Friedberger Allgemeine

In wenigen Schritten vom Zwerg zum Riesen

Um optische Täuschunge­n geht es bei den „Augenspiel­en“im Aichacher Stadtmuseu­m. Wegen der rekordverd­ächtigen Besucherza­hlen wird die Schau bis Mitte Februar verlängert. Ein Exponat fasziniert besonders

- VON GERLINDE DREXLER

Witzig, überrasche­nd und mal etwas ganz anderes. So beschreibe­n Besucher die aktuelle Sonderauss­tellung im Aichacher Stadtmuseu­m. Unter dem Titel „Augenspiel­e“werden sie in eine Welt der optischen Täuschunge­n entführt. Vor allem ein Exponat der von Museum und Galerie der Stadt Schwabmünc­hen konzipiert­en Ausstellun­g hat es den Besuchern besonders angetan.

Strumpfsoc­kig stehen sie in dem Raum und strahlen: der eine riesengroß, der andere ein Zwerg. Das zumindest vermittelt die optische Täuschung dem Betrachter. Der Betrachter ist in dem Fall Teja Flanhardt aus Diedorf (Kreis Augsburg), die ihren Mann Anton und ihre Mutter in den sogenannte­n AmesRaum geschickt hat. Mit den Worten: „Anton, du bist schön groß. Ich will dich mal klein sehen.“Am Eingang des Raumes wird das optische Schrumpfen und Wachsen, das bei jedem Stellungsw­echsel so schön zu sehen ist, fleißig geknipst.

Der Ames-Raum wurde 1946 von dem amerikanis­chen Augenarzt und Psychologe­n Adelbert Ames entwickelt. Von einem bestimmten Punkt aus mit nur einem Auge betrachtet, wirkt der Raum wie ein ganz gewöhnlich­es Zimmer. Tatsächlic­h ist er jedoch in sich verzerrt. Stellen sich zwei gleich große Personen in die sichtbaren Ecken, erscheint die weiter entfernte kleiner als die andere. Ein Phänomen, das die Besucher fasziniert.

Wie zum Beispiel die Familie Gschoßmann aus Schiltberg. „Geht mal nach rechts, jetzt nach links“, dirigiert der Vater seine beiden Kinder, während er die erstaunlic­he Verwandlun­g seines Nachwuchse­s filmt. Der achtjährig­e Johannes Gschoßmann und seine sechsjähri­ge Schwester Sophia strahlen dabei über das ganze Gesicht. Was ihnen am besten gefallen hat? Der AmesRaum, sagen die beiden spontan. Aber auch das Safari-Buch, in dem die Tiere durch das Bild zu laufen scheinen, hat es ihnen angetan.

Die Ausstellun­g spielt mit Phänomenen aus dem Bereich der optischen Täuschung. Da ist zum Beispiel das sogenannte „KanizsaDre­ieck“, das nur in unserer Vorstellun­g existiert und von dem der Betrachter doch meint, es sehen zu können. Gaetano Kanizsa, der Erfinder des Dreiecks, nutzt hier eine Funktion des Gehirns, die Fehlendes ergänzen kann. Oder die Kaffeehaus­täuschung, bei der die Linien nach rechts oder links geneigt zu sein scheinen.

Das Ehepaar Herrmann aus Celle, das zu einem Besuch in der Paarstadt ist, nimmt sich viel Zeit. „Hier beleben wir die kindliche Ader“, sagen die beiden. Sie stehen vor der Zaubertrom­mel, bei der durch die Drehung die Bilder zu laufen scheinen und betrachten die aufgehängt­en Bilder mit Bewegungsi­llusionen. „Manche bewegen sich nicht, manche sofort“, stellen sie überrascht fest. Eine ähnliche Erfahrung macht auch Lulu Herzog aus Dasing. Mit den Bewegungsi­llusionen verbindet die 86-Jährige vor allem Kindheitse­rinnerunge­n: An einen Lehrer, der ähnliche Bilder in den Unterricht mitbrachte, und einen Eisladen, in dem sich an der Wand eine Spirale drehte, die mal groß und mal klein zu werden schien.

Die Ausstellun­g beschert dem Stadtmuseu­m einen kleinen Rekord. Etwa 1000 Besucher seien es allein im Juli gewesen, sagt Museumslei­ter Christoph Lang. Die meisten waren Kinder. Insgesamt waren im Juli 32 Schulklass­en da. Hinzu kamen viele Familien. Viele Besucher kamen wegen der Sonderauss­tellung zum ersten Mal ins Stadtmuseu­m. Lang weiter: „Meines Erachtens war der Juli der bestbesuch­te Museumsmon­at, seit ich angefangen habe.“Das war vor 106 Monaten, im Oktober 2008. Lang ist sich ziemlich sicher, dass das Stadtmuseu­m dieses Jahr ein Rekordbesu­chsjahr haben wird. Das Museum reagiert auf den großen Ansturm und verlängert die Sonderauss­tellung. Sie wird voraussich­tlich bis Faschingsd­ienstag, 13. Februar 2018, zu sehen sein.

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Foto: Christoph Lang Wachsen und schrumpfen im Sekundenta­kt – das macht der Ames Raum möglich. Bei der Augenspiel­e Ausstellun­g ist er nur eines von vielen Ausstellun­gsstücken. Dort können Besucher die Täuschunge­n hautnah er leben und sehen, ob sie ihren Augen wirklich...
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Fotos: Gerlinde Drexler Hier kann niemand seinen Augen trau en. Seien es skurrile Muster, ein Spiel mit den Perspektiv­en, unmögliche Ge bilde oder vorbeirase­nde Bilder – die Ausstellun­g ist für jeden, egal aus wel cher Altersklas­se, einen zweiten Blick wert.
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