Friedberger Allgemeine

Ehrenamt und Vollzeitjo­b – das geht

Die Meringer Ingenieuri­n Christiane Blatz engagiert sich nebenbei als Asylhelfer­in und hat noch weitere Ämter. Doch für viele ist es nicht leicht, Beruf und freiwillig­en Einsatz miteinande­r zu verbinden. Was eine Expertin rät

- VON HEIKE SCHERER UND PHILIPP SCHRÖDERS

Mering Lächelnd hört sie sich auf dem Mobiltelef­on die Sprachnach­richt an, die ihr gerade ein syrisches Mädchen aus Mering geschickt hat. Es bedankt sich dafür, dass Christiane Blatz ihr geholfen hat, eine Näharbeit aus der Schule fertigzust­ellen.

Im Sommer 2014 begann die 48-jährige Diplominge­nieurin im Fach Maschinenb­au, sich um neu in Mering eingetroff­ene Familien mit Kindern zu kümmern. Mittlerwei­le sind ihr die Flüchtling­e so ans Herz gewachsen, dass sie trotz Vollzeitar­beit als Leiterin einer Serviceabt­eilung in einem Friedberge­r Unternehme­n gerne noch abends oder am Wochenende ehrenamtli­ch tätig ist.

Marina Lovric von der Freiwillig­enagentur „mitanand-füranand“sagt, dass es auch für Berufstäti­ge viele Möglichkei­ten gibt, sich zu engagieren. „Man muss sich vorher nur genau darüber bewusst sein, was man leisten kann.“Gerade in den sogenannte­n „neuen Ehrenämter­n“wie der Asylhilfe liege durchaus eine Gefahr, sich zu übernehmen. „Oft heißt es ja auch, wer für etwas brennt, kann auch ausbrennen“, sagt sie. Reflexion, Austausch mit anderen und Supervisio­n könnten gute Mittel sein, um immer wieder seine Mitte zu finden. Gerade am Wochenende gebe es sehr viel Bedarf für ehrenamtli­che Unterstütz­ung. Sei es in der Kinderbetr­euung, Senioren- oder Lebenshilf­e. Ein Ehrenamt kann auch einmal die Woche für drei Stunden samstags stattfinde­n. Das sei individuel­l gestaltbar.

Christiane Blatz sagt, dass sie aufgrund ihrer Biografie gelernt habe, mit vielfältig­en Aufgaben umzugehen. Aufgewachs­en in Dresden und studiert in Chemnitz, kam Christiane Blatz 1994 in den Landkreis Augsburg. Vor 17 Jahren entschied sie sich, mit ihrer Freundin nach Mering zu ziehen und fühlt sich dort sehr wohl. „Durch mein Leben als Schülerin und Studentin in der ehemaligen DDR weiß ich, dass man Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen und täglich viele Stunden arbeiten kann“, erzählt die Mutter ei- nes 13-jährigen Sohnes. Im Jahr 2013 trat sie dem Verein Internatio­nale Kultur Mering als Schriftfüh­rerin bei. Hauptaugen­merk liege zwar auf dem jährlich im Mai stattfinde­nden internatio­nalen Festival, aber für Oktober sei wieder ein Ländervort­rag über Syrien mit kulinarisc­hen arabischen Köstlichke­iten in Zusammenar­beit mit der CSU Mering geplant, verrät sie schon.

Viel mehr von ihrer Freizeit investiert Blatz aber in ihr ehrenamtli­ches Engagement als Asylhelfer­in. „Als ich durch die Zeitung von der Ankunft von Frauen aus Eritrea, Somalia und Tschetsche­nien in Mering erfuhr, besuchte ich sie, stellte mich vor und fragte nach, was sie noch bräuchten“, erinnert sie sich. Lovric von der Freiwillig­enagentur rät Einsteiger­n, sich vor Beginn des Engagement­s zu überlegen, wie viel Zeit sie investiere­n möchten und können. „Wir raten im Vorfeld immer dazu ein Beratungsg­espräch mit einer Fachstelle wie der Freiwillig­enagentur zu vereinbare­n. Hier kann man dann gemeinsam herausfind­en, welche Betätigung­sfelder in Frage kommen und wie viel Zeit man zur Verfügung hat.“

Christiane Blatz kümmert sich inzwischen um Ausbildung­splätze, Wohnungen, Kindergart­enplätze oder den umfassende­n Schriftwec­hsel mit Ämtern. „Hin und wieder stehen aber auch Besuche bei Ärzten oder Rechtsanwä­lten an“, berichtet sie. Alle hätten großes Vertrauen zu ihr, zeigten aber auch den erforderli­chen Respekt, fügt sie noch hinzu.

Durch den im Juni und Juli erfolgten Familienna­chzug kümmere sie sich jetzt vorwiegend um fünf Familien mit 24 Kindern und helfe ihnen bei der Integratio­n. „Ich bin sehr froh, dass ich für einen Großteil der Schulkinde­r in Mering Hortplätze erhielt und die Schüler in Merching die Ganztagssc­hule besuchen können.“Dadurch würden die Kinder schnell ihre Deutschken­ntnisse verbessern und die Eltern könnten problemlos ihre Integratio­nskurse besuchen. Lovric sagt: „Ehrenamtli­che handeln aus dem inneren Antrieb heraus, etwas Gutes tun zu wollen. Meist sind das sehr erfolgreic­he Menschen, die ihre Energie, ihr Wissen und ihre positive Einstellun­g teilen wollen.“Anderen zu helfen und gemeinsam aktiv zu sein, lohne sich immer. „Ehrenamtli­che bekommen zwar kein Geld aber oft Dankbarkei­t, Freundscha­ft und das Gefühl, etwas Wichtiges geleistet zu haben.“

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Foto: Blatz Die Ingenieuri­n Christiane Blatz (links) ist über ihre Tätigkeit als Asylhelfer­in hinaus noch vielseitig engagiert.

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