So ungewöhnlich feiert ein Unternehmer Geburtstag
Christian Dierig lädt an einen Ort mit Geschichte. Für seine Gäste hat er einen Auftrag
Mancher, der vor einigen Wochen Post vom Augsburger Textilunternehmer Christian Dierig bekam, hat sich gewundert: Eine Einladung war das, so viel stand fest. Doch wozu? Vorne auf der Karte ein in die Jahre gekommenes Industriegebäude, darunter der Schriftzug „Industrie 6.0“. Hinten auf der Karte ein Foto von Dierig, sitzend auf Stoffpaketen, untertitelt mit dem Satz „Vorwärts in die Vergangenheit“. Die Lösung: So lädt jemand zu seinem 60. Geburtstag, der nicht nur feiern, sondern auch eine Botschaft vermitteln möchte.
Dierig, ein Schottlandliebhaber, empfing seine Gäste an einem sehr verregneten Freitag, „einem schottischen Sommertag“also, im ehemaligen Kesselhaus der Firma Prinz in Lechhausen. Als hier noch ein Textilunternehmen beheimatet war, verschlang der haushohe Ofen täglich mehrere Waggons Kohle. Nun steht die Halle leer, das einstige Prinz-Gelände gehört der Dierig Holding, doch mit dem Kesselhaus ist wenig anzufangen. Den Ofen auszubauen wäre aufgrund seiner Größe und der darin verbauten Problemstoffe viel zu schwierig. So wird das Gebäude nun eben für solch besondere Ereignisse genutzt wie einen 60. Geburtstag.
6.0 stehe, so Dierig, aber auch für einen Wunsch: „Die Werte, die wir gelebt haben, wollen wir auch in Zeiten der Digitalisierung nicht vergessen: Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Loyalität – dafür stehen ich und unser Unternehmen.“
Dierig blickt auf eine über 200-jährige Geschichte zurück. Dass die Firma auch heute noch erfolgreich wirtschaftet, schrieb Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Binder beim Fest auch dem Einsatz von Vorstand Christian Dierig zu. Unter seiner Ägide und der seines Vorstandskollegen Bernhard Schad investierte die Holding intensiv in Immobilien: Zunächst wurden die eigenen, leer stehenden Industriehallen neu vermarktet. Doch die Holding kauft auch neue Areale zu.
IHK-Präsident Andreas Kopton fand lobende Worte für den Unternehmer Dierig, aber auch für den IHK-Vizepräsidenten. „Man kennt ihn für seine berüchtigte Offenheit, seine Kritik kann beißend sein.“Aber Dierig sei eben vor allem ein Mensch, der die Verlässlichkeit des Preußen und die Zuverlässigkeit des Schlesiers in sich vereine.
Ein paar Jahre möchte Christian Dierig noch als Vorstand der Holding weitermachen. Danach freut er sich darauf, mehr Zeit mit seiner Frau Michaela Huth-Dierig verbringen zu können.