Vision 2025 nimmt nur langsam Fahrt auf
Bürgermeister Kandler revidiert den Zeitplan: Ein Ratsbegehren parallel zur Landtagswahl im Herbst 2018 ist nicht zu schaffen. Und unter den Meringer Ortspolitikern droht auch schon wieder Streit
Mering Die Neugestaltung des Meringer Zentrums nach der Vision 2025 des örtlichen Pfarrers ist das größte Projekt der vergangenen Jahrzehnte. Entsprechend umfangreich ist der Entscheidungsprozess. Wie berichtet soll heuer eine Feinuntersuchung stattfinden, die den Rahmen für einen anschließenden städtebaulichen Wettbewerb festlegt. Um dafür einen Planer zu wählen, muss der Markt Mering – wie sich herausstellte – aber extra noch eine detaillierte Leistungsbeschreibung herausgeben. Und über diese drohte sich das Gremium in seiner jüngsten Sitzung bereits wieder zu zerstreiten.
Die Leistungsbeschreibung hatte Bürgermeister Hans Dieter Kandler als Ergebnis aus den bisher drei Sitzungen des Kuratoriums – einer eigens für das Projekt geschaffenen Arbeitsgruppe – erstellt. Die mit den Gemeinderatsunterlagen verschickte Fassung hatte sich jedoch schon überholt. Entscheiden sollten die Räte über eine an vielen Stellen veränderte Version, die sie erst zu Sitzungsbeginn als siebenseitige Tischvorlage zu Gesicht bekamen.
Denn die Regierung von Schwaben als zuständige Förderbehörde hatte das Dokument noch einmal grundlegend überarbeitet. Bürgermeister Kandler versicherte, dass es sich vor allem um redaktionelle Änderungen handelte.
„Ich sehe mich nicht in der Lage, das in der Kürze der Zeit durchzulesen und zu entscheiden“, sagte Petra von Thienen. Auch Florian Mayer (CSU) lehnte es ab, blind über etwas abzustimmen, das Mering auf Jahrzehnte belasten werde.
Auch inhaltlich sah der Gemeinderat Diskussionsbedarf. CSUFraktionssprecher Georg Resch verwies darauf, dass es bereits vor der Vision 2025 die Idee gab, das Rathaus abzureißen und am jetzigen Standort mit dem benachbarten Benefiziatenhaus neu zu bauen. Auch bei den Kuratoriumssitzungen sei er immer noch davon ausgegangen, dass die Möglichkeiten fürs jetzige Rathausareal mituntersucht werden. Deswegen wünsche er sich, dies explizit in der Leistungsbeschreibung gefordert werde. Kandler bezeichnet den Rathausneubau an jetziger Stelle als unsinnig. Denn dann müsste die Verwaltung während der Bauzeit erst noch in eine Zwischenlösung ziehen, was teuer sei. „Aber wenn Sie etwas Unsinniges prüfen lassen wollen – gerne!“
Grünen-Sprecherin Petra von Thienen forderte, dass die Feinuntersuchung grundsätzlich sämtliche in Frage kommenden Alternativen prüfen solle. Das gelte beispielsweise auch für den Bau einer Tiefgarage, der abzuwägen sei gegen die Möglichkeit, in verlassenen Hofstellen oberirdische Parkplätze zu schaffen. Vor allem ärgerte sich Petra von Thienen aber über die Vorgehensweise. Denn eigentlich habe der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass zu den Sitzungen des Kuratoriums ein neutraler Moderator hinzugezogen werde – idealerweise ein Mitarbeiter des Büros Dragomir, das bereits das ISEK für die Städtebauförderung erstellt hat (wir berichteten). Das ist jedoch nicht geschehen. Denn das Kuratorium war bis auf die Grünen-Sprecherin selbst der Meinung gewesen, keinen Moderator zu brauchen.
Das Landratsamt empfahl nach einer entsprechenden Beschwerde, das Vorgehen nachträglich durch einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss zu legitimieren. Damit war die Grünen-Sprecherin nicht einverstanden: „Wäre ein Planer im Kuratorium dabei gewesen, hätten wir viele Punkte im Vorfeld ausräudass men können, die wir heute hier diskutieren“, sagte sie. CSU-Fraktionssprecher Georg Resch meinte versöhnlich: „Jetzt so im Nachhinein gesehen, wäre so ein Moderator vielleicht doch nicht so schlecht gewesen.“
Bereits wegen der späten Einsicht der Unterlagen hatte sich herauskristallisiert, dass der Beschluss über die Leistungsbeschreibung vertagt wird. Als Vorschlag zur Güte in der hitzig und persönlich werdenden Debatte schlug Georg Resch vor, den eigentlich beschlossenen Moderator bis dahin doch noch hinzuzuziehen. Der Bürgermeister äußerte Bedenken, dass das Büro Dragomir nicht dazu bereit sein werde und durch die Suche nach einem anderen Planer unnötig Zeit verloren gehe. CSU-Fraktionssprecher Resch ließ jedoch durchblicken, dass ihm Architekt Martin Birgel in einem Telefonat bereits Bereitschaft signalisiert habe. Nun soll also das Kuratorium mit dem Planer noch einmal tagen und die Leistungsbeschreibung durchgehen. Über diese wird der Gemeinderat dann am 19. Oktober entscheiden. Nicht nur deswegen verschiebt sich der ursprüngliche Zeitplan für die Vision 2025. Eigentliches Ziel war es ja, das Ratsbegehren zusammen mit den Landtagswahlen im Herbst 2018 durchzuführen. Doch um die Zuschüsse im Rahmen der Städtebauförderung zu erhalten, muss der Markt Mering genaue Vorgaben für die Vorgehensweise erfüllen. „Wir können froh sein, wenn wir es zur Europawahl schaffen“, meinte Kandler. Diese ist im Frühjahr 2019. Entnervt fügte der Bürgermeister an: „Der Pfarrer hätte gut daran getan, seine Idee Vision 2125 zu nennen.“
Wo bleibt der beschlossene neutrale Moderator?