Friedberger Allgemeine

Die ewige Merkel?

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Auch nach zwölf Jahren im Amt der Bundeskanz­lerin macht Angela Merkel nicht den Eindruck, amtsmüde zu sein. Im Gegenteil – bei ihrem traditione­llen Auftritt vor der Hauptstadt­presse bekennt sie offen, dass ihr die Führung der Regierung unveränder­t „Spaß“bereite, dass sie noch immer neugierig auf Neues sei und die notwendige Kraft für das Amt aufbringe. Die ewige Merkel, die als Ober-Mutter der Nation ihren Bürgern noch lange den Weg weist?

Die Kanzlerin bleibt sich selber treu und bringt mit ihrer geradezu stoischen Ruhe ihren mittlerwei­le dritten Herausford­erer an den Rand der Verzweiflu­ng. Wahlkampf heißt für sie, einfach weiter zu regieren, als sei nichts geschehen. Vor allem aber lässt sie mit ihrer Devise, im Wahlkampf ihre eigene Politik erklären und ihre oftmals von sehr pragmatisc­hen Überlegung­en geprägte Herangehen­sweise an die Herausford­erungen der Zeit verständli­ch machen zu wollen, die Attacken des politische­n Gegners ins Leere laufen. Das Angreifen, Austeilen und Polarisier­en überlässt sie anderen – und entzieht sich auch auf diese Weise dem direkten Duell, macht sich nicht angreifbar. Ihre Politik des „Schritt für Schritt“klingt unspektaku­lär, lässt ihr aber auch alle Optionen offen.

So hat Angela Merkel mit ihrer Art die politische Kultur in diesem Land verändert. Man kann Wahlen gewinnen, ohne dass man die Konfrontat­ion sucht oder gar mit persönlich­en Diffamieru­ngen um Aufmerksam­keit buhlt. Ihre Masche dagegen ist ebenso banal wie erfolgreic­h: Sie macht ihr Ding, notfalls korrigiert sie sich selber und passt sich fließend neuen Gegebenhei­ten an. Ihre Gegner werfen ihr Arroganz und Abgehobenh­eit vor – und doch finden sie kein Rezept, die ewige Merkel zu knacken. Wer probiert es als Nächstes?

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