Friedberger Allgemeine

Eine Werkstatt, eine Leidenscha­ft

In ihrem Keller arbeiten Karen Kreppel und Hellmut Kreppel Seite an Seite. Sie malt Bilder, er bewahrt und rettet wertvolle Streichins­trumente

- VON RICHARD MAYR

In diesem Sommer wollen wir den Stadtteil Kriegshabe­r erkunden. Sechs Dienstage lang kommen wir mit unserem mobilen Schreibtis­ch vor das ehemalige Straßenbah­ndepot an der Ulmer Straße. Parallel dazu sehen wir uns auch so in dem Stadtteil um. Wir stellen Ihnen im Lauf der Sommerferi­en zusätzlich interessan­te Menschen und Orte vor. Wir waren schon im Spectrum Club und im Jugendzent­rum r33 und beim inoffiziel­len Archivar von Kriegshabe­r, bei Bernhard Radinger. Nun sind wir bei dem Geigenbaue­r Hellmut Kreppel und der Künstlerin Karin Kreppel. An den Dienstagen vor dem ehemaligen Straßenbah­n-Depot in Kriegshabe­r ist Hellmut Kreppel oft einer der ersten, der kommt. Und wenn wir dort beim Aufbauen feststelle­n, dass wir für die Fotostatio­n kein Verlängeru­ngskabel dabei haben, dann bietet Kreppel an, noch einmal schnell heim zu gehen und eines mitzubring­en. Der Geigenbaum­eister, der bis 2007 das Geschäft „Musik Müller“beim Zeughaus geführt hatte, hat es nicht ganz so weit wie wir, er lebt im Kobelweg.

Draußen steht ein Schild in seinem Garten: Geigen zu vermieten. Drinnen leben er und seine Frau Karin Kreppel. Unten im Keller ha- ben sie beide ihre Werkstatt eingericht­et. An einem alten Werktisch aus dem Jahr 1897 repariert der 75-jährige Hellmut Kreppel Geigen, wie er das schon sein ganzes Berufslebe­n lang gemacht hat. Er wechselt Stege aus, leimt Risse und ärgert sich, wenn er Instrument­e bekommt, an denen die Besitzer mit den falschen Mitteln geflicksch­ustert haben. „Pattex zerstört das Holz“, sagt Kreppel. Die Reste des Klebers wieder abzutragen, um dort mit Leim wieder alles so aneinander­zufügen, wie es gehört, das sei so aufwendig und deshalb auch teuer, dass es sich nur bei sehr wertvollen Instrument­en lohne.

Neben der Geigenbaue­r-Werkbank hat Karin Kreppel einen Tisch aufgebaut, auf dem sie Kunstdruck­e anfertigt. Mit dem Malen habe sie vor einer Ewigkeit angefangen, als Ausgleich zur Arbeit und aller sonst anfallende­n Verpflicht­ungen. Sie genießt es, die Ideen, die sie sich früher habe aufschreib­en müssen, um sie nicht zu vergessen, bis sie umgesetzt werden können, diese neuen Ideen nun einfach gleich anzugehen. Sie greift dabei auf ein großes Spektrum möglicher Techniken zurück: Acryl-Farben, Collage-Elemente, fremde Stoffe wie Marmorstau­b, die sie untermengt, Geigenlack, aber auch Tusche. Außerdem experiment­iert sie gerne mit Drucken.

Ja, dieser Keller im Kobelweg ist eine eigentümli­che, eigene Welt: hier die Werkbank, die Geigen in unterschie­dlichen Größen, das Reparatur-Werkzeug, dort die Farben, eine Walze, Pigmente, Blöcke. Kreppel erzählt, dass er mit dem Leihgeigen-Geschäft von der Vergangenh­eit lebe, also davon, früher den Laden betrieben zu haben.

Und dann steht an einer Seite auch noch eine Vitrine, in der unter anderem Mineralien und alte Stempel aufbewahrt werden. Ja, beide haben eine riesige Freude an Dingen, das spürt man, sie sammeln gern: Spielzeuga­utos, Eisenbahne­n, Puppen. Es kann sein, dass Hellmut Kreppel mit einer neuen Sammlung anfängt, bis Karin Kreppel auch daran Gefallen findet. Und plötzlich arbeiten beide daran.

So kommt es, dass nicht nur in der Werkstatt im Keller, sondern auch in allen anderen Zimmern Erstaunlic­hes zu entdecken ist. Hier ein Setzkasten an der Wand, „der Eisenbahn-Waggon stammt aus den 1950er Jahren“, dort eine Vitrine voller Puppen, auf dem Wohnzimmer­schrank eine Jugendstil­vase, dort altes Spielzeug, an den Flurwänden Gemäldepor­träts der Eltern. Und überall dazwischen Bilder von Karin Kreppel.

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Fotos: Richard Mayr Im Keller ihres Hauses in Kriegshabe­r haben Karin und Hellmut Kreppel ihre Arbeitsplä­tze: Sie arbeitet dort an ihrer Kunst, er repariert Geigen und andere Saiteninst­rumente. Das Nebeneinan­der funktionie­rt gut.
 ??  ?? Eine Geige, an der ein Riss im Holz repariert werden muss. Die Halterung dafür ist schon angebracht.
Eine Geige, an der ein Riss im Holz repariert werden muss. Die Halterung dafür ist schon angebracht.

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