Friedberger Allgemeine

Produkte aus der Bienenwelt

Die Insekten produziere­n mehr als Honig und Wachs. Hubert Vogl erklärt, was sich hinter Propolis und Gelée royale verbirgt – und warum selbst das Gift der Tiere nützlich ist

- VON STEFANIE BRAND

Aichach Friedberg Hubert Vogl, Vorsitzend­er des Imker-Kreisverba­ndes, glaubt fest an die wohltuende Kraft, die in den Produkten schlummert, die Bienen produziere­n. Von ungefähr kommt das nicht, denn gebeutelt von schwerer Krankheit krempelte er sein Leben um – und setzt seitdem nicht nur auf Altbekannt­es aus dem Bienenvolk, sondern auch auf Unbekannte­s.

Seine Reise durch die Produktwel­t des Bienenvolk­es beginnt er allerdings mit den Worten: „Honig ist das, was jeder Imker macht.“Was jeder macht, schmeckt jedoch bei jedem anders, denn der Geschmack ist abhängig vom Volk und vom Standort. In seinem eigenen Repertoire hat Vogl Lindenblüt­en-, Sommersowi­e Wald- und Blütenhoni­g. Hinzu kommen zwei cremige Varianten, die sehr beliebt sind. Und dann gibt es noch drei Gläser, die nicht nur optisch hervorstec­hen, sondern auch namentlich: VitalHonig, Bienenkitt­harz bzw. Gelée royale im Blütenhoni­g. Was verbirgt sich darin?

Vogl beschreibt erst einmal das zweite bekannte Bienen-Produkt: Bienenwach­s. Dieses produziert die Honigbiene, um daraus Waben zu bauen. Für einen Imker ist Bienenwach­s kostbar. Ein Kilo Honig kostet etwa 14 Euro, ein Kilo Wachs etwa 20 Euro. Das Wachs darf keinerlei Rückstände – beispielsw­eise von der Behandlung gegen die Varroamilb­e – enthalten. Der 69-Jährige empfiehlt: „Das Beste für jeden Imker ist ein eigener Wachskreis­lauf.“Bei diesem nämlich werden die Mittelwänd­e aus der eigenen Wachsprodu­ktion gefertigt. Für die Mittelwänd­e wird junges Wachs verwendet. Nach zwei Jahren ist das Wachs „alt“und wird zu Kerzen verarbeite­t. Auch die Pharmaindu­strie hat Interesse an Bienenwach­s. Daraus werden Cremes und Salben hergestell­t.

Nun zu den geheimnisv­ollen Fläschchen, die er nur selber nutzt: Beim nächsten Erzeugnis begibt sich der Imker bereits auf dünnes Eis, wie er erklärt. Es handelt sich um Propolis, eine harzartige Masse, der gesundheit­sfördernde Wirkung nachgesagt wird. Vogl schwört auf die positive Wirkung von Bienenkitt­harz, wie Propolis auch bezeichnet werden kann. Das Angebot ist rar. Nur 50 bis 500 Gramm lassen sich jährlich pro Volk gewinnen. Den Bienen dient das Harz, das von Bäumen stammt und mit eigenem Wachs angereiche­rt wird, als „Fußabstrei­fer“, wie Vogl erklärt. Es befindet sich am Eingang des Stocks und verhindert, dass die Biene Keime hineinträg­t. Auch nutzen die die klebrige Masse, um Risse abzudichte­n oder Fremdkörpe­r dingfest zu machen. Vogl schwört auf die positive Wirkung: „Ich esse jeden Tag einen Joghurt mit Propolis und Pollen und hatte seit 15 Jahren keine Grippe mehr.“

Pollen sind nicht weniger rar. „Nur wenige Imker ernten Pollen. Vor allem kleine Imker wollen, dass die Blütenpoll­en bei der Biene bleiben“, erklärt Vogl. Beim Flug von Blüte zu Blüte nimmt die Biene Pollen auf, die sie normalerwe­ise mit in den Stock bringt.

Wer Pollen gewinnen will, muss eine Vorrichtun­g anbringen, die das

Tier zwingt, die

Pollen vor dem Bienenstoc­k abzustreif­en. Mit Blick auf die schlechter werdende Bestäubung­ssituation sieht Vogl das Pollenernt­en kritisch.

Mindestens ebenso kritisch wird Vogls Blick bei Gelée royale. Dabei handelt es sich um den Futtersaft, der bewirkt, dass ein Ei zur Königin wird. „Ohne diesen Saft wird die Biene zur normalen Arbeiterin“, erklärt der 69-Jährige. Pro Weiselzell­e, der Zelle zur Königinnen-Aufzucht, können 0,04 Milligramm Gelée royale gewonnen werden. Entspreche­nd teuer ist der Tropfen. An der Wirkung zweifelt Vogl nicht. Gelée royale stärke den Körper. Vogl hat daraus sein eigenes MittelTier­e chen gemacht und nutzt Gelée royale als Creme gegen Krampfader­n. Im zweiten Fläschchen ohne Aufschrift befinden sich einige Tropfen des Saftes.

Das letzte Produkt aus dem Bienenvolk gibt es für Vogl immer dann gratis, wenn er bei seinen 140 Bienenvölk­ern ist: Bienengift. Das Gift, das die Biene beim Stechen absondert, wird in der alternativ­en Medizin eingesetzt. Vogl ist sich sicher: „Ich bekomme mal kein Rheuma.“Denn dagegen könne das Bienengift helfen. Zukaufen würde er es nicht. Ein Kilo reines Bienengift kostet nämlich 40 000 Euro.

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Fotos: Stefanie Brand Zahncreme, Shampoo, Duschgel, Hautcreme und Seife zeigen an, wie vielfältig die Produkte aus dem Volk verwendet werden. Von den Völkern von Hubert Vogl stammen diese Produkte nicht. Auf Märkten bietet er sie jedoch mit an.
 ??  ?? Was sich in den beiden braunen Fläschen verbirgt, ist nur Hubert Vogl selbst bestimmt. Bienenkitt­harz darf er nicht verkaufen. Gelée royale gewinnt er nicht. Und das Glas Blütenpoll­en in seiner rechten Hand kauft der Imker zu.
Was sich in den beiden braunen Fläschen verbirgt, ist nur Hubert Vogl selbst bestimmt. Bienenkitt­harz darf er nicht verkaufen. Gelée royale gewinnt er nicht. Und das Glas Blütenpoll­en in seiner rechten Hand kauft der Imker zu.

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