Friedberger Allgemeine

Der Sturz von der Brücke

Tatort: Zwei Leben

- Rupert Huber

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Dass die „Tatort“-Krimis aus der Schweiz der große Hit sind, lässt sich nicht behaupten. Es sollen Zuschauer schon mittendrin eingeschla­fen sein. Der Kritiker muss wach bleiben. Könnte ja sein, dass die Eidgenosse­n mal einen raushauen. Mit dem schwerfäll­igen Beitrag „Zwei Leben“ist das nicht gelungen.

Dabei ist die Grundidee gar nicht mal schlecht. Denn im Mittelpunk­t steht ein Busfahrer, der nachts einen Mann überfährt, der von einer Autobahnbr­ücke gestürzt ist. Beni Gisler (Michael Neuenschwa­nder) ist traumatisi­ert. Denn schon als Lokführer war ihm innerhalb von fünf Jahren „zwei Mal einer vor den Zug gesprungen“. Hinter dem vermeintli­chen Suizid steckt ein Mord, denn durch die hohe Dosis des verabreich­ten Beruhigung­smittels Benzodiaze­pin hätte der Mann sich nie aus eigener Kraft von der Brücke stürzen können.

So beginnt für Hauptkommi­ssar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) aus Luzern ein Rätselrate­n, dem letztlich die Spannung fehlt. Der Tote, ein Bauunterne­hmer, soll in Thailand bei dem Tsunami von 2004 ums Leben gekommen sein. Trieb sich aber angeblich zuletzt in der Schweiz herum.

Schon vor dem Showdown auf der Autobahnbr­ücke weiß der Zuschauer, wer den Mord begangen hat. Während die Tätersuche ziemlich konvention­ell verläuft, haben die Autoren versucht, eine Psychostud­ie des Traumatisi­erten zu entwickeln. Doch auch bei emotional gedachten Szenen bleibt man vor dem Bildschirm weitgehend ungerührt.

Wie überhaupt die Schauspiel­er unterforde­rt scheinen. Neuenschwa­nder wirkt als psychisch verletzter Busfahrer wie eine unglücklic­he Mini-Ausgabe von Götz George. Die geschätzte Saskia Vester spielt als Witwe (Ehefrau?) des Unternehme­rs unnötigerw­eise zurückhalt­end. Und Stefan Gubser als Reto Flückiger ist wieder mal sehr, sehr bedächtig. Der Gubser bräuchte einen Schubser, um seine Mimik anzureiche­rn.

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