Prinzipiell wären alle für den Videobeweis...
... aber dann müsste dieser auch einwandfrei funktionieren. Was Trainer und Funktionäre zur technischen Neuerung in Deutschlands Lieblingssport sagen und was ein Schiedsrichter meint
Friedberg Zwei Spieltage ist die Bundesliga nun alt, die erste Länderspielpause steht an, und an den Stammtischen wird eifrig über der Deutschen liebstes Kind debattiert. Doch es geht weniger um Fragen wie Elfmeter oder nicht, war’s nun Abseits oder nicht – sondern um die technische Neuerung im Fußball, den Videobeweis.
Und auch hier lässt sich trefflich streiten, zumal ja bei der Einführung dieser Hilfe für die Unparteiischen bei Weitem nicht alles nach Plan lief. Zum Auftakt fiel die elektronische Überwachung nahezu komplett aus, und auch am zweiten Spieltag gab es genügend Diskussionsstoff über das Geschehen in den Stadien.
Auch Trainer und Funktionäre hierzulande machen sich natürlich ihre Gedanken über die neue Technik. „Für den Profi-Fußball ist der Videobeweis prinzipiell eine gute Geschichte – aber es muss halt technisch funktionieren. Und wenn das nicht gewährleistet werden kann, dann sollte man sich auch trauen, das wieder abzuschaffen“, meinte beispielsweise Merings Trainer Ger hard Kitzler. So wie bisher, dass es Spiele gibt, in denen es funktioniert und Spiele, bei denen es nicht klappt – das dürfe es in Zukunft nicht mehr geben, meinte der 61 Jahre alte Lehrer, der seit dieser Saison in Mering auf der Kommandobrücke steht. „Auf dem Niveau, auf dem diese Technik eingesetzt wird, muss auch alles klappen – es steht ja auch viel auf dem Spiel“, so Kitzler weiter.
noch gespaltene Meinung hat Stätzlings Trainer Alex Bartl, der auch unumwunden zugibt, dass er noch „kein großer Fan“dieser Technik sei. „Jetzt wird halt über den Videobeweis diskutiert und weniger über das Spiel“, meinte er. Er hält das System für noch nicht ausgereift, da die Technik noch nicht hundertprozentig funktioniere. „Ich tue mich noch schwer damit, vor allem ist es mir noch zu schwammig, wann denn der Videobeweis zum Einsatz kommt – das müsste noch klarer geregelt sein“, sagte Bartl. „Bleibt abzuwarten, ob das im Fußball eine Zukunft hat“, so der FCSCoach abschließend.
Für Kissings Trainer David Bulik ist der Videobeweis dagegen „keine schlechte Sache“– schließlich würde das ja auch in anderen Sportarten wie Eishockey funktionieren. „Ich finde, Fehlentscheidungen sollen durch diesen Videobeweis aufgedeckt oder verhindert werden, schließlich geht es ja auch um unglaublich viel Geld“, so Bulik. Allerdings müsse natürlich auf die Technik Verlass sein, aber das werde schon kommen. „Schlimmer als jetzt zu Beginn der Saison wird es nicht werden – und selbst wenn die Technik ausfällt, wären ja insgesamt vier Schiedsrichter da, die entscheiden können“, meinte der KSCCoach.
Noch sei der Videobeweis und dass Spiele per Technik entschieden werden können für „uns alle ein bisschen ungewöhnlich“, sagte Dasings Trainer Jürgen Schmid. Doch das liege in der Natur des Menschen, dass man Neuem gegenüber skeptisch sei, meinte er. „Im Sinne der Gerechtigkeit ist diese technische Möglichkeit durchaus sinnvoll, und auch die Kinderkrankheiten werden sich abstellen – grundsätzlich glaube ich, dass der Fußball gerechter und auch spannender werden kann“, so Schmid. Natürlich müsse die Technik auch funktionieren, meinte er weiter. Schmid könnte sich auch damit anfreunden, dass die Szenen, in denen der Videobeweis zum Einsatz kommt, auch auf die Videowürfel in den Stadien übertragen und die Entscheidungen so „sichtbar“gemacht werden. „Es wäre schon wünschenswert, die Entscheidungen zu kommunizieren und allen zu zeigen“, so Schmid
Hin- und hergerissen in Sachen Videobeweis ist Marcus Mendel, seines Zeichens Sportrichter und Abteilungsleiter des TSV Friedberg. „Ich weiß nicht genau, wie ich das einschätzen soll. Einerseits geht es um viel Geld, andererseits scheint die Technik noch nicht ganz ausgereift – aber in anderen Sportarten wie Eishockey hat es sich ja auch bewährt“, meinte Mendel.
Und was sagt eigentlich ein Schiedsrichter zum Thema Videobeweis? Der Friedberger Horst Schäfer, der lange Jahre in der Bezirksoberliga gepfiffen hat und seit 2002 als Lehrwart für die Ausbildung der Augsburger Unparteiischen zuständig ist, hat eine eindeutige Meinung zu dem Ganzen. „Der Videobeweis ist klar zu begrüßen. Er ist eine Hilfe für die Schiedsrichter und ich denke, er wird zu einer hundertprozentigen TrefferEine quote führen – wenn die Technik funktioniert und die Kameras die Szene auch auflösen können“, so Schäfer.
Der Schiedsrichterlehrwart kann auch die Kritiker verstehen, denn es sei beschämend, dass man die Technik nicht auf die Reihe bekomme. „Der erste Spieltag war sicher eine Katastrophe“, sagte er. Allerdings verweist der Friedberger Unparteiische auch darauf, dass es auch der Wunsch der Vereine gewesen sei, diesen Videobeweis einzufühimmer ren. Auch die Vorwürfe, es würde zu lange dauern, bis eine Entscheidung gefällt wird, lässt Schäfer nicht gelten. „Wir brauchen ein bisschen Geduld, das wird sich alles einspielen, und dann werden auch die Entscheidungen schneller getroffen – und es geht ja beim Videobeweis nur um Tor, Nicht-Tor, Elfmeter oder Rot oder nicht Rot – und da werden mit dem Videobeweis in Zukunft sicher mehr richtige als falsche Entscheidungen getroffen“, ist sich Schäfer sicher.