Produkte aus der Bienenwelt
Die Insekten produzieren mehr als Honig und Wachs. Hubert Vogl erklärt, was sich hinter Propolis und Gelée royale verbirgt – und warum selbst das Gift der Tiere nützlich ist
Aichach Friedberg Hubert Vogl, Vorsitzender des Imker-Kreisverbandes, glaubt fest an die wohltuende Kraft, die in den Produkten schlummert, die Bienen produzieren. Von ungefähr kommt das nicht, denn gebeutelt von schwerer Krankheit krempelte er sein Leben um – und setzt seitdem nicht nur auf Altbekanntes aus dem Bienenvolk, sondern auch auf Unbekanntes.
Seine Reise durch die Produktwelt des Bienenvolkes beginnt er allerdings mit den Worten: „Honig ist das, was jeder Imker macht.“Was jeder macht, schmeckt jedoch bei jedem anders, denn der Geschmack ist abhängig vom Volk und vom Standort. In seinem eigenen Repertoire hat Vogl Lindenblüten-, Sommersowie Wald- und Blütenhonig. Hinzu kommen zwei cremige Varianten, die sehr beliebt sind. Und dann gibt es noch drei Gläser, die nicht nur optisch hervorstechen, sondern auch namentlich: VitalHonig, Bienenkittharz bzw. Gelée royale im Blütenhonig. Was verbirgt sich darin?
Vogl beschreibt erst einmal das zweite bekannte Bienen-Produkt: Bienenwachs. Dieses produziert die Honigbiene, um daraus Waben zu bauen. Für einen Imker ist Bienenwachs kostbar. Ein Kilo Honig kostet etwa 14 Euro, ein Kilo Wachs etwa 20 Euro. Das Wachs darf keinerlei Rückstände – beispielsweise von der Behandlung gegen die Varroamilbe – enthalten. Der 69-Jährige empfiehlt: „Das Beste für jeden Imker ist ein eigener Wachskreislauf.“Bei diesem nämlich werden die Mittelwände aus der eigenen Wachsproduktion gefertigt. Für die Mittelwände wird junges Wachs verwendet. Nach zwei Jahren ist das Wachs „alt“und wird zu Kerzen verarbeitet. Auch die Pharmaindustrie hat Interesse an Bienenwachs. Daraus werden Cremes und Salben hergestellt.
Nun zu den geheimnisvollen Fläschchen, die er nur selber nutzt: Beim nächsten Erzeugnis begibt sich der Imker bereits auf dünnes Eis, wie er erklärt. Es handelt sich um Propolis, eine harzartige Masse, der gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Vogl schwört auf die positive Wirkung von Bienenkittharz, wie Propolis auch bezeichnet werden kann. Das Angebot ist rar. Nur 50 bis 500 Gramm lassen sich jährlich pro Volk gewinnen. Den Bienen dient das Harz, das von Bäumen stammt und mit eigenem Wachs angereichert wird, als „Fußabstreifer“, wie Vogl erklärt. Es befindet sich am Eingang des Stocks und verhindert, dass die Biene Keime hineinträgt. Auch nutzen die die klebrige Masse, um Risse abzudichten oder Fremdkörper dingfest zu machen. Vogl schwört auf die positive Wirkung: „Ich esse jeden Tag einen Joghurt mit Propolis und Pollen und hatte seit 15 Jahren keine Grippe mehr.“
Pollen sind nicht weniger rar. „Nur wenige Imker ernten Pollen. Vor allem kleine Imker wollen, dass die Blütenpollen bei der Biene bleiben“, erklärt Vogl. Beim Flug von Blüte zu Blüte nimmt die Biene Pollen auf, die sie normalerweise mit in den Stock bringt.
Wer Pollen gewinnen will, muss eine Vorrichtung anbringen, die das
Tier zwingt, die
Pollen vor dem Bienenstock abzustreifen. Mit Blick auf die schlechter werdende Bestäubungssituation sieht Vogl das Pollenernten kritisch.
Mindestens ebenso kritisch wird Vogls Blick bei Gelée royale. Dabei handelt es sich um den Futtersaft, der bewirkt, dass ein Ei zur Königin wird. „Ohne diesen Saft wird die Biene zur normalen Arbeiterin“, erklärt der 69-Jährige. Pro Weiselzelle, der Zelle zur Königinnen-Aufzucht, können 0,04 Milligramm Gelée royale gewonnen werden. Entsprechend teuer ist der Tropfen. An der Wirkung zweifelt Vogl nicht. Gelée royale stärke den Körper. Vogl hat daraus sein eigenes MittelTiere chen gemacht und nutzt Gelée royale als Creme gegen Krampfadern. Im zweiten Fläschchen ohne Aufschrift befinden sich einige Tropfen des Saftes.
Das letzte Produkt aus dem Bienenvolk gibt es für Vogl immer dann gratis, wenn er bei seinen 140 Bienenvölkern ist: Bienengift. Das Gift, das die Biene beim Stechen absondert, wird in der alternativen Medizin eingesetzt. Vogl ist sich sicher: „Ich bekomme mal kein Rheuma.“Denn dagegen könne das Bienengift helfen. Zukaufen würde er es nicht. Ein Kilo reines Bienengift kostet nämlich 40 000 Euro.