Friedberger Allgemeine

Sport trifft in der Türkei auf Politik

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Das Ziel der deutschen Basketball­er ist die Türkei. Jenes Land also, von dessen Besuch Außenminis­ter Sigmar Gabriel deutschen Urlaubern unlängst abgeraten hat. Immerhin ist die dortige Regierung momentan reichlich spendabel, wenn es um die kostenfrei­e Nutzung ortsansäss­iger Haftanstal­ten geht. Beruhigend zu wissen, dass den deutschen Basketball­ern der Sinn nicht nach Urlaub steht. In Istanbul findet vielmehr die Endrunde der Europameis­terschaft statt, was fast schon ironisch anmutet. Immerhin hat die Türkei nicht mehr viel am Hut mit diesem Europa. Der Sport, so heißt es oft, solle sich aus der Politik heraushalt­en. Es ist naiv zu glauben, dass er das kann. Zu oft schon wurde er von Politikern aller Couleur in Beschlag genommen. Im Glanz erfolgreic­her Athleten sonnen sich nicht nur Diktatoren gern. Zugegeben, eine Basketball-EM hat nicht die Strahlkraf­t einer Fußball-WM oder Olympische­r Spiele. Trotzdem wird es spannend sein, zu sehen, wie

Sport und Politik in diesem ganz besonderen Spannungsf­eld miteinande­r reagieren.

Jeder Spieler dürfe sagen, was er wolle, hat der Präsident des Deutschen Basketball Bundes auf die Frage geantworte­t, wie die Mannschaft mit den politische­n Verhältnis­sen in der Türkei umgehen solle. Das ist gleicherma­ßen ehrbar wie selbstvers­tändlich. Trotzdem fällt es schwer, sich einen Dennis Schröder vorzustell­en, wie er, behängt mit Goldkettch­en und hinter dicker Sonnenbril­le, über die Vorzüge westlicher Demokratie­n parliert.

Vermutlich wäre das auch zu viel verlangt. Schröders Job ist es, Bälle durch einen Ring zu werfen. Das kann er besser als die meisten anderen Menschen auf diesem Planeten. Und darauf sollten sich er und seine Kollegen auch erst einmal bei der EM konzentrie­ren, die für das deutsche Team mit der Vorrunde in Tel Aviv beginnt. Vielleicht werden all die spannenden Fragen auch gar nicht gestellt, denn meist war für die Nationalma­nnschaft schon nach besagter Vorrunde Schluss. Es bedarf nicht allzu großer Vorstellun­gskraft, um zu erahnen, dass der eine oder andere auf beiden Seiten des Bosporus nicht allzu unglücklic­h darüber wäre.

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