Friedberger Allgemeine

Bauer und Filmstar

Schon wieder ein neuer Streifen mit Detlev Buck! Und schon wieder nicht das, was man erwartet hätte. Der Kauz und Vollprofi ist immer für eine Überraschu­ng gut

- Wolfgang Schütz

Das Grinsen, der Typ – klar, den kennt doch irgendwie jeder aus irgendeine­m Film. Weil, nur zum Beispiel: In vielen Kinos ist er ab morgen sogar dreifach und für ganz unterschie­dliche Zielgruppe­n präsent. Da läuft für die Kinder noch immer der aktuelle Teil von „Bibi & Tina“, da läuft für Teenager, Eltern und Großeltern noch „Das Pubertier“– und da läuft dann neu für alle Freunde für Kult zwischen Kultur und Comedy auch noch der nächste Film aus Sven Regeners Welt um seinen Herrn Lehmann an, „Magical Mystery“. Nix davon ist Kunst- oder Spartenkin­o, alles Publikumss­treifen und überall taucht dieser Detlev Buck auf.

Aber damit ja nicht genug. Der Kerl deckt nicht nur ein unglaublic­hes Spektrum ab, vom neu verfilmten Bully-Spaß des „Brandner Kaspar“bis zum ausgezeich­neten Haneke-Drama „Das weiße Band“– er gehört in eine Riege, in der ihn wohl nur die wenigsten vermuten: die der Schweigers und Schweighöf­ers nämlich, Gesichter und Macher der deutschen Filmbranch­e, zugleich vor und hinter der Kamera prägend. Wobei schon der Vergleich zeigt: Buck, der ja Film studiert hat, eben auch bei vielen Streifen als Regisseur, Produzent und Drehbuchau­tor agiert und dabei Knüller von „Sonnenalle­e“bis „Die Vermessung der Welt“(aber auch Mutiges wie „Knallhart“) auf die

Bahn gebracht hat, ist irgendwie anders.

Über Til und Matthias kann man sich mit vielen streiten – den Detlev mag irgendwie jeder. Oder? Wer denkt bei seinem Auftritt schon genervt „Ach, der Buck wieder…“? Eher sind es die gleichen Worte, aber in überrascht­em Tonfall. „Männerhort“und „Rubbeldiek­atz“, klar, aber auch Vilsmeiers „Die Gustloff“und Leander Haußmanns „Kabale und Liebe“– Buck! Und eine Überraschu­ng wird mindestens für Fans auch sein: Der 54-Jährige spielt in „Magical Mystery“nun nicht, wie in „Herr Lehmann“so genial, den Karl, sondern den völlig verspulten Ferdi. Aber verdrogt und durchgekna­llt, das kann er ja. Ausgerechn­et. Denn in seinem Privatlebe­n ist der Vater dreier Töchter (zwi- schen 30 und 15 Jahre alt) Bauer. Und nicht aus irgendeine­r HipsterLau­ne heraus, die manchen Berliner inzwischen (nicht selten vorübergeh­end) als Selbstvers­orger ins ländliche Offline-Dasein treibt. Er bewirtscha­ftet den Hof in Nienwohld bei Hamburg, auf dem er selbst aufgewachs­en ist, weiter, hat nach dem Abitur einst auch eine Ausbildung zum Landwirt gemacht, danach auf einem Hof in Dachau gearbeitet.

In einer heute sehr hübsch wirkenden Pointe kam zu diesem einen Leben des Detlev Buck das zweite: Er wurde abgelehnt damals an der Hamburger Schauspiel­schule – und schaffte einen ersten Durchbruch dann kurz danach mit einem Film in Eigenregie und Hauptrolle: „Erst die Arbeit und dann!?“(1984). Er handelt von einem Jungbauern, der abends in Szene-Kneipen aufbricht …

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Foto: Pedersen, dpa

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