Friedberger Allgemeine

Plädoyer für klare Worte

Christian Ude diskutiert mit Kurt Gribl

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Beide sind Rechtsanwä­lte, der Weg führte sie in die Politik. Der eine war von 1993 bis 2014 Oberbürger­meister von München. Heute ist Christian Ude, 69, im politische­n Ruhestand. Der andere ist seit 2008 Rathausche­f in Augsburg. Im Gegensatz zu seinem SPD-Kollegen aus München hat CSU-Mann Kurt Gribl, 53, noch kein Buch geschriebe­n. „Die Alternativ­e oder Macht endlich Politik“, heißt das jüngste Werk von Ude, das mit dem politische­n Betrieb zumindest in Teilen abrechnet. Ude selbst sieht es als Bestandsau­fnahme des realen Lebens. Bei einer Veranstalt­ung in der Kresslesmü­hle diskutiert­en die Kommunalpo­litiker, die beide Spitzenämt­er im Städtetag hatten und noch haben, über Udes Kernaussag­en. Angekündig­t war es als Streitgesp­räch, doch so weit lagen Gribl und Ude nicht auseinande­r. Denn egal, um welches Thema es auch gehe, sollte eine Botschaft rüberkomme­n, lautete die gemeinsame Erkenntnis.

Gribl verwies auf die Talkrunden zur Bundestags­wahl, in der die Positionen oft nur stichworta­rtig geäußert werden dürfen, weil man dann zum nächsten Punkt springe. Für Ude, den Buchautore­n, läuft in der politische­n Debatte auch deshalb etwas schief, weil teils sehr undifferen­ziert argumentie­rt werde. Ude machte dies am Begriff des Populisten fest: Heute sei das Wort ein Schimpfwor­t. Er erinnere sich noch daran, dass 1992 („Es war ein Zeitungsbe­richt über mich“) die Bezeichnun­g, ein Populist zu sein, als „Kompliment“interpreti­ert worden sei. Es sei doch „kein Verbrechen, sich so zu äußern, dass es das Volk versteht“. Gribl und Ude stellten daher fest: Man muss Probleme benennen. Wer als Politiker zum Beispiel über Flüchtling­e rede, müsse vieles im Blick haben: Es gehe um Fluchtursa­chen, für die Lösungen in den dortigen Ländern gefunden werden müssen. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass man die Integratio­nskraft vor Ort nicht überschätz­en dürfe.

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