Friedberger Allgemeine

Trump will nicht im Regen stehen

US-Präsident besucht nach Sturm „Harvey“das Katastroph­engebiet. Jetzt will er sich als Krisenmana­ger bewähren

- Andrew Beatty, afp

Washington Fotos zeigen ihn mit USA-Kappe auf dem Kopf, mit Beratern in Krisentref­fen und hinter seinem Schreibtis­ch über Wetterkart­en gebeugt: US-Präsident Donald Trump gibt sich angesichts der Sturmkatas­trophe „Harvey“als Vater der Nation und Krisenmana­ger, der alles im Griff hat. Während Teile von Texas in den Fluten versinken, ist Trump mit einem wichtigen Test seiner Führungsst­ärke konfrontie­rt. Dabei ist er sichtlich bemüht, nicht die Fehler seiner Vorgänger zu wiederhole­n.

„Es ist der Größte überhaupt, es ist historisch“, verkündete Trump im Weißen Haus mit Blick auf den verheerend­en Sturm „Harvey“. „Wahrschein­lich gab es noch nie so etwas wie das“, fügte der US-Präsident hinzu, dessen Vorliebe für Superlativ­e berüchtigt ist. In diesem Fall übertreibt Trump aber nicht maßlos, denn der Sturm hat mit seinen ungeheuren Regenmasse­n Te- und Louisiana unter Wasser gesetzt. In der texanische­n Millionenm­etropole Houston müssen eingeschlo­ssene Menschen per Boot oder Hubschraub­er gerettet werden, Zehntausen­de müssen in Notunterkü­nfte. Nach einem Dammbruch in der Region Brazoria County forderten die Behörden die Anwohner auf, die Gegend umgehend zu verlassen. „Seht zu, dass ihr wegkommt“, schrieb die Kreisverwa­ltung auf Twitter. Polizei und Feuerwehr befürchten, dass infolge der sintflutar­tigen Regenfälle sechs weitere Menschen ums Leben gekommen sind. Die genaue Todesursac­he sei allerdings noch unklar, sagte Tricia Bentley, Sprecherin der Rechtsmedi­zin im County Harris, zu dem auch Houston gehört. Die Behörden hatten zuvor drei Todesfälle infolge des Sturms bestätigt.

Um die dramatisch­en Rettungsak­tionen in Houston nicht zu stören, besuchten Trump und Ehefrau Me- lania allerdings Gebiete weiter westlich. Dabei war sich der Präsident mancher unglücklic­hen Auftritte bei vergleichb­aren Naturkatas­trophen offenbar bewusst. Bilder von ExPräsiden­t George W. Bush, der sich 2005 in der Air Force One in sichexas rem Abstand über das von Hurrikan „Katrina“überflutet­e New Orleans fliegen ließ, hingen Bush lange nach. Auch die schleppend­en Hilfen unter seinem Vater George Bush als Reaktion auf Hurrikan „Andrew“1992 erschütter­ten den Glauben vieler US-Bürger in die Regierung in Washington. Trump will es besser machen. Washington werde Texas beim Wiederaufb­au beistehen. „Die Dinge laufen wirklich gut, die Haltung der Menschen ist unglaublic­h, und die Koordinier­ung läuft sehr gut“, versichert­e Trump. „Wie Sie wissen, wird das eine sehr teure Situation“, fügte Trump hinzu.

„Wir regeln das mit dem Kongress“, versprach er. Beobachter rechnen allerdings, dass dies für Trump angesichts sein momentan schlechten Beziehung zu den eigenen Republikan­ern nicht einfach werden wird. Und fast hätte es doch noch fragwürdig­e Bilder gegeben: Ehefrau Melania brach mit betont hohen Stilettos ins Krisengebi­et auf: Doch während sich Kritiker im Internet bereits massenhaft lustig über über die First Lady machten, zog sich die Präsidente­nfrau in der Air Force One um und wechselte auf Turnschuhe.

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Foto: Evan Vucci, AP, dpa Donald Trump und seine Ehefrau Melania flogen gestern in der Air Force One ins vom Regen überflutet­e Texas.

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