Auf dem Schleichweg durch die Schillerstraße
Viele Autofahrer nutzen das Wohngebiet in Friedberg-Nord als Abkürzung zur B 300. Nun will die Stadt mit eingezeichneten Parzellen das Parken regulieren. Die Anwohner protestieren
Friedberg Anwohner der Schillerstraße sind frustriert. Seit Jahren wird ihr Wohngebiet als Umgehung der Bundesstraße 300 benutzt. Nun plant die Stadt Parkflächen einzuzeichnen, um dem Schleichverkehr die Durchfahrt zu erleichtern – so scheint es zumindest in den Augen der Anlieger. „Warum sollen wir die Leidtragenden sein?“, machen sie in einem Brief an Bürgermeister Roland Eichmann ihrem Ärger Luft. Für Jutta-Elena Ranzinger und ihre Nachbarn ist die Verkehrssituation nicht tragbar. Es sei bekannt, dass das Quartier als Abkürzung gilt. „Auch wenn der Berg oder die Innenstadt gesperrt sind, ist das Fahrzeugaufkommen bei uns erhöht“, heißt es in ihrem Schreiben.
Das Problem in der Schillerstraße ist kein neues. So ließ Bürgermeister Albert Kling 1996 die Straße versuchsweise sperren, um Schleichverkehr zum See und den umliegenden Gasthäusern zu unterbinden. Der Versuch scheiterte. „Friedberg stand Kopf, weil man hier nicht mehr durchfahren konnte“, erinnert sich Ranzinger. Und auch heute noch ist das Problem präsent. „Unsere Straße wird übermäßig von Polizei und Verkehrsüberwachung kontrolliert“, erklärt Ranzinger. Dabei verstießen die abgestellten Bewohnerfahrzeuge – darunter ein Wohnmobil und ein Wohnwagen – nicht gegen die Straßenverkehrsordnung, denn sie seien ordnungsgemäß gemeldet. Dennoch gebe es Beschwerden – mit der Begründung, dass geparkte Autos Rettungsfahrzeuge behinderten. Ein Vorwurf, den die Anwohnerin nicht bestätigen kann. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass große landwirtschaftliche Fahrzeuge, die sowie Fahrzeuge mit großen Pferdeanhängern gut durch die Straße kommen, es hingegen unserer Feuerwehr sowie dem Rettungsdienst angeblich nicht möglich ist“, heißt es in dem Brief.
Die Schillerstraße befindet sich in einer verkehrsberuhigten Zone, in der Tempo 30 und Rechts-vorLinks gilt. „Es hält sich aber kaum einer daran“, klagt Ranzinger. Vor allem für Kinder sei das gefährlich. Nicole Schwank ist fünffache Mutter und ebenfalls Anwohnerin. Die Straße mit ihrem Nachwuchs zu überqueren, sei zu Stoßzeiten unmöglich. „Wenn die Menschen vom Baggersee nach Hause fahren, stehe ich hier teilweise fünf Minuten“, erklärt sie. Mit dem Auto kurz vor dem Haus zu halten, um die Kinder auszuladen, sei keine Option. Dann werde gedrängelt, gehupt und Fahrer weichen über den Gehweg aus, so Schwank.
Nun will die Stadt Parkflächen einzeichnen. Die Anwohner sehen darin eine Verlagerung der ParkMüllfahrzeuge problematik auf Seitenstraßen und ein Einknicken vor Beschwerden von Durchfahrenden. „Es ist enttäuschend“, findet Nicole Schwank. „Die ständigen Beschwerden der Autofahrer. Jetzt müssen wir auch noch bei den Parkplätzen den Kürzeren ziehen. Unsere Probleme werden ignoriert.“
Bürgermeister Eichmann kann den Unmut nachvollziehen. „Eine Lösung wird es hier nicht geben. Allerdings können Verbesserungen herbeigeführt werden“, sagt er. Einige davon hat die Stadt in der Vergangenheit getestet, darunter ein einseitiges Halteverbot. Auf Drängen der Anlieger wurde das aber wieder abgeschafft. Um eine Entschleunigung des Verkehrs zu erreichen, sollten Anwohner ihre Fahrzeuge als „mobile Hindernisse“versetzt parken. Die Folge: „Es kamen Beschwerden von der Landwirtschaft und der Feuerwehr“, so Eichmann. Auf Wunsch der Anwohner sollten die Parkflächen nun eingezeichnet werden. Dazu habe der Bürgermeister zunächst keine Rückmeldung erhalten. Auf erneutes Anfragen hin seien die Reaktionen der Anlieger auseinandergegangen. „Sie scheinen sich nicht einig zu sein“, meint er. Aber die Stadt arbeite daran.