Auszählung unter Beobachtung
300 Helfer zählen die Stimmen der Briefwahl aus. Dass ihnen dabei AfD-Anhänger auf die Finger schauen, nehmen sie gelassen
Seit 20 Jahren leitet Bernhard Hoffmann die Briefwahl in Augsburg – doch Wahlbeobachter sind auch für ihn etwas Neues. Nach dem bundesweiten Aufruf durch die AfD hatten sich auch in Augsburg Parteimitglieder und andere Bürger unter die Auszähler gemischt, um zu überprüfen, ob dort alles mit rechten Dingen zugeht. Zweifel daran hatten Vertreter der AfD zuletzt immer wieder gestreut.
Exakt um 18 Uhr, nach Schließung der Wahllokale, beginnt auch in der Erhard-Wunderlich-Sporthalle die Auszählung der Briefwahlzettel. Rund 300 Freiwillige sind dort angetreten, die 42000 Briefwahlzettel aus den 42 Wahlbezirken der Stadt auszuzählen. In Sechserteams holen sie die Wahlzettel aus den blauen Umschlägen und beginnen, sie auf dem Tisch zu sortieren. Die Zahl der Briefwahlstimmen ist in diesem Jahr verglichen mit 2013 nochmals gestiegen und an manchen Tischen müssen fast 2000 Zettel ausgewertet werden. Diese werden mehrfach sortiert – zuerst nach der Verteilung der Erst- und Zweitstimmen und der Gültigkeit der abgegebenen Stimmen, in einem weiteren Schritt schließlich nach den Parteien.
Die drei Wahlbeobachter stehen am Rand und versuchen, aus dem Prozedere schlau zu werden. „Ein bisschen unübersichtlich ist das hier schon“, findet AfD-Mann Dominik Schmitt. Zumindest wenn alle Teammitglieder zusammenwirkten, wäre ein Manipulation möglich, glaubt er. „Ich übe hier mein Bürgerrecht aus und finde es wichtig, Präsenz zu zeigen“, sagt er. Mit ernster Miene und einem Klemmbrett unter dem Arm läuft eine Frau zwischen den Auszählungstischen herum. Wer sie ist und warum sie glaubt, den Helfern hier auf die Finger sehen zu müssen, will sie nicht sagen – überhaupt fühlt sie sich von der Presse bei ihrer Arbeit gestört. „Sie dürfen mich nicht belästigen“, herrscht sie den Reporter an. Briefwahlleiter Hoffmann hat in seiner Amtszeit noch keinen Manipulationsversuch erlebt. „Wie sollte das auch gehen, hier kontrollieren sich an jedem Tisch sechs Leute gegenseitig und jeder Wahlzettel wird von zwei Helfern angeschaut“, sagt er. Er hat die Auszähler zuvor über die Beobachter informiert – alle nehmen es gelassen.
Augsburgs AfD-Chef Markus Bayerbach bestätigt, dass Mitglieder seiner Partei bei den Auszählungen präsent waren. Als sich am Abend die Ergebnisse abzeichnen, sagt er, er gehe nicht davon aus, dass es zu „größeren Manipulationen“gekommen sei. „Eher kann es sein, dass Fehler gemacht werden und da ist es doch gut, wenn jemand das bemerkt“, so Bayerbach. werden bei den Zweitstimmen als un gültig gewertet. Insgesamt wurden im Wahlkreis 153 230 Stimmzettel von den Wählern ausgefüllt. erreicht CSU Direktkandidat Volker Ullrich in Bergheim das beste Er gebnis, sein schlechtestes Ergebnis er zielt der frühere städtische Ord nungsreferent Rechts der Wertach mit 22,3 Prozent. Bei der Wahl vor vier Jahren war sein Top Ergebnis ein Stimmanteil von 52 Prozent im Uni viertel. haben sich im Wahlkreis Augsburg und Königsbrunn zur Wahl gestellt. Drei weniger als bei der Wahl 2013. Pira erreicht Ulrike Bahr von der SPD ihr bestes Ergebnis im Bärenkeller. Claudia Roth (Grüne) schneidet am besten im Stadtjägerviertel ab – mit 24,9 Prozent. Beide Politikerinnen sind zwar nicht direkt gewählt, ziehen aber über die jeweilige Landesliste ih rer Partei in den neuen Bundestag ein. AfD Kandidat Markus Bayerbach hat seine Hochburg in Oberhausen Nord mit 23,3 Prozent. Im Bundestag wird er nicht sitzen, da er auf einen Platz auf der Landesliste seiner Partei verzichtet hatte. (jöh)