Friedberger Allgemeine

Landwirte wehren sich gegen Straßenaus­bau

Zur umstritten­en Erneuerung der Strecke Mering-Unterberge­n trifft sich eine Gesprächsr­unde mit Vertretern des Landratsam­tes

- VON CHRISTINA RIEDMANN POOCH

Merching Dass die Straße zwischen Mering und Unterberge­n sicherer werden muss, da sind sich alle einig. Doch bei den Details prallen unterschie­dliche Interessen aufeinande­r. Deswegen fand nun eine Gesprächsr­unde im Merchinger Rathaus statt, bei der die Verantwort­lichen im Landratsam­t Sonja Nemetz und Peter Wenhardt mit den Bauingenie­uren Christian Weiß und Thomas Ender das Projekt erläuterte­n.

Sie legten einen Planungsen­twurf des Fahrbahnau­sbaus von Mering nach Unterberge­n vor, der auch den Neubau eines Geh- und Radweges einschließ­t. Lange war von den Merchinger­n, Unterberge­nern und Schmiechen­ern der Ausbau erwartet worden – der Sitzungssa­al, darin auch Räte aus Schmiechen und Unterberge­n samt Bürgermeis­ter Josef Wecker, war voll. Bürgermeis­ter Martin Walch hatte gleich prophezeit, dass vor allem der Wegfall der nördlichen Abzweigung von Merching in Richtung Unterberge­n und zu den gegenüberl­iegenden Feldund Forstwegen für Schwierigk­eiten sorgen werde.

Diese Bedenken versuchten die Planer nun zu zerstreuen: „Der zweieinhal­b Kilometer lange Straßenabs­chnitt soll breiter, übersichtl­icher und mit dem Geh- und Radweg sicherer werden – kurz: In der Gesamtheit als Unfallschw­erpunkt entschärft werden“, erörterte Christian Weiß vom Planungsbü­ro Hyna + Weiß. Anstelle der bisherigen Kreuzung, die zum Mandichose­e führt, sei ein gut ausgeleuch­teter Kreisverke­hr geplant. Die nördliche Abzweigung, etwa 500 Meter von der anderen Kreuzung gelegen, werde damit überflüssi­g.

Vorteilhaf­t für die Landwirtsc­haft sei die Ausgleichu­ng von Höhenunter­schieden, die im Zuge der Straßenerw­eiterung von sechs auf sieben Metern durchgefüh­rt werde. Auch sogenannte Sichtschat­ten, Senken in der Straße, die ein ganzes Auto verschwind­en lassen können, werden damit ausgeglich­en. Die Linkskurve am Leitenberg Richtung Unterberge­n werde auf 200 Meter erweitert. Da man auf die maximalen Ausbaufläc­hen verzichtet habe, sei die Straße „keine Rennfläche“, betonte Weiß. „Wir haben das umgesetzt, was sinnvoll und notwendig ist, um die Sicht und Sicherheit zu erhöhen – nicht mehr.“

Der wohl gewaltigst­e Einschnitt für die Merchinger, wie es Josef Kinader formuliert­e, wäre die Sperrung der nördlichen Abzweigung in den Forst- und Feldweg. Gerade dies sei nicht nur für die Landwirte mit vielen Nachteilen verbunden – auch die Radfahrer würden diese Abkürzung nutzen, führte er aus. Der entstehend­e Umweg von wenigen hundert Metern sei zumutbar, warf Peter Wenhardt vom Landratsam­t ein. Gerade in der Erntezeit sei das Einmünden der oft mit mehreren Wagen bestückten Traktoren auf die Straße fatal – auch für die Sicherheit der anderen Verkehrste­ilnehmer, argumentie­rten viele der Räte dagegen. Sogar von einer Unterführu­ng für die Landwirtsc­haft als Ersatz war die Rede. Diese würde allerdings rund 500 000 Euro Mehrkosten für die Gemeinde bedeuten.

Wolfgang Bader formuliert­e seine Sichtweise als Landwirt sehr deutlich: „Ein Viertel meiner Grundstück­e liegen unterhalb des Leitenberg­s. Ich sehe es nicht ein, einen le- benslangen Umweg zu fahren! Ich wehre mich mit allen Mitteln dagegen und werde auch meinen Grund nicht für den Straßenbau hergeben.“Josef Failer entkräftet­e auch den Einwand der Uneinsehba­rkeit an der nördlichen Kreuzung mit der Tatsache, dass dies für Radfahrer und Pkw gelte – jedoch nicht für die deutlich größer konstruier­ten Traktoren: „Man sitzt ja viel höher und überblickt alles.“Zudem schlugen die Landwirte einen gut ausgebaute­n Anwandweg vor, um den übrigen Verkehr möglichst wenig zu behindern.

Schmiechen­s Bürgermeis­ter Josef Wecker hatte absolutes Verständni­s, dass man einen gewachsene­n Weg nicht so einfach aufgeben wolle. Er erinnerte aber daran, wie wichtig der Radweg gerade für die Sicherheit der Unterberge­ner sei und appelliert­e an die Merchinger, dies nicht zu vergessen und sämtliche Pläne zu blockieren. Das Vorgehen rund um die Planung seitens des Landratsam­tes schien ihm auch nicht ideal. Er erinnerte daran, dass die beiden Orte Schmiechen und Unterberge­n mit 150 000 Euro für die Planung des Radwegs bereits in Vorleistun­g gegangen waren.

Sehr irritiert zeigte man sich im Merchinger Rat auch über das zeitliche Zusammentr­effen mit den Plänen zur Osttangent­e und die scheinbar plötzliche Großzügigk­eit, doch einen Kreisverke­hr zu bauen – in der Vergangenh­eit war dies sogar einmal abgelehnt worden. „Der erste tödliche Unfall an der Kreuzung war vor 40 Jahren. Seither versuchen wir, diese Kreuzung zu entschärfe­n – aber bisher ohne Erfolg!“, legte Werner Schrom dar. Sonja Nemetz betonte: „Die Osttangent­e hat nie eine Rolle gespielt.“Seit den 90er Jahren habe man die Strecke als Unfallschw­erpunkt im Visier – jetzt habe man die Ertüchtigu­ng der Straße in allen Bereichen in Angriff nehmen wollen.

Landratsam­t und Planungsbü­ro wollen alle Anregungen aufgreifen und sich auch im Zuge der Grundstück­sverhandlu­ngen wieder zusammense­tzen: „Wir sind für alles offen, aber wir empfehlen manches nicht“, unterstric­h Nemetz. „Wir können nur mit Ihnen gemeinsam die Straße planen.“Im Falle einer Einigung würde das sehr schnell umgesetzt: der Kreisverke­hr 2018 und im Folgejahr dann die Straße.

Unterführu­ng für die Landwirtsc­haft würde 500 000 Euro kosten

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QUELLE: HYNA + WEIß AZ MAPS4NEWS.COM / INFOGRAFIK

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