Friedberger Allgemeine

Wo sich Bayern und Schwaben zankten

Die Furt am Lech bei Hochzoll verband Augsburg mit dem bayerische­n Königreich / Serie (47)

- VON FELICITAS LACHMAYR

Augsburg/Friedberg Seit Jahrhunder­ten verbindet eine Furt, dann eine Brücke die Stadt Augsburg mit dem Umland östlich des Lechs. Einst klapperten Händler mit ihren Fuhrwerken über die Brücke und brachten wertvolle Waren wie Stoffe und Salz ans andere Ufer, Bauern lieferten Vieh und Getreide vom Land in die Stadt. Doch nicht immer verlief der Austausch zwischen Ost und West friedlich. Denn bis 1806 markierte der Lech die Grenze zwischen dem Königreich Bayern und der schwäbisch­en Freien Reichsstad­t Augsburg. Streitigke­iten um Zölle und kriegerisc­he Auseinande­rsetzungen blieben da nicht aus. Ausgetrage­n wurden sie häufig an der wichtigste­n Verbindung­sstelle, der Brücke bei Hochzoll.

Sie gilt als die älteste Überquerun­gsmöglichk­eit des Lechs bei Augsburg. „Schon die Römer nutzten eine ähnliche, möglicherw­eise etwas südlicher gelegene Stelle“, sagt Hubert Raab. Der Friedberge­r Historiker hat sich jahrelang mit der Lokalgesch­ichte auseinande­rgesetzt und weiß: „Der Lech war ein reißender Alpenfluss und nicht leicht zu passieren“. Immer wieder bildeten sich Seitenarme und Inseln, an mancher Stelle sei er hunderte Meter breit gewesen. Eine natürliche Grenze, die zu überwinden manch Mutigem das Leben kostete.

Umso bedeutende­r war die Errichtung der Brücke bei Hochzoll. Um 980 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, wurde sie durch Kriege und Hochwasser mehrfach zerstört. „Wenn Feinde am anderen Ufer des Lechs standen, wurde die Brücke oftmals in Brand gesteckt“, sagt Raab. So stand die hölzerne Brücke während des Dreißigjäh­rigen Krieges zweimal in Flammen, als französisc­he und schwedisch­e Truppen Augsburg belagerten. Nach erneuter Zerstörung beauftragt­e General Moreau 1796 bei Augsburger Zimmerleut­en den Wiederaufb­au. Denn die Brücke war lange Zeit eine der wenigen Stellen, an denen man den Lech überqueren konnte. Die nächsten Übergänge habe es südlich bei Kaufering und nördlich bei Rain gegeben, so Raab. Ab 1560, vermutlich auch schon früher, gab es eine weitere Querung bei Lechhausen. Doch die Brücke bei Hochzoll blieb die wichtigste Route, denn sie war direkt an die Fernhandel­swege angeschlos­sen. Entspreche­nd wurde für die Nutzung der Brücke Zoll erhoben. „Um den wurde viel gestritten“, so Raab. „Er machte die Brücke zu einer wichtigen Einnahmequ­elle.“Bis zur Einglieder­ung Augsburgs ins Königreich Bayern besaß das Kloster St. Ulrich und Afra das Zollrecht. Das verlieh dem Bauwerk seinen heutigen Namen: Afra-Brücke. Im Zuge der Säkularisa­tion hatten ab 1807 die Stadt und das Land die Verantwort­ung für die Brücke. Das Zollhaus am westlichen Ufer wurde 1835 abgerissen. Erst mit der Industrial­isierung wurde die hölzerne Brücke um 1834 durch Mauerwerk verstärkt. Nach mehrmalige­n Umbauten wurde der Übergang erst 1990 durch die jetzige vierspurig­e Brücke ersetzt. Geschichte erleben

● Lage Die Afrabrücke liegt im Os ten von Augsburg und verbindet die Stadt mit dem Stadtteil Hochzoll. Die B 300 sowie die Straßenbah­n linie 6 führen über die Brücke.

● Ausflug An der östlichen Seite der Brücke zeigt eine Stele, wie sich das Bauwerk im Laufe der Jahrhun derte veränderte. Inspiriert von den Bildern kann man bei einem Spaziergan­g am Lech entlang in der Geschichte schwelgen und sich vorstellen, wie Händler hier einst Ausland betraten ...

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Foto: Archiv Raab Die Brücke bei Hochzoll verband das Königreich Bayern mit der Freien Reichsstad­t Augsburg. Die Zollstelle sorgte immer wieder auch für Streit.
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