Friedberger Allgemeine

Spahn trennt sich von umstritten­en Firmenante­ilen

CDU-Politiker suchte sich ausgerechn­et eine Branche aus, für die er im Finanzmini­sterium zuständig ist

- Süddeutsch­en Zeitung

Berlin Auch in den eigenen Reihen hat Jens Spahn mit seinem Investment nur Kopfschütt­eln ausgelöst: Erst liefert der CDU-Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium mit seiner umstritten­en Beteiligun­g an einer Start-up-Firma für Steuererkl­ärungssoft­ware der Opposition eine Steilvorla­ge. Gut drei Wochen vor der Bundestags­wahl kündigt er nun an, seinen Anteil wieder verkaufen zu wollen. Der konservati­ve CDUHoffnun­gsträger räumte am Dienstag in Berlin dann auch noch ein, für die investiert­en 15000 Euro Staatshilf­en kassiert zu haben. Spahn war in die Kritik geraten, weil er sich an einem Unternehme­n beteiligt, das in einer Branche aktiv ist, für die er im Finanzmini­sterium zuständig ist.

Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel begrüßte Spahns Rückzug aus der Technologi­efirma. „Das ist sicherlich ein vernünftig­er Schritt“, sagte sie bei ihrer Sommerpres­sekonferen­z. Spahn habe sich entschiede­n, seine Anteile an der Firma zurückzuge­ben, um jeden Eindruck zu vermeiden, er könnte daraus Vorteile ziehen oder es fände eine Verquickun­g mit seiner Regierungs­arbeit statt. „Ansonsten arbeite ich sehr gerne mit Jens Spahn zusammen und schätze die Zusammenar­beit“, sagte Merkel noch. Spahn, der auch im CDU-Präsidium sitzt, hatte Merkel auf dem vergangene­n Parteitag im Dezember in Essen düpiert, nachdem er bei einer Abstimmung zur doppelten Staatsbürg­erschaft kurzerhand eine Mehrheit gegen die Parteivors­itzende mobilisier­te.

Spahn hat sich mit einem Anteil von 1,25 Prozent an dem schwäbisch­en Unternehme­n Pareton GmbH beteiligt. Die Start-up-Firma bietet eine günstige Bearbeitun­g von Steuererkl­ärungen im Internet an. Der Politiker hatte nach eigenen Angaben 15 000 Euro investiert. Der

sagte er nun: „Ich bin auf der Suche nach einem Käufer.“Sei dieser gefunden, werde er auch den staatliche­n Zuschuss zurückzahl­en, den er für das Investment bekommen hatte. Nähere Angaben wollte Spahn auf Anfrage nicht machen.

Das Bundesfina­nzminister­ium wollte den Vorgang nicht bewerten. Ein staatliche­r Zuschuss ist üblich. So bekommen sogenannte Business Angels, die wie Spahn privates Geld als Wagniskapi­tal in junge Technologi­efirmen investiere­n, 20 Prozent der Gesamtsumm­e vom Staat erstattet. Spahn kassierte demnach 3000 Euro. Zusätzlich zum Erwerbszus­chuss kann ein Investor bei einer gewinnbrin­genden Veräußerun­g seiner Anteile seine Steuerlast senken. Spahn ist im Ministeriu­m auch für sogenannte Fintech-Unternehme­n zuständig, also junge Technologi­e-Firmen, die Finanzdien­stleistung­en anbieten. SPD und Grüne hatten ihm wegen der Start-up-Beteiligun­g einen klaren Interessen­konflikt sowie Instinktlo­sigkeit vorgeworfe­n.

SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil hatte zuletzt gefordert, Spahn solle entweder die Beteiligun­g abgeben oder von seinem Posten im Ministeriu­m zurücktret­en. „Genauso wie ein Staatssekr­etär im Verteidigu­ngsministe­rium sich nicht an Rüstungsfi­rmen beteiligen sollte, sollte ein Finanzstaa­tssekretär privat die Finger von der Finanzwirt­schaft lassen“, sagte Heil. Der 37-jährige Spahn ist ein Hoffnungst­räger des konservati­ven CDU-Flügels, Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) gilt als sein Mentor. Der ambitionie­rte Politiker aus Nordrhein-Westfalen, der sich in Talkshows gern auch als Hardliner präsentier­t, wird in Teilen der Partei schon länger als möglicher Nachfolger Merkels gehandelt.

Merkel begrüßt Rückzug aus dem Unternehme­n

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Foto: dpa Jens Spahn muss Kritik für eine Firmen beteiligun­g einstecken.

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