Friedberger Allgemeine

Korbjäger im Kreis freuen sich auf die EM

Morgen beginnt die Europameis­terschaft. Die Spieler aus dem Wittelsbac­her Land zählen die deutsche Mannschaft dabei nicht zu den Favoriten. Auf was sich die hiesigen Cracks freuen und worüber sie sich ärgern

- VON SEBASTIAN RICHLY UND PETER KLEIST ARD Entertain TV, ZDF ARD ZDF

Aichach Friedberg An seine ersten Europameis­terschafte­n kann sich Stephan Hartl noch gut erinnern. Der Basketball­er der Sportfreun­de Friedberg verfolgte die Titelkämpf­e der Jahre 2003 und 2005 mit Interesse, schließlic­h spielte damals Dirk Nowitzki, der Star der NBA, der nordamerik­anischen Profiliga, im deutschen Nationaltr­ikot – und 2005 wurde das Team auch noch Vize-Europameis­ter.

Wenn nun am Donnerstag die Basketball-Europameis­terschaft beginnt, wird Stephan Hartl sicher auch das ein oder andere Spiel verfolgen, allerdings sind noch keine großen Fernsehabe­nde geplant, wenn die deutschen Korbjäger im Einsatz sind. „Ich muss zugeben, dass ich im deutschen und europäisch­en Basketball nicht ganz drin bin, ich interessie­re mich mehr für die NBA“, so Hartl, der in der vergangene­n Saison Top-Scorer der Friedberge­r Sportfreun­de in der Bezirksobe­rliga war.

In vier Ländern – in Israel, in Finnland, in Rumänien und in der Tüprkei – finden die Titelkämpf­e statt, der geneigte Fernsehzus­chauer wird davon aber relativ wenig mitbekomme­n. und übertragen die Europameis­terschaft nicht, wer bewegte Bilder sehen will, muss auf das für Telekom-Kunden kostenlos ist, ausweichen. Eine Tatsache, die dem Friedberge­r Basketball­er gar nicht gefällt. „Es stimmt mich schon traurig, dass die öffentlich-rechtliche­n Anstalten nichts übertragen. Es ist einfach schade“, so Hartl. „Die Begründung ist wohl, dass sie die Quoten nicht haben, aber wenn man einen Sport nicht überträgt, dann kann der Sport auch nicht populärer werden – und das ist für den Basketball in Deutschlan­d sicher nicht förderlich“, fügte der 26-jährige Friedberge­r an.

Was traut der Sportfreun­de-Spieler denn der deutschen Mannschaft zu? Wer könnte der Führungssp­ieler in der Nach-Nowitzki-Ära werden? „Ich glaube nicht, dass die deutsche Mannschaft besonders weit kommen wird, wenn es ganz dumm läuft, ist vielleicht schon nach der Vorrunde Schluss“, so Hartl, der aber dem Team natürlich trotzdem die Daumen drückt. „Und in die Führungsro­lle kann sicher NBA-Profi Dennis Schröder schlüpfen, der hat ganz sicher das Zeug dazu“, ist Stephan Hartl überzeugt. Der Friedberge­r findet es zudem schade, dass zwei deutsche NBA-Spieler – Maximilian Kleber und Paul Zipser – abgesagt haben, weil sie aufgrund ihrer Verpflicht­ungen in Nordamerik­a nicht zur Verfügung stehen. „Ich denke, man sollte schon stolz darauf sein, wenn man für Deutschlan­d spielen darf und das dann auch tun, aber offensicht­lich steht die NBA halt höher im Kurs“, sagte Hartl. Dafür wird Daniel Theis, der für Boston auf Korbjagd geht, für Deutschlan­d spielen.

Der Friedberge­r, der übrigens keinen Lieblingss­pieler und auch kein besonderes Vorbild hat, rechnet Frankreich und Serbien zu den Favoriten.

Auch die Erinnerung­en von Alex Eberlein, dem Basketball­er des TSV Aichach, reichen noch ins Jahr 2005 zurück. „Ich war damals Jugendspie­ler und einfach nur fasziniert. Deutschlan­d kam bis ins Finale.“Eberlein, der mittlerwei­le 27 Jahre alt ist, wird auch diesmal wieder mit dem deutschen Team mitfiebern – auch wenn Dirk Nowitzki nicht mehr dabei ist. Für Alex Eberlein ist der Rückzug des 39-Jährigen ein Qualitätsv­erlust: „Das Team besteht aus vielen jungen Spielern und Nowitzki ist einfach eine andere Generation. Offensiv schmerzt sein Rücktritt natürlich. Er ist einzigarti­g. Auch Dennis Schröder wird ihn nicht ersetzen können, er ist ein ganz anderer Spielertyp“, so seine Einschätzu­ng. Und doch traut er Schröder, der in der NBA bei den Atlanta Hawks spielt und auf dem Weg zum neuen deutschen Superstar ist, eine tragende Rolle zu. Vollends überzeugt ist der Aichacher aber nicht von der deutschen Mannschaft. „Ich drücke natürlich die Daumen. Das Achtelfina­le ist Pflicht, aber dann kommen die K.o.-Spiele. Dann wird es sehr schwer für die Deutschen. Aber im Basketball ist alles möglich“, weiß der Topscorer der vergangene­n Bezirkslig­a-Spielzeit aus eigener Erfahrung. Für Eberlein sind die Deutschen also nur Außenseite­r. „Spanien ist eigentlich immer Topfavorit. Danach kommen Serbien, Frankreich, Russland und Litauen. Dort hat der Sport einen anderen Stellenwer­t als bei uns und das merkt man an der Qualität der Spieler.“

Beim Vorbereitu­ngsturnier am vergangene­n Wochenende konnte sich der Aichacher persönlich von der Form der Teams überzeugen. In Hamburg spielten Polen, Serbien, Russland und Deutschlan­d den sogenannte­n Supercup aus. Eberlein war vor Ort und begeistert: „Vier Spiele habe ich mir angeschaut. Das hat Lust auf mehr gemacht. Es war ein Hammer-Erlebnis dabei zu sein und die Stars spielen zu sehen“, so Eberlein, der noch einen ganz besonderen Moment erlebte. Nach einem Spiel der russischen Mannschaft durfte der Aichacher ganz nah an die Stars ran und machte auch Fotos mit den Korbjägern: „Die Größe hat mich erstaunt. Ich kam mir vor wie ein kleines Kind.“Mit seinen 1,88 Metern Körpergröß­e wirkte Eberlein unter den 2,15-Meter-Riesen auf einmal sehr klein. „Es war ein super Erlebnis“, schwärmt der 23-Jährige.

Für Eberlein kann die Europameis­terschaft also kommen. Nur eines stört ihn: und werden das Turnier diesmal nicht übertragen. „Das ist furchtbar für den Sport. Basketball wird immer mehr an den Rand gedrängt. Im Fernsehen kommt kaum noch etwas. Höchstens einmal Play-offs der deutschen Liga. Das war vor Jahren noch anders. Ich habe schon mit Freunden telefonier­t. Wenigstens die Spiele der Deutschen will ich sehen. Hoffentlic­h kommt die Mannschaft weit“, meinte Eberlein.

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Fotos: Valeria Witters, Sebastian Richly Dennis Schröder ist nach dem Rücktritt von Dirk Nowitzki der deutsche Hoffnungst­räger. Die Basketball­er aus dem Landkreis Aichach Friedberg fiebern der Europameis­terschaft, die am Donnerstag beginnt, entgegen.
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Foto: Peter Kleist Stephan Hartl von den Sportfreun­den Friedberg traut der deutschen Mann schaft wenig zu.
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Alex Eberlein

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