Friedberger Allgemeine

Tragödie von Arnstein: Vater angeklagt

Im Januar starben sechs junge Leute in einer Gartenhütt­e an einer Kohlenmono­xidvergift­ung. Nun sind die Ermittlung­en beendet

- VON GISELA RAUCH

Arnstein Sieben Monate nach dem tragischen Tod von sechs Jugendlich­en in einer Gartenhütt­e bei Arnstein (Landkreis Main-Spessart) haben Staatsanwa­ltschaft und Polizeiprä­sidium in Würzburg ihre Ermittlung­en beendet und einen Abschlussb­ericht vorgelegt. Demnach soll der Eigentümer der Hütte wohl am Tod der 18- und 19-Jährigen schuld sein.

Laut Abschlussb­ericht hat er den Generator, mit dem die sechs jungen Leute im Januar die Gartenhütt­e heizten, „fehlerhaft“aufgestell­t. Dadurch kam es zu der Kohlenmono­xidvergift­ung, an der die junge Frau und die fünf jungen Männer starben. Der 52-jährige Eigentümer der Hütte wird nun wegen fahrlässig­er Tötung in sechs Fällen angeklagt. Der Mann ist der Vater von zwei der toten Jugendlich­en. Er hatte das Gartenhäus­chen in der kalten Winternach­t vom 28. auf den 29. Januar seinem Sohn und seiner Tochter zum Feiern überlassen.

Es war ein düsterer und eisiger Januartag, als die Schreckens­nachricht über den Leichenfun­d in Unterfrank­en die Runde machte und weit über die Region hinaus für Bestürzung sorgte. Wie die Polizei damals mitteilte, hatte der Vater am Sonntagmor­gen begonnen, sich Sorgen zu machen, als sich seine Kinder nach der Party am Samstag nicht meldeten. Um elf Uhr fuhr der Mann zu seiner Gartenhütt­e und entdeckte die leblosen Körper. Der Mann alarmierte den Notarzt und die Feuerwehr. Weil „Verdacht auf Gasaustrit­t“bestand, trugen die Feuerwehrl­eute unter Leitung des Arnsteiner Kommandant­en Jürgen Illek schweres Atemschutz­gerät, als sie sich der Hütte näherten. Illek, 60, entschied sich damals, die Hütte allein zu betreten. „So etwas Schlimmes habe ich noch nie erlebt“, sollte er später sagen.

Nachdem die Polizei bereits in ihrer ersten Presseerkl­ärung Gewalt als Todesursac­he ausgeschlo­ssen hatte, konzentrie­rten sich die Ermittlung­en schon bald auf den Benzingene­rator, den der Vater in der Hütte aufgestell­t hatte. Den Hersteller­hinweisen zufolge war der Betrieb des Generators in geschlosse­nen Räumen nicht zugelassen. Wie es im Abschlussb­ericht heißt, „ergaben die rechtsmedi­zinischen Untersuchu­ngen sehr schnell, dass Kohlenmono­xid die Ursache für das tragische Unglück war“. Kohlenmono­xid gilt als besonders tückisch, weil es geruchlos ist. Über längere Zeit aufgenomme­n, verhindert das Gas die Sauerstoff­aufnahme im Blut und führt schleichen­d zum Tod.

Obwohl bereits wenige Tage nach dem Leichenfun­d so gut wie feststand, dass es sich bei der Todesursac­he um eine Kohlenmono­xidvergift­ung handelte, dauerten die Ermittlung­en rund sieben Monate. Man habe, um die „Todesursac­he und die Verantwort­lichkeit hierfür“zu ermitteln, zahlreiche rechtsmedi­zinische und technische Gutachten eingeholt, zahlreiche Zeugen vernommen, schreiben die Ermittler in ihrem Bericht. Auch hat es offenbar Zeit gebraucht, dem Beschuldig­ten und den Hinterblie­benen das Recht auf Akteneinsi­cht und Stellungna­hme einzuräume­n.

Sieben Monate nach dem tragischen Tod der sechs jungen Menschen ist in Arnstein nichts so, wie es früher war. Über dem Ort liegt ein Schatten. „Von dem Unglück sind ja so viele Menschen betroffen“, sagt Franz Josef Sauer, Arnsteins zweiter Bürgermeis­ter. Geholfen hat Sauer zufolge der starke Zusammenha­lt im Ort. „Da haben zum Beispiel auch die Betriebe Rücksicht genommen, wenn bekannt war, dass einer ihrer Auszubilde­nden einen Freund verloren hat“, sagt Sauer. Seine Bürgermeis­terkollege­n, er selbst und viele Helfer aus dem Ort hätten sich bemüht, die Hinterblie­benen „dort, wo es gebraucht wird“, zu unterstütz­en.

Warum der Abschlussb­ericht erst jetzt fertig ist

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