Kommt jetzt der Gelbe Sack?
Bis Ende 2018 muss die Erfassung der Leichtverpackungen neu geregelt werden. Heute diskutiert darüber der Umweltausschuss des Kreistags. Eine Umstellung hat Folgen für die Bürger
Aichach Friedberg Wertstoffhof, Gelber Sack oder Gelbe Tonne? Wie künftig die Leichtverpackungen gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt werden sollen, ist in den kommenden Wochen Thema der Kreispolitik im Wittelsbacher Land. Heute befasst sich der Umweltausschuss des Kreistags mit diesem Thema.
Derzeit hält der Landkreis auf seinen Wertstoffhöfen Sammelcontainer für sortierte Leichtverpackungen vor. Doch immer wieder wird die Umstellung vom Bring- auf das Holsystem diskutiert. Nicht mehr der Bürger fährt dann seine Leichtverpackungen zum Wertstoffhof, stattdessen transportiert die Müllabfuhr Sack oder Tonne von der Haustür zur Wiederverwertung. Als dritte Möglichkeit steht im Raum, dass die Bürger ihre Verpackungen zu Hause unsortiert im Gelben Sack sammeln und diesen dann zum Wertstoffhof fahren.
Im Kreistag stand die CSU allein mit ihrem Ja zum Gelben Sack. 2005 sprach sich bei einem Bürgerentscheid auch eine Mehrheit von 55 Prozent der Landkreis-Bewohner gegen den Gelben Sack aus. Die Junge Union verfolgte das Thema dennoch weiter – unter anderem, weil das System bequemer und bürgerfreundlicher sei. Der CSUNachwuchs kündigte im Herbst 2014 ein weiteres Bürgerbegehren an, das dann aber wieder abgesagt wurde, weil ein bundesweites Wertstoffkonzept auf sich warten ließ. Nach wie vor gehen die Meinungen über die richtige Lösung auseinander. Eine Online-Petition für den Gelben Sack fand rund 2500 Unterstützer. Die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Lechleite, der Dachverband „Das bessere Müllkonzept“und der Bund Naturschutz lehnen die Umstellung aber ab.
Ende 2018 läuft nun die bestehende Vereinbarung mit der Dualen System Deutschland GmbH aus, die die Verwertung der Leichtverpackungen übernimmt. Der Landkreis muss sich also entscheiden, wie es weitergehen soll. Ebenfalls zum Jahresanfang 2019 tritt außerdem das neue Verpackungsgesetz in Kraft. Es sieht einen höheren Anteil der stofflichen Verwertung und einen geringeren Anteil für die thermische Verwertung, also für die Verbrennung vor. Ein Gutachten der Hochschule Fulda aus dem Jahr 2014 zeigte, dass nicht einmal ein Drittel der gesammelten Verpackungen recycelt wird und mehr als die Hälfte in die Müllöfen wandert.
bereits in den 1990er-Jahren eingeführte Bringsystem bietet zwar den Vorteil einer weitgehend sortenreinen Erfassung. Allerdings ist die Erfassungsquote geringer als andernorts. Das hat das bifa-Umweltinstitut in einer Studie festgestellt, die Anfang 2016 vorgestellt wurde. Und auch die Zahlen des bayerischen Umweltministeriums aus dem Jahr 2015 weisen für den Landkreis Aichach-Friedberg mit 11,6 Kilo je Einwohner eine deutlich niedrigere Erfassungsquote bei Leichtverpackungen aus als etwa für die Stadt Augsburg, die mit der Gelben Tonne 34 Kilo je Einwohner einsammelt. Auch im Landkreis Augsburg
die Pro-Kopf-Menge mit dem Gelben Sack noch bei 25 Kilo.
Andererseits fürchtet die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Lechleite, dass Gelber Sack bzw. Tonne zwar die Sammelquote der Plastikverpackungen erhöhen, die der anderen Wertstoffe aber sinkt, da die Wertstoffhöfe weniger oft angefahren werden. So wurden 2015 in Augsburg pro Kopf 302 Kilo Wertstoffe gesammelt, in Aichach-Friedberg hingegen 333 Kilo. Führt das Bringsystem zudem zur Müllvermeidung, wie die Aktionsgemeinschaft vermutet? Unter dem Strich produzieren die Menschen im Wittelsbacher Land jedenfalls am weDas
nigsten Abfall in der ganzen Region. Klar ist, dass sich die Umstellung vom Bring- aufs Holsystem finanziell auswirken wird. Denn bislang bekommt der Landkreis vom Dualen System Geld dafür, dass er seine Anlagen für die Sammlung von Leichtverpackungen zur Verfügung stellt. Bis zu 45 Prozent der Wertstoffhof-Kosten werden so erwirtschaftet und müssten gegebenenfalls über höhere Müllgebühren finanziert werden. Mit sinkenden Einnahmen rechnet der Landkreis auch dann, wenn die Bürger ihre Verpackungen unsortiert im Gelben Sack auf dem Wertstoffhof anliefern.
Für die Aktionsgemeinschaft Leliegt
bensraum Lechleite steht darum fest: Wenn es zur Einführung des Gelben Sacks oder der Gelben Tonne kommt, dann sollten nur die Bürger dafür bezahlen, die diesen Service nutzen. Es könne nicht sein, dass Bürger, die sortenreine Plastikverpackungen anliefern, die Bequemlichkeit der anderen mitfinanzieren. Allerdings ist die Gelbe Tonne in der Regel nicht freiwillig – es besteht wie bei der Restmülltonne Anschlusszwang.
OTermin Der Umweltausschuss berät heute ab 14.30 Uhr im Landratsamt. Die Entscheidung fällt im Kreistag voraus sichtlich am 8. November.