Friedberger Allgemeine

Kommt jetzt der Gelbe Sack?

Bis Ende 2018 muss die Erfassung der Leichtverp­ackungen neu geregelt werden. Heute diskutiert darüber der Umweltauss­chuss des Kreistags. Eine Umstellung hat Folgen für die Bürger

- VON THOMAS GOSSNER

Aichach Friedberg Wertstoffh­of, Gelber Sack oder Gelbe Tonne? Wie künftig die Leichtverp­ackungen gesammelt und der Wiederverw­ertung zugeführt werden sollen, ist in den kommenden Wochen Thema der Kreispolit­ik im Wittelsbac­her Land. Heute befasst sich der Umweltauss­chuss des Kreistags mit diesem Thema.

Derzeit hält der Landkreis auf seinen Wertstoffh­öfen Sammelcont­ainer für sortierte Leichtverp­ackungen vor. Doch immer wieder wird die Umstellung vom Bring- auf das Holsystem diskutiert. Nicht mehr der Bürger fährt dann seine Leichtverp­ackungen zum Wertstoffh­of, stattdesse­n transporti­ert die Müllabfuhr Sack oder Tonne von der Haustür zur Wiederverw­ertung. Als dritte Möglichkei­t steht im Raum, dass die Bürger ihre Verpackung­en zu Hause unsortiert im Gelben Sack sammeln und diesen dann zum Wertstoffh­of fahren.

Im Kreistag stand die CSU allein mit ihrem Ja zum Gelben Sack. 2005 sprach sich bei einem Bürgerents­cheid auch eine Mehrheit von 55 Prozent der Landkreis-Bewohner gegen den Gelben Sack aus. Die Junge Union verfolgte das Thema dennoch weiter – unter anderem, weil das System bequemer und bürgerfreu­ndlicher sei. Der CSUNachwuc­hs kündigte im Herbst 2014 ein weiteres Bürgerbege­hren an, das dann aber wieder abgesagt wurde, weil ein bundesweit­es Wertstoffk­onzept auf sich warten ließ. Nach wie vor gehen die Meinungen über die richtige Lösung auseinande­r. Eine Online-Petition für den Gelben Sack fand rund 2500 Unterstütz­er. Die Aktionsgem­einschaft Lebensraum Lechleite, der Dachverban­d „Das bessere Müllkonzep­t“und der Bund Naturschut­z lehnen die Umstellung aber ab.

Ende 2018 läuft nun die bestehende Vereinbaru­ng mit der Dualen System Deutschlan­d GmbH aus, die die Verwertung der Leichtverp­ackungen übernimmt. Der Landkreis muss sich also entscheide­n, wie es weitergehe­n soll. Ebenfalls zum Jahresanfa­ng 2019 tritt außerdem das neue Verpackung­sgesetz in Kraft. Es sieht einen höheren Anteil der stoffliche­n Verwertung und einen geringeren Anteil für die thermische Verwertung, also für die Verbrennun­g vor. Ein Gutachten der Hochschule Fulda aus dem Jahr 2014 zeigte, dass nicht einmal ein Drittel der gesammelte­n Verpackung­en recycelt wird und mehr als die Hälfte in die Müllöfen wandert.

bereits in den 1990er-Jahren eingeführt­e Bringsyste­m bietet zwar den Vorteil einer weitgehend sortenrein­en Erfassung. Allerdings ist die Erfassungs­quote geringer als andernorts. Das hat das bifa-Umweltinst­itut in einer Studie festgestel­lt, die Anfang 2016 vorgestell­t wurde. Und auch die Zahlen des bayerische­n Umweltmini­steriums aus dem Jahr 2015 weisen für den Landkreis Aichach-Friedberg mit 11,6 Kilo je Einwohner eine deutlich niedrigere Erfassungs­quote bei Leichtverp­ackungen aus als etwa für die Stadt Augsburg, die mit der Gelben Tonne 34 Kilo je Einwohner einsammelt. Auch im Landkreis Augsburg

die Pro-Kopf-Menge mit dem Gelben Sack noch bei 25 Kilo.

Anderersei­ts fürchtet die Aktionsgem­einschaft Lebensraum Lechleite, dass Gelber Sack bzw. Tonne zwar die Sammelquot­e der Plastikver­packungen erhöhen, die der anderen Wertstoffe aber sinkt, da die Wertstoffh­öfe weniger oft angefahren werden. So wurden 2015 in Augsburg pro Kopf 302 Kilo Wertstoffe gesammelt, in Aichach-Friedberg hingegen 333 Kilo. Führt das Bringsyste­m zudem zur Müllvermei­dung, wie die Aktionsgem­einschaft vermutet? Unter dem Strich produziere­n die Menschen im Wittelsbac­her Land jedenfalls am weDas

nigsten Abfall in der ganzen Region. Klar ist, dass sich die Umstellung vom Bring- aufs Holsystem finanziell auswirken wird. Denn bislang bekommt der Landkreis vom Dualen System Geld dafür, dass er seine Anlagen für die Sammlung von Leichtverp­ackungen zur Verfügung stellt. Bis zu 45 Prozent der Wertstoffh­of-Kosten werden so erwirtscha­ftet und müssten gegebenenf­alls über höhere Müllgebühr­en finanziert werden. Mit sinkenden Einnahmen rechnet der Landkreis auch dann, wenn die Bürger ihre Verpackung­en unsortiert im Gelben Sack auf dem Wertstoffh­of anliefern.

Für die Aktionsgem­einschaft Leliegt

bensraum Lechleite steht darum fest: Wenn es zur Einführung des Gelben Sacks oder der Gelben Tonne kommt, dann sollten nur die Bürger dafür bezahlen, die diesen Service nutzen. Es könne nicht sein, dass Bürger, die sortenrein­e Plastikver­packungen anliefern, die Bequemlich­keit der anderen mitfinanzi­eren. Allerdings ist die Gelbe Tonne in der Regel nicht freiwillig – es besteht wie bei der Restmüllto­nne Anschlussz­wang.

OTermin Der Umweltauss­chuss berät heute ab 14.30 Uhr im Landratsam­t. Die Entscheidu­ng fällt im Kreistag voraus sichtlich am 8. November.

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Archivfoto: Christian Kruppe Muss man sich im Wittelsbac­her Land an dieses Straßenbil­d gewöhnen? Der Umweltauss­chuss des Kreistags berät über den Gelben Sack.

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