Lieder über Grenzmomente
Andi Weiss kommt mit „Laufen lernen“nach Friedberg. Was macht seine Songs aus?
Rund 1000 Auftritte und weit über 100 000 verkaufte Bücher und CDs prägen die letzten zehn Jahre Ihres Schaffens als Solokünstler. Wenn man Ihre Konzerte besucht, bekommt man den Eindruck, dass es Ihnen trotz der tollen Bilanz nicht nur um die Unterhaltung möglichst vieler Menschen geht. Stimmt das?
Andi Weiss: Ja, das ist mir sehr wichtig. Ich will und wollte immer nicht nur unterhalten, sondern mir mit Menschen darüber Gedanken machen, was uns im Leben hält. Deshalb widme ich mich in meinen Konzerten auch immer den existenziellen Themen des Lebens.
Wo liegen die Wurzeln Ihres beruflichen Schaffens. Sind Sie schon immer Künstler?
Weiss: Ich bin vom Grundberuf evangelischer Diakon. Auch wenn ich diesen Beruf gerade nicht mehr aktiv ausübe, sind viele meiner Lieder in diesen Begegnungen entstanden. Momente am Grab oder an Sterbebetten, im Gespräch mit Menschen, die gescheitert sind: All diese Begegnungen brauchten ein Ventil. Das Liederschreiben hat mir geholfen, mit diesen Grenzmomenten umgehen zu lernen und mutig Dinge beim Namen zu nennen. Dass meine Lieder nicht nur mir weitergeholfen haben und weiterhelfen, sondern auch viele andere Menschen davon berührt sind, freut mich natürlich sehr.
Sie sind im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. Sie haben auch nach Friedberg Verbindungen, waren bereits zuvor hier. Wie kommt es dazu?
Weiss: Ich freue mich über ein großes Netzwerk zu vielen lieben Menschen. Schon vor über zehn Jahren hatte ich über die Gemeindearbeit schöne gemeinsame Begegnungen und Momente mit Volker Nickel, dem evangelischen Pfarrer von Friedberg. Somit sind für mich die Konzerte auch immer wieder ein freudiges Wiedersehen.
In Friedberg wollen Sie mit dem Publikum „Laufen lernen“. Was erwartet uns, welches Schuhwerk sollen wir zum Konzert anziehen?
Weiss: Ich glaube, eine Mischung aus Hausschuhen und Turnschuhen wären gut (lacht). Denn nur wer bei sich ganz zuhause ist, kann sich auf den Weg machen.
Wie sehen Ihre Planungen für die Zukunft aus?
Weiss: Ich lasse mich gerade von meiner Landeskirche für sechs Jahre beurlauben, um ganz für die Musik und die Lebensberatung zu arbeiten. Ich freue mich über viele Anfragen. Musikalisch entsteht gerade ein neues Konzertprogramm und im Juli habe ich meine Beratungspraxis „Sinnvoll leben“in München eröffnet.