter gartenfreu­nde fried berg.de

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Viele Teilnehmer kamen zu der Führung von Anton Meier über die Streuobstw­iese nahe dem Friedberge­r Bressuire Ring.
 ??  ?? Andrea Fendt hält den Kaiser Wilhelm in der Hand.
Andrea Fendt hält den Kaiser Wilhelm in der Hand.
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Nicht schön: Der Apfelwickl­er hat sich über den Apfel hergemacht.
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