Ehrenamt und Vollzeitjob – das geht
Die Meringer Ingenieurin Christiane Blatz engagiert sich nebenbei als Asylhelferin und hat noch weitere Ämter. Doch für viele ist es nicht leicht, Beruf und freiwilligen Einsatz miteinander zu verbinden. Was eine Expertin rät
Mering Lächelnd hört sie sich auf dem Mobiltelefon die Sprachnachricht an, die ihr gerade ein syrisches Mädchen aus Mering geschickt hat. Es bedankt sich dafür, dass Christiane Blatz ihr geholfen hat, eine Näharbeit aus der Schule fertigzustellen.
Im Sommer 2014 begann die 48-jährige Diplomingenieurin im Fach Maschinenbau, sich um neu in Mering eingetroffene Familien mit Kindern zu kümmern. Mittlerweile sind ihr die Flüchtlinge so ans Herz gewachsen, dass sie trotz Vollzeitarbeit als Leiterin einer Serviceabteilung in einem Friedberger Unternehmen gerne noch abends oder am Wochenende ehrenamtlich tätig ist.
Marina Lovric von der Freiwilligenagentur „mitanand-füranand“sagt, dass es auch für Berufstätige viele Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren. „Man muss sich vorher nur genau darüber bewusst sein, was man leisten kann.“Gerade in den sogenannten „neuen Ehrenämtern“wie der Asylhilfe liege durchaus eine Gefahr, sich zu übernehmen. „Oft heißt es ja auch, wer für etwas brennt, kann auch ausbrennen“, sagt sie. Reflexion, Austausch mit anderen und Supervision könnten gute Mittel sein, um immer wieder seine Mitte zu finden. Gerade am Wochenende gebe es sehr viel Bedarf für ehrenamtliche Unterstützung. Sei es in der Kinderbetreuung, Senioren- oder Lebenshilfe. Ein Ehrenamt kann auch einmal die Woche für drei Stunden samstags stattfinden. Das sei individuell gestaltbar.
Christiane Blatz sagt, dass sie aufgrund ihrer Biografie gelernt habe, mit vielfältigen Aufgaben umzugehen. Aufgewachsen in Dresden und studiert in Chemnitz, kam Christiane Blatz 1994 in den Landkreis Augsburg. Vor 17 Jahren entschied sie sich, mit ihrer Freundin nach Mering zu ziehen und fühlt sich dort sehr wohl. „Durch mein Leben als Schülerin und Studentin in der ehemaligen DDR weiß ich, dass man Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen und täglich viele Stunden arbeiten kann“, erzählt die Mutter ei- nes 13-jährigen Sohnes. Im Jahr 2013 trat sie dem Verein Internationale Kultur Mering als Schriftführerin bei. Hauptaugenmerk liege zwar auf dem jährlich im Mai stattfindenden internationalen Festival, aber für Oktober sei wieder ein Ländervortrag über Syrien mit kulinarischen arabischen Köstlichkeiten in Zusammenarbeit mit der CSU Mering geplant, verrät sie schon.
Viel mehr von ihrer Freizeit investiert Blatz aber in ihr ehrenamtliches Engagement als Asylhelferin. „Als ich durch die Zeitung von der Ankunft von Frauen aus Eritrea, Somalia und Tschetschenien in Mering erfuhr, besuchte ich sie, stellte mich vor und fragte nach, was sie noch bräuchten“, erinnert sie sich. Lovric von der Freiwilligenagentur rät Einsteigern, sich vor Beginn des Engagements zu überlegen, wie viel Zeit sie investieren möchten und können. „Wir raten im Vorfeld immer dazu ein Beratungsgespräch mit einer Fachstelle wie der Freiwilligenagentur zu vereinbaren. Hier kann man dann gemeinsam herausfinden, welche Betätigungsfelder in Frage kommen und wie viel Zeit man zur Verfügung hat.“
Christiane Blatz kümmert sich inzwischen um Ausbildungsplätze, Wohnungen, Kindergartenplätze oder den umfassenden Schriftwechsel mit Ämtern. „Hin und wieder stehen aber auch Besuche bei Ärzten oder Rechtsanwälten an“, berichtet sie. Alle hätten großes Vertrauen zu ihr, zeigten aber auch den erforderlichen Respekt, fügt sie noch hinzu.
Durch den im Juni und Juli erfolgten Familiennachzug kümmere sie sich jetzt vorwiegend um fünf Familien mit 24 Kindern und helfe ihnen bei der Integration. „Ich bin sehr froh, dass ich für einen Großteil der Schulkinder in Mering Hortplätze erhielt und die Schüler in Merching die Ganztagsschule besuchen können.“Dadurch würden die Kinder schnell ihre Deutschkenntnisse verbessern und die Eltern könnten problemlos ihre Integrationskurse besuchen. Lovric sagt: „Ehrenamtliche handeln aus dem inneren Antrieb heraus, etwas Gutes tun zu wollen. Meist sind das sehr erfolgreiche Menschen, die ihre Energie, ihr Wissen und ihre positive Einstellung teilen wollen.“Anderen zu helfen und gemeinsam aktiv zu sein, lohne sich immer. „Ehrenamtliche bekommen zwar kein Geld aber oft Dankbarkeit, Freundschaft und das Gefühl, etwas Wichtiges geleistet zu haben.“