Friedberger Allgemeine

Frisches Gemüse per Mausklick

Regionale Produkte direkt vom Bauernhof bestellen und vor die Haustür geliefert bekommen – das ist die Idee hinter dem Start-up-Unternehme­n Gmias. Was sich die jungen Gründer davon verspreche­n

- VON FELICITAS LACHMAYR

Friedberg Tomaten aus Spanien, Kartoffeln aus Ägypten – im Supermarkt ist Gemüse aus der Region nicht immer verfügbar. Das soll sich ändern, dachten sich vier junge Leute und gründeten das Unternehme­n Gmias. Die Idee dahinter: Kunden können Gemüse aus der Region online bestellen und direkt nach Hause liefern lassen.

„Gerade in der Stadt hat nicht jeder die Gelegenhei­t, direkt beim Bauernhof einzukaufe­n“, sagt Philipp Lechner. Deshalb gründete der Friedberge­r zusammen mit Klaus Thiele, Benjamin Schlagenha­uf und Kajetan Mischok das Unternehme­n Gmias. Über die gleichnami­ge Internetse­ite nehmen sie Bestellung­en entgegen, sie fahren zu den Landwirten und liefern die frische Ware direkt an ihre Kunden aus.

40 Produkte haben sie bisher im Sortiment, von Tomaten über Eier und Honig bis zum Schnittlau­ch. „Unser Ziel ist es, alles zu liefern, was die Region zu bieten hat“, sagt Lechner. „Wir wollen eine Art Online-Hofladen

Kundschaft vom Studenten bis zur Rentnerin

schaffen.“So wollen sie bald auch Produkte wie Nudeln oder Mehl verkaufen. Damit ließen sich auch mögliche Engpässe im Winter überbrücke­n. „Aber auch dann können wir Lagergemüs­e oder frischen Kohl anbieten“, sagt Lechner. „Wir wollen das Bewusstsei­n für saisonales Essen stärken.“

Bisher konnten sie drei Erzeuger für ihr Konzept gewinnen, den Biohof Marquart in Haunswies, die Augsburger Gärtnerei Hagenbusch und die Schmuttert­aler Imkerei bei Langweid. „Es haben sich schon weitere Landwirte bei uns gemeldet“, sagt Thiele. Denn die hätten einen entscheide­nden Vorteil: Sie können den Preis für ihre Produkte selbst vorgeben. Die vier Unternehme­r schlagen dann 30 Prozent Marge drauf. Damit sind die Produkte zwar etwas teurer als im Supermarkt – einen Salat gibt es beispielsw­eise für 1,50 Euro –, dafür kommen sie frisch vom Bauernhof. „Wir verkaufen reifes Gemüse und keine Frühernte“, betont Lechner. „Die Sachen schmecken einfach besser.“Kunden können bis 12 Uhr ihre Bestellung aufgeben. Mindestbes­tellwert sind 10 Euro. Geliefert wird nach Friedberg und Augsburg.

Damit die Auslieferu­ng ökologisch ist, mieten die jungen Unternehme­r Elektroaut­os bei Carsharing. „Das ist CO2-neutral und spart uns den Kauf eines eigenen Autos“, sagt Lechner. Geliefert wird zwischen 18 und 21 Uhr. Da seien die meisten Leute zu Hause. Bei der Auslieferu­ng wechseln sich die vier Unternehme­r ab. „Wer Zeit hat, fährt die Ware aus“, so Lechner. „Wir holen die Produkte direkt beim Bauern ab und bringen sie zu den Kunden.“

Derzeit gehen 20 Bestellung­en in der Woche ein, so Thiele. Dafür, dass es Gmias erst seit zwei Monaten gibt, sei das sehr gut. Die Kundschaft seit bunt gemischt, vom jungen Studenten bis zur älteren Dame. Dass ihr Konzept aufzugehen scheint, ist nicht so überrasche­nd.

Denn Lechner und Thiele sind keine Anfänger. Sie haben schon einmal gezeigt, wie man eine Geschäftsi­dee erfolgreic­h umsetzt. Beide haben Wirtschaft­singenieur­wesen studiert, beide lieben Sport. Vor drei Jahren kam ihnen die Idee, einen biozertifi­zierten Proteinsha­ke auf den Markt zu bringen. „In den normalen Shakes ist so viel Müll enthalten, das wollten wir ändern“, erzählt Lechner. Sie gründeten das Unternehme­n Orgainic und vertreiben seitdem über das Internet die Biodrinks. „Der Verkauf läuft gut, wir haben im letzten Jahr neun Tonnen davon verkauft“, sagt Lechner.

Auch ihre beiden Kollegen sind keine Neulinge in der Unternehme­nsführung. „Wir ergänzen uns sehr gut“, sagt Lechner. Schlagenha­uf kümmert sich um Zahlen und Daten. „Er ist quasi unser Archivar“, sagt Lechner lachend. Mischok, der die zündende Idee für Gmias hatte, betreibt eine Softwarefi­rma in Augsburg. Sein Büro nutzen die vier auch für Gmias. Denn Lechners Wohnzimmer in Friedberg reicht längst nicht mehr aus.

„Wir sind gerade auf der Suche nach Büroräumen“, sagt Lechner. Ab September beschäftig­en die Unternehme­r ihre erste Praktikant­in. Finanziert haben sie das Ganze aus eigener Tasche, 8000 Euro haben sie hineingest­eckt. „Aber wir suchen bald einen Investor“, sagt Thiele.

Um ihr Angebot transparen­t zu machen und den Kunden einen Einblick in das Leben eines Start-upUnterneh­mens zu geben, führen die vier ein Video-Tagebuch. Dokumentie­rt wird alles – von der ersten Auslieferu­ng, einer Hofbesicht­igung bis hin zur Kochsessio­n. „Wir wollen auch die Betriebe filmen“, sagt Lechner. Denn die Kunden sollen wissen, wo sie ihre Ware bestellen. Außerdem steckten immer interessan­te Geschichte­n dahinter. So sehr ihnen das Ganze Spaß mache: „Wir geben unser Bestes und machen das schon mit einer gewissen Ernsthafti­gkeit.“

IBestellun­g:

Wer sein Obst und Gemüse direkt vom Bauerhof geliefert bekommen möchte, kann seine Bestellung aufgeben unter www.gmias.com

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Foto: Felicitas Lachmayr Zusammen mit zwei Freunden gründeten Philipp Lechner aus Friedberg und Klaus Thiele das Unternehme­n Gmias. Über das Internet können Kunden Produkte aus der Region bestellen und bekommen sie direkt an die Haustür geliefert.

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