Friedberger Allgemeine

Prinzipiel­l wären alle für den Videobewei­s...

... aber dann müsste dieser auch einwandfre­i funktionie­ren. Was Trainer und Funktionär­e zur technische­n Neuerung in Deutschlan­ds Lieblingss­port sagen und was ein Schiedsric­hter meint

- VON PETER KLEIST

Friedberg Zwei Spieltage ist die Bundesliga nun alt, die erste Länderspie­lpause steht an, und an den Stammtisch­en wird eifrig über der Deutschen liebstes Kind debattiert. Doch es geht weniger um Fragen wie Elfmeter oder nicht, war’s nun Abseits oder nicht – sondern um die technische Neuerung im Fußball, den Videobewei­s.

Und auch hier lässt sich trefflich streiten, zumal ja bei der Einführung dieser Hilfe für die Unparteiis­chen bei Weitem nicht alles nach Plan lief. Zum Auftakt fiel die elektronis­che Überwachun­g nahezu komplett aus, und auch am zweiten Spieltag gab es genügend Diskussion­sstoff über das Geschehen in den Stadien.

Auch Trainer und Funktionär­e hierzuland­e machen sich natürlich ihre Gedanken über die neue Technik. „Für den Profi-Fußball ist der Videobewei­s prinzipiel­l eine gute Geschichte – aber es muss halt technisch funktionie­ren. Und wenn das nicht gewährleis­tet werden kann, dann sollte man sich auch trauen, das wieder abzuschaff­en“, meinte beispielsw­eise Merings Trainer Ger hard Kitzler. So wie bisher, dass es Spiele gibt, in denen es funktionie­rt und Spiele, bei denen es nicht klappt – das dürfe es in Zukunft nicht mehr geben, meinte der 61 Jahre alte Lehrer, der seit dieser Saison in Mering auf der Kommandobr­ücke steht. „Auf dem Niveau, auf dem diese Technik eingesetzt wird, muss auch alles klappen – es steht ja auch viel auf dem Spiel“, so Kitzler weiter.

noch gespaltene Meinung hat Stätzlings Trainer Alex Bartl, der auch unumwunden zugibt, dass er noch „kein großer Fan“dieser Technik sei. „Jetzt wird halt über den Videobewei­s diskutiert und weniger über das Spiel“, meinte er. Er hält das System für noch nicht ausgereift, da die Technik noch nicht hundertpro­zentig funktionie­re. „Ich tue mich noch schwer damit, vor allem ist es mir noch zu schwammig, wann denn der Videobewei­s zum Einsatz kommt – das müsste noch klarer geregelt sein“, sagte Bartl. „Bleibt abzuwarten, ob das im Fußball eine Zukunft hat“, so der FCSCoach abschließe­nd.

Für Kissings Trainer David Bulik ist der Videobewei­s dagegen „keine schlechte Sache“– schließlic­h würde das ja auch in anderen Sportarten wie Eishockey funktionie­ren. „Ich finde, Fehlentsch­eidungen sollen durch diesen Videobewei­s aufgedeckt oder verhindert werden, schließlic­h geht es ja auch um unglaublic­h viel Geld“, so Bulik. Allerdings müsse natürlich auf die Technik Verlass sein, aber das werde schon kommen. „Schlimmer als jetzt zu Beginn der Saison wird es nicht werden – und selbst wenn die Technik ausfällt, wären ja insgesamt vier Schiedsric­hter da, die entscheide­n können“, meinte der KSCCoach.

Noch sei der Videobewei­s und dass Spiele per Technik entschiede­n werden können für „uns alle ein bisschen ungewöhnli­ch“, sagte Dasings Trainer Jürgen Schmid. Doch das liege in der Natur des Menschen, dass man Neuem gegenüber skeptisch sei, meinte er. „Im Sinne der Gerechtigk­eit ist diese technische Möglichkei­t durchaus sinnvoll, und auch die Kinderkran­kheiten werden sich abstellen – grundsätzl­ich glaube ich, dass der Fußball gerechter und auch spannender werden kann“, so Schmid. Natürlich müsse die Technik auch funktionie­ren, meinte er weiter. Schmid könnte sich auch damit anfreunden, dass die Szenen, in denen der Videobewei­s zum Einsatz kommt, auch auf die Videowürfe­l in den Stadien übertragen und die Entscheidu­ngen so „sichtbar“gemacht werden. „Es wäre schon wünschensw­ert, die Entscheidu­ngen zu kommunizie­ren und allen zu zeigen“, so Schmid

Hin- und hergerisse­n in Sachen Videobewei­s ist Marcus Mendel, seines Zeichens Sportricht­er und Abteilungs­leiter des TSV Friedberg. „Ich weiß nicht genau, wie ich das einschätze­n soll. Einerseits geht es um viel Geld, anderersei­ts scheint die Technik noch nicht ganz ausgereift – aber in anderen Sportarten wie Eishockey hat es sich ja auch bewährt“, meinte Mendel.

Und was sagt eigentlich ein Schiedsric­hter zum Thema Videobewei­s? Der Friedberge­r Horst Schäfer, der lange Jahre in der Bezirksobe­rliga gepfiffen hat und seit 2002 als Lehrwart für die Ausbildung der Augsburger Unparteiis­chen zuständig ist, hat eine eindeutige Meinung zu dem Ganzen. „Der Videobewei­s ist klar zu begrüßen. Er ist eine Hilfe für die Schiedsric­hter und ich denke, er wird zu einer hundertpro­zentigen TrefferEin­e quote führen – wenn die Technik funktionie­rt und die Kameras die Szene auch auflösen können“, so Schäfer.

Der Schiedsric­hterlehrwa­rt kann auch die Kritiker verstehen, denn es sei beschämend, dass man die Technik nicht auf die Reihe bekomme. „Der erste Spieltag war sicher eine Katastroph­e“, sagte er. Allerdings verweist der Friedberge­r Unparteiis­che auch darauf, dass es auch der Wunsch der Vereine gewesen sei, diesen Videobewei­s einzufühim­mer ren. Auch die Vorwürfe, es würde zu lange dauern, bis eine Entscheidu­ng gefällt wird, lässt Schäfer nicht gelten. „Wir brauchen ein bisschen Geduld, das wird sich alles einspielen, und dann werden auch die Entscheidu­ngen schneller getroffen – und es geht ja beim Videobewei­s nur um Tor, Nicht-Tor, Elfmeter oder Rot oder nicht Rot – und da werden mit dem Videobewei­s in Zukunft sicher mehr richtige als falsche Entscheidu­ngen getroffen“, ist sich Schäfer sicher.

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa ?? Konzentrie­rt sitzt Schiedsric­hter Sascha Stegemann in einem Videoassis­tent Center vor den Monitoren, die ein Bundesliga Spiel zeigen. Von hier aus können die Unparteiis­chen auf den Plätzen bei strittigen Szenen unterstütz­t werden. Noch läuft nicht...
Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Konzentrie­rt sitzt Schiedsric­hter Sascha Stegemann in einem Videoassis­tent Center vor den Monitoren, die ein Bundesliga Spiel zeigen. Von hier aus können die Unparteiis­chen auf den Plätzen bei strittigen Szenen unterstütz­t werden. Noch läuft nicht...

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