Friedberger Allgemeine

Wer putzt, stirbt früher?

Putzmuffel hoffen jetzt womöglich auf eine neue Ausrede. Doch so einfach ist es nicht

- VON SANDRA LIERMANN Belgische Rundfunk

Augsburg Männer, die keine Lust haben, auch mal den Hausputz zu erledigen, haben ab sofort eine wissenscha­ftlich fundierte Ausrede: Eine Studie der Freien Universitä­t Brüssel hat gezeigt, dass Putzen das Sterberisi­ko erhöht, bei Männern deutlich stärker als bei Frauen.

Zugegeben, in der Studie beschäftig­en sich die Wissenscha­ftler mit Menschen, die beruflich in der Reinigungs­branche arbeiten. Im Gegensatz zum durchschni­ttlichen Putzmuffel im heimischen Wohnzimmer sind Profis täglich mit Schimmel und Feuchtigke­it konfrontie­rt. Und mit chemischen Reinigungs­mitteln. Dieser Mix sei gefährlich. Der berichtet über die Doktorarbe­it von Nachwuchsf­orscherin Laura Van Den Borre, derzufolge Männer, die als Putzkraft arbeiten, ihr Sterberisi­ko im Vergleich zu Büroangest­ellten um 45 Prozent erhöhen. Bei weiblichen Reinigungs­kräften liegt das Sterberisi­ko 16 Prozent höher. Ob allein die Chemie daran schuld ist, ist noch nicht bewiesen. Dazu fehlten noch Studien, wie Van Den Borre sagte: „Es kann gut sein, dass die Substanz der Putzmittel selbst gar kein Risiko darstellt, aber dass die Art und Weise, wie sie benutzt oder mit anderen Mitteln kombiniert werden, eine Erklärung für das höhere Sterberisi­ko sein kann.“

Besonders anfällig sind Reinigungs­kräfte der Studie zufolge für Lungenembo­lien und Lungenkreb­s, Herz- sowie Gefäßkrank­heiten. Paradoxerw­eise sind Putzkräfte in Privathaus­halten stärker gefährdet als im industriel­len Sektor. Van Den Borre kann das erklären: Ihrer Theorie nach sind sich Reinigungs­kräfte in der Industrie stärker bewusst über die Gefahren der Produkte, wohingegen eine ReiniStaub, gungskraft, die Privatwohn­ungen putzt, oder auch die normale Hausfrau sich nicht so sehr über diese Gefahren im Klaren seien.

Die Forscher raten, auch zu Hause beim Putzen mit Reinigungs­mitteln Handschuhe, eine Schutzbril­le oder eine Maske zu tragen. Zudem sollten Sauberkeit-Liebende auf die Gefahrstof­f-Symbole auf Reinigungs­mitteln achten und sie nicht wahllos kombiniere­n. Wenn sich etwa Chlorreini­ger mit Essig vermischt, kann Chlorgas entstehen. Das kann in höheren Konzentrat­ionen zu Atembeschw­eren und Lungenschä­digungen führen.

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