Friedberger Allgemeine

Autos, die wir fahren sollen

Da freut sich der Zeitgeist: Der Suzuki Swift ist klein, leicht und dank Hybridantr­ieb sogar ökologisch wertvoll – zumindest auf dem Papier

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Welche Autos wir fahren sollten, wüssten wir eigentlich: Klein und sparsam sollten sie sein, idealerwei­se mit Hybridantr­ieb oder sogar vollelektr­isch. Das mag er, der Zeitgeist. Das Problem ist nur: Political Correctnes­s endet allzu oft in Entbehrung.

Ein Auto, das den Spagat zwischen Ökologie und Fahrspaß meistern möchte, ist der Suzuki Swift 1.0 Boosterjet SHVS. Er verfügt über einen beispielha­ft winzigen Dreizylind­er-Verbrenner mit einem Liter Hubraum, der von einer E-Maschine unterstütz­t wird. Weniger geht nicht, weniger ist aber auch manchmal mehr. Das Hybrid-System umfasst einen integriert­en Startergen­erator und eine 12-Volt-Lithium-Ionen-Batterie. Es hilft dem Verbrenner beim Anfahren und Beschleuni­gen und nutzt dafür die beim Bremsen zurückgewo­nnene Energie.

Das Antriebs-Duo harmoniert perfekt: Aus dem Drehzahlke­ller schiebt die E-Maschine tüchtig an, im weiteren Verlauf zündet der Turbo nachhaltig, oben heraus zeigt sich das Motörchen drehfreudi­g und kernig im Klang. Der Hybrid-Suzuki entfaltet gefühlt so viel Dampf wie ein „normaler“Motor mit doppeltem Hubraum.

Die Stunde der Wahrheit schlägt an der Tankstelle. 6,1 Liter Super nahm sich der Kleinwagen im Test, deutlich mehr als der Normverbra­uch von 4,3 Litern. Da stellt sich die Frage nach der Sinnhaftig­keit des teuren und komplexen Hybridsyst­ems dann doch, zumal der zweite Motor im Programm, ein konvention­eller Vierzylind­er, auf dem Prüfstand auch nicht mehr konsumiert. Keine Frage: Im Swift dient die Elektro-Power mehr der Dynamik als der Enthaltsam­keit. Das muss kein Fehler sein. Im Stadtverke­hr schlägt sich der quirlige Swift mit seinem Wendekreis von nur 9,60 Metern glänzend. In einer Zeit, in der Autos immer größer und schwerer werden, haben es die Japaner geschafft, einen radikalen Kurswechse­l zu vollziehen. Sie haben den Swift zehn Millimeter kürzer und 30 Millimeter flacher gemacht als seinen Vorgänger. Lediglich in der Breite hat der Kleine zugelegt, um stolze 40 Millimeter. Noch beeindruck­ender sind die Fortschrit­te beim Gewicht. 120 Kilogramm hat der Suzuki Swift abgenommen; das sind Welten gerade im Kleinwagen­Segment. Inklusive Fahrer wiegt der Suzuki Swift 1.0 Boosterjet SHVS nur 950 Kilogramm. Dass die 111 PS Leistung und vor allem die 170 Newtonmete­r Drehmoment mit diesem Body leichtes Spiel haben, liegt auf der Hand.

Neben dem Fahrspaß bietet der Swift durchaus Nutzwert. Die vier Türen öffnen weit; der Einstieg ist vergleichs­weise komfortabe­l. Der trotz geringerer Fahrzeuglä­nge auf 2,45 Meter gewachsene Radstand sorgt für ordentlich­e Platzverhä­ltnisse auf allen Sitzen. Am Kofferraum­volumen von 265 Litern gibt es ebenfalls nichts zu meckern.

Zu viel des Guten ist, jedenfalls für deutsche Verhältnis­se, die Zurschaust­ellung der Technik im Cockpit. Der Swift ist vollgepack­t bis an die Grenze der Verspielth­eit: So kann man sich nicht nur im Display anzeigen lassen, welche Antriebsei­nheit gerade werkelt. Auch die Wirkung der G-Kräfte (G-Kräfte in einem Auto mit 111 PS!), das aktuell anliegende Drehmoment sowie die jeweiligen Anteile von Gas und Bremse lassen sich in farbenfroh­en Grafiken abrufen. So kannten wir das bislang nur aus der Formel1-TV-Übertragun­g. Die Masse der Funktionen allein führt zu Schwierigk­eiten in der Bedienung. Auch an den Preis muss man sich erst gewöhnen: 19440 Euro kostet der hybride Swift mindestens – knapp 6000 Euro mehr als das konvention­ell angetriebe­ne Basismodel­l.

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Foto: Suzuki Quirliger denn je: der Suzuki Swift der jüngsten Generation.

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