Finnbogason gibt dem FCA die Note Zwei
Die Bundesliga-Profis besuchen jedes Jahr alle Erstklässler in Augsburg. Der Isländer spricht nach seiner ersten Station an der Grundschule Bärenkeller über seine Schulzeit, aber auch über den bisherigen Saisonverlauf
Alfred Finnbogason wusste, dass diese Frage kommen würde. Gerade hatte der Stürmer des FC Augsburg im Rahmen der „Turnbeutelaktion“des Bundesligisten die Erstklässler der Grund- und Mittelschule im Augsburger Stadtteil Bärenkeller besucht. Der isländische Nationalspieler war begeistert in der Aula empfangen worden. Die Schulband spielte das FCA-Lied und die rund 80 Grundschüler hatten kleine rotgrün-weiße Papierfähnchen gebastelt, mit denen sie Finnbogason zuwinkten. Über eine Stunde nahm sich der Stürmer Zeit, um die Fragen zu beantworten, Turnbeutel zu verteilen und um Autogramme zu schreiben.
Fast 50 Grundschulen mit über 2500 Erstklässlern besuchten die FCA-Spieler und Trainer gestern. Das macht der FCA seit Jahren. Er will bei den Kindern werben, ein Beitragsformular für den KidsClub, dem Mini-Fanclub des FCA, liegt im Turnbeutel. Die Kinder von heute sind die Fans von morgen.
Alfred Finnbogason durften die Medien auf der Werbetour begleiten. Jetzt steht er im Pausenhof und sagt auf die Frage, welche Note er seiner Mannschaft gerade geben würde: „Eine Zwei“, sagt er in sehr gutem Deutsch, das er sich in nur eineinhalb Jahren selbst beigebracht hat. Ein Indiz dafür, dass er nicht geflunkert hatte, als er in der Aula sagte, nach Startschwierigkeiten sei er ein guter Schüler gewesen. Sein Lieblingsfach sei Sport gewesen.
Eine Eins wollte er nicht verteilen, auch wenn am Samstag (15.30 Uhr) Borussia Dortmund zum Spitzenspiel in der WWK-Arena antritt. Fünfter (FCA) gegen Tabellenführer (BVB). „Es ist schon gut gelaufen, aber wir könnten ein paar Punkte mehr haben“, sagt der Isländer. Die gelten ja gemeinhin als wagemutiges Völkchen. Und Finnbogason war einer der Ersten, der nach dem besten Start der Augsburger Bundesliga-Historie laut ausgespro- hat, dass man heuer vielleicht nicht nur mit dem Klassenerhalt zufrieden sein müsse.
Gestern wurde er gefragt, ob das Spitzenspiel des siebten Spieltages auch ein Spiel zwischen zwei Spitzenmannschaften sei. „Wenn du auf die Tabelle schaust, sind wir eine Spitzenmannschaft“, sagte er und lächelt. Es war die Bitte, seine Aussage nicht ganz so ernst zu nehmen. Schließlich sind erst sechs Spiele gespielt. Aber beim FCA ist das wachsende Selbstbewusstsein zu spüren. Finnbogason hält das Erreichen eines Europa-League-Platzes nicht für unmöglich. „Ich finde, wir haben eine super Mannschaft, wir brauchen chen uns nicht verstecken, alles ist möglich. Aber wir müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben.“
Ein Grund, warum es beim FCA derzeit läuft, ist auch die gute Form von Finnbogason. Vier Tore hat er bisher erzielt, eins mehr als in der gesamten vergangenen Spielzeit. „Da war ich vom ersten Trainingstag in der Vorbereitung verletzt. Das macht keinen Spaß. Danach bin ich auch sechs Monate ausgefallen. Dieses Jahr bin ich superfit.“
Das soll am Samstag auch Dortmund zu spüren bekommen. Natürlich sei der BVB der Favorit. Finnbogason: „Wir haben ja gesehen, was sie bisher abgeliefert haben. Aber ich kann mich noch gut an letztes Jahr erinnern, als wir am vorletzten Spieltag zu Hause gegen Dortmund 1:1 gespielt haben.“
Es war ein wichtiger Punkt im Kampf gegen den Abstieg. Finnbogason traf zum 1:0 (28.), nur vier Minuten später erzielte PierreEmerick Aubameyang das 1:1.
Nun kommt es wieder zum Duell der so ungleichen Torjäger. Finnbogason sagt dazu: „Er ist ein ganz anderer Typ. Er ist schnell, stark, robust. Ich spiele mehr mit dem Kopf.“Wer denn am Samstag öfters treffen wird, wird Finnbogason gefragt: „Ich hoffe ich.“Mut macht ihm auch seine persönliche Bilanz gegen Dortmunds neuen Trainer Peter Bosz. Zweimal traf er in der Saison 13/14 mit Heerenveen in der niederländischen Eerendivsie auf das von Bosz trainierte Vitesse Arnheim. Jedes Mal traf Finnbogason.
Sich selbst wollte Finnbogason gestern nicht benoten. Aber hält er seine Serie, bekommt er von den Erstklässlern der Grundschule Bärenkeller bestimmt die Note eins.