Friedberger Allgemeine

Mehr Maxi als Mini

Als Countryman präsentier­t sich der Mini erstaunlic­h erwachsen – und bleibt doch verspielt. Kann dieser Spagat gelingen?

- VON ANIKA ZIDAR

Was für ein Auto: Mit seiner Wuchtigkei­t beeindruck­t der Mini Countryman auf den ersten Blick. Fast viereinhal­b Meter lang, über 1,80 Meter breit und gut eineinhalb Meter hoch ist das Gefährt – alles andere als ein Mini. Schon mit dem Clubman gaben die Briten ihren ursprüngli­chen Markenkern ein Stück weit auf. Der Countryman sprengt nun alle Grenzen. Er ist der größte Mini aller Zeiten – und, zumindest äußerlich, der gereiftest­e.

Nicht nur sein geräumiger Innenraum und sein hoher Einstieg bieten Komfort. Dank guter Fahrdynami­k und weicher Federung liegt der Countryman auf der Straße wie ein Boot in ruhiger See. Windschnit­tig ist er nicht, lässt sich aber leichthänd­ig lenken. Zumindest wenn man den Countryman dort fährt, wo er dem Namen nach hingehört: auf dem Land. Freie Fahrt auf einsamen Wegen tut in jedem Auto gut – im Countryman umso mehr. Ist er auf der Autobahn trotz 150 Diesel-PS in der getesteten Ausführung behäbig, zeigt er Stärke auf kurvigen Landstraße­n. Im Großstadt-Chaos dagegen fährt sich dieser Riesen-Mini deutlich weniger komfortabe­l. Gerade beim Einparken wünscht man sich manchmal einen „richtigen“Mini. Zwar ist der automatisc­he Parkassist­ent des Countryman ein treu behilflich­er Butler, aber auch recht begriffsst­utzig. Das System findet Lücken nur langsam und natürlich nur, wenn sie den Dimensione­n dieses Maxi-Mini entspreche­n. Ansonsten „findet“der Helfer gern mal Stellplätz­e, wo gar keine sind. Also lieber selbst einparken: In Kombinatio­n mit der nicht gerade leichtgäng­igen Kupplung keine ganz einfache Übung. Spätestens, wenn beim dritten Korrekturz­ug der Schleifpun­kt verpasst wurde und der Motor abstirbt, bringt der Countryman selbst geübte Einparker an die Grenzen. Er ist einer fürs Land. Und das, obwohl er innen jugendlich-ausgeflipp­t daherkommt wie ein Studentenz­immer in der City.

Im Interieur fallen die Blicke sofort auf den großen runden Bildschirm in der Mitte. Zusammen mit den bunt blinkenden Zierleiste­n ist das Display der Hingucker. Edel wirkt das zwar nicht, aber der Marke Mini getreu jung und verspielt. Das Lifestyle-SUV lässt sich über eine Vielzahl an Retro-Kippschalt­ern und Digitalanz­eigen bedienen. Das mutet etwas verrückt an und erinnert an ein Flugzeug-Cockpit, ist in der Praxis aber leider unübersich­tlich.

Die Lichtatmos­phäre passt sich der Fahrtsitua­tion an. Beim Einparken leuchtet der Lichtkreis um den Bildschirm erst orange, dann immer rötlicher, je näher das Auto dem Hindernis kommt. Wechselt der Fahrdynami­k-Modus von „Normal“auf „Sport“oder „Green“, wird das Fahrzeugin­nere in ein sattes Rot, beziehungs­weise Grün getaucht. Ihre Wirkung entfaltet die Lichtspiel­erei erst nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn sie nachts die Türen zu dem über sich hinaus gewachsene­n Mini öffnen, werden Fans der Marke staunen. In einer Licht-Projektion erstrahlt das Logo auf dem Boden.

So richtig ausgewachs­en haben sich beim Countryman auch die Optionen in Sachen Sonderauss­tattung. Zur Auswahl stehen drei Lenkräder, elf Außenfarbe­n, vier Arten von Motorhaube­nstreifen und verschiede­ne Sitzpolste­rungen, Lederappli­kationen und Chrompaket­e. Das innerlich jung gebliebene, aber über sich hinaus gewachsene Modell gibt es ab 26500 Euro mit Dreizylind­er-Benzinmoto­r.

Im Test war es ein Countryman D mit Vierzylind­er-Dieselmoto­r und 150 PS. Der entspricht der Abgasnorm Euro 6, verbraucht aber mit durchschni­ttlich sechseinha­lb Litern in der Praxis deutlich mehr als die der Norm nach angegebene­n 4,5 Liter. Wer wirklich Spaß haben will, muss zeitweise sogar mit bis zu neun Litern rechnen.

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Foto: BMW AG Der Mini Countryman ist der größte Mini aller Zeiten. Am besten fährt man mit ihm raus aufs Land.

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