Mehr Maxi als Mini
Als Countryman präsentiert sich der Mini erstaunlich erwachsen – und bleibt doch verspielt. Kann dieser Spagat gelingen?
Was für ein Auto: Mit seiner Wuchtigkeit beeindruckt der Mini Countryman auf den ersten Blick. Fast viereinhalb Meter lang, über 1,80 Meter breit und gut eineinhalb Meter hoch ist das Gefährt – alles andere als ein Mini. Schon mit dem Clubman gaben die Briten ihren ursprünglichen Markenkern ein Stück weit auf. Der Countryman sprengt nun alle Grenzen. Er ist der größte Mini aller Zeiten – und, zumindest äußerlich, der gereifteste.
Nicht nur sein geräumiger Innenraum und sein hoher Einstieg bieten Komfort. Dank guter Fahrdynamik und weicher Federung liegt der Countryman auf der Straße wie ein Boot in ruhiger See. Windschnittig ist er nicht, lässt sich aber leichthändig lenken. Zumindest wenn man den Countryman dort fährt, wo er dem Namen nach hingehört: auf dem Land. Freie Fahrt auf einsamen Wegen tut in jedem Auto gut – im Countryman umso mehr. Ist er auf der Autobahn trotz 150 Diesel-PS in der getesteten Ausführung behäbig, zeigt er Stärke auf kurvigen Landstraßen. Im Großstadt-Chaos dagegen fährt sich dieser Riesen-Mini deutlich weniger komfortabel. Gerade beim Einparken wünscht man sich manchmal einen „richtigen“Mini. Zwar ist der automatische Parkassistent des Countryman ein treu behilflicher Butler, aber auch recht begriffsstutzig. Das System findet Lücken nur langsam und natürlich nur, wenn sie den Dimensionen dieses Maxi-Mini entsprechen. Ansonsten „findet“der Helfer gern mal Stellplätze, wo gar keine sind. Also lieber selbst einparken: In Kombination mit der nicht gerade leichtgängigen Kupplung keine ganz einfache Übung. Spätestens, wenn beim dritten Korrekturzug der Schleifpunkt verpasst wurde und der Motor abstirbt, bringt der Countryman selbst geübte Einparker an die Grenzen. Er ist einer fürs Land. Und das, obwohl er innen jugendlich-ausgeflippt daherkommt wie ein Studentenzimmer in der City.
Im Interieur fallen die Blicke sofort auf den großen runden Bildschirm in der Mitte. Zusammen mit den bunt blinkenden Zierleisten ist das Display der Hingucker. Edel wirkt das zwar nicht, aber der Marke Mini getreu jung und verspielt. Das Lifestyle-SUV lässt sich über eine Vielzahl an Retro-Kippschaltern und Digitalanzeigen bedienen. Das mutet etwas verrückt an und erinnert an ein Flugzeug-Cockpit, ist in der Praxis aber leider unübersichtlich.
Die Lichtatmosphäre passt sich der Fahrtsituation an. Beim Einparken leuchtet der Lichtkreis um den Bildschirm erst orange, dann immer rötlicher, je näher das Auto dem Hindernis kommt. Wechselt der Fahrdynamik-Modus von „Normal“auf „Sport“oder „Green“, wird das Fahrzeuginnere in ein sattes Rot, beziehungsweise Grün getaucht. Ihre Wirkung entfaltet die Lichtspielerei erst nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn sie nachts die Türen zu dem über sich hinaus gewachsenen Mini öffnen, werden Fans der Marke staunen. In einer Licht-Projektion erstrahlt das Logo auf dem Boden.
So richtig ausgewachsen haben sich beim Countryman auch die Optionen in Sachen Sonderausstattung. Zur Auswahl stehen drei Lenkräder, elf Außenfarben, vier Arten von Motorhaubenstreifen und verschiedene Sitzpolsterungen, Lederapplikationen und Chrompakete. Das innerlich jung gebliebene, aber über sich hinaus gewachsene Modell gibt es ab 26500 Euro mit Dreizylinder-Benzinmotor.
Im Test war es ein Countryman D mit Vierzylinder-Dieselmotor und 150 PS. Der entspricht der Abgasnorm Euro 6, verbraucht aber mit durchschnittlich sechseinhalb Litern in der Praxis deutlich mehr als die der Norm nach angegebenen 4,5 Liter. Wer wirklich Spaß haben will, muss zeitweise sogar mit bis zu neun Litern rechnen.