Nicht jeder Trend will verfolgt werden
Der Mensch strebt nach Individualität. Vor allem junge Leute finden immer wieder Möglichkeiten, sich von der Masse abzugrenzen. Es entstehen Trends wie der Minimalismus. Fragt sich nur, wie lange sich der Gedanke, einfach zu leben, im Kopf eines Menschen hält. Ist die Bewegung nicht ein Mittel zum Zweck, um sich moralisch den Mitmenschen in Sachen Nachhaltigkeit überlegen zu fühlen? Es wäre sinnvoller, sich vor dem Kauf von Kleidung zu überlegen, ob man nicht lieber auf qualitativ hochwertige Mode statt auf niedrige Preise setzt. Und es ist nicht ein wenig zwiespältig, anderen Menschen auf Flohmärkten billige Ware weiterzuverkaufen, um sich selbst teure Fair-Trade-Teile leisten zu können.
Minimalismus bedeutet auch, einfach designte Möbel zu besitzen. Heißt das im Umkehrschluss, dass man nur ein echter Minimalist ist, wenn man Omas, mit aufwendigen Holzschnitzereien verzierte Kommode gegen einen Spanplattenverschlag austauscht? Anhänger des Minimalismus werben oft damit, dass mehr Geld übrig bleibe und man sich glücklicher fühle, wenn man sich einschränkt. Dabei dürfte doch Geld eigentlich keine große Rolle spielen, wenn man sich vom Konsum lossagen würde.
Als Minimalist muss man sich zunächst einmal quälen. Heißgeliebte Erinnerungsstücke in fremde Hände zu geben, bedeutet Wehmut. Stress ist ebenso vorprogrammiert, denn Aussortiertes soll nicht einfach in der Mülltonne landen. Und das soll glücklich machen? Nebenbei gesagt: Freunde bleiben auch nicht lange bei einem, wenn man ständig die Moralkeule schwingt und sie eines Besseren belehren will. Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Glücklich wird man auch auf anderem Wege.