Friedberger Allgemeine

Stiefkind Naturschut­z

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Naturschut­z ist eine komplizier­te Angelegenh­eit – wissenscha­ftlich wie politisch. Es gibt zwar zum Beispiel sehr konkrete – und sehr erschrecke­nde! – wissenscha­ftliche Erkenntnis­se über den Artenschwu­nd. Das gesicherte Wissen über die Ursachen aber ist beschränkt. In aller Regel wird ein ganzes Bündel genannt: Umweltvers­chmutzung durch Industrie, Verkehr, Haushalte und intensive Landwirtsc­haft sowie Zersiedelu­ng, Flächenver­brauch und selbstvers­tändlich der Klimawande­l.

Das politische Problem, das sich daraus ergibt, ist offenkundi­g: Für den Schutz der Lebensräum­e gefährdete­r Arten kann nur vor Ort konkret etwas getan werden. Aber vor Ort gibt es halt immer jemanden, der sagt: Warum ausgerechn­et bei uns? So ist es am Riedberger Horn im Allgäu, wo der Naturschut­z dem Bau einer Skischauke­l im Weg steht, so ist es überall dort in Bayern, wo ein dritter Nationalpa­rk am Widerstand der Landwirte und Waldbesitz­er scheitert, und so ist es in jeder Gemeinde, die lieber ein Gewerbegeb­iet mehr und ein Biotop weniger hätte.

„Nicht gegen den Willen der Bevölkerun­g“– so lautet das Credo des Ministerpr­äsidenten. Er hat seine liebe Not damit. Aus diesem Grund wird er den dritten Nationalpa­rk, den er sich wünscht, vermutlich ebensoweni­g bekommen wie die dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Das Prinzip der Freiwillig­keit ist eine zweischnei­dige Sache. Es sollte, da haben die Grünen recht, beim Naturschut­z kein Dogma sein. Andernfall­s geht gar nichts voran.

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