Das Laufen bestimmt seinen Rhythmus
Benjamin Dillitz gehört zu den talentiertesten Läufern der Region. Dabei fing der 23-Jährige erst vor zwei Jahren mit dem Sport an. Warum der Adelzhauser sich gegen den Fußball entschied und was sein Geheimnis ist
Adelzhausen Sobald Benjamin Dillitz seine Laufschuhe trägt, ist der Adelzhauser in einer anderen Welt. „Ich fange einfach an zu laufen. Dann kann ich den Alltag einfach vergessen und bekomme den Kopf frei.“Dabei läuft der 23-Jährige nicht einfach so vor sich hin. Er gehört zu den talentiertesten Läufern im Wittelsbacher Land und hat schon einige Siege gefeiert.
Sein bislang größter Erfolg war der Sieg beim diesjährigen Aichacher Stadtlauf: „Das war unglaublich. Es war erst meine dritte Teilnahme.“Beim anschließenden Lauf in Karlsfeld wurde er beim 5000-Meter-Rennen Vierter und knackte erstmals die 16-MinutenMarke. Dabei hat der Einzelhandelskaufmann, der in einem Aichacher Sportgeschäft arbeitet, erst vor rund zwei Jahren mit dem Laufsport begonnen. Damals nahm er spontan und fast ohne Vorbereitung an einem Rennen teil und wurde Sechster von 300 Startern. Eigentlich kommt er aus dem Fußball. Mit fünf Jahren begann er beim BC Adelzhausen mit dem Kicken. Mittlerweile ist er nicht mehr am Ball. Der Adelzhauser wäre auch kein schlechter Fußballer geworden. „Ich kann mit dem Ball umgehen. Aber die Kondition war schon immer meine große Stärke.“Waldläufe und Übungen ohne Ball machten Dillitz wenig aus, während die meisten Teamkollegen beim BCA stöhnten. „Im Laufen sah ich die größere Perspektive. Ich habe die Entscheidung nicht bereut.“
An seinem Sport schätzt der 23-Jährige die Abwechslung. Egal, ob auf Asphalt, der Tartanbahn oder durch den Matsch bei Crossläufen, Dillitz ist am Start. „Es ist sehr abwechslungsreich. Das liebe ich.“Die äußeren Bedingungen machen dem Leichtgewicht (60 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,76 Metern) nichts aus. „Man muss sich immer anpassen. Mein Körper ist da zum Glück pflegeleicht. Bisher habe ich kaum Probleme gehabt – weder bei Hitze noch bei Kälte.“Auch die Distanzen variieren. Im Training absolviert er zwischendrin auch mal 25 Kilometer am Stück, doch am liebsten läuft er die 5000 Meter. Fast täglich ist der 23-Jährige unterwegs. Meist ist er dann früh am Morgen anzutreffen, abends eher selten. Außer er beschließt spontan, von seiner Arbeitsstelle in Aichach die rund 17 Kilometer nach Hause zu laufen. Insgesamt legt er mehr als 100 Kilometer pro Woche zurück. Meistens läuft er von Adelzhausen durch den Wald Richtung Hohenzell. Die Laufstrecken im Wittelsbacher Land kennt er fast auswendig. „Ich versuche, Abwechslung reinzubringen. Die Landschaft ist sehr wellig. Es geht bergauf und bergab – das sind gute Voraussetzungen.“Meist ist Dillitz alleine unterwegs, doch ab und an trainiert er mit Michael Harlacher vom LC Aichach. „Man motiviert sich gegenseitig und wird vom anderen mitgezogen.“
Dennoch läuft er nicht für einen Verein im Landkreis, sondern für die LG Stadtwerke München: „Die Trainer geben mir viel mit auf den Weg. Außerdem kann ich von den erfahrenen Teamkollegen viel lernen“, sagt Dillitz, der vorher in München arbeitete und unter anderem Florian Pasztor meint, bei dem er sich schon den einen oder anderen Tipp geholt hat: „Da kann ich noch was lernen. Ein Kompliment von so einem Läufer motiviert dich zudem extrem.“Mit Komplimenten braucht man bei Dillitz nicht sparen. „Bisher konnte ich mich immer weiter steigern. Irgendwann wird es aber auch bei mir einen Rückschlag geben“, weiß das Nachwuchstalent. Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich mache mir vor den Starts keinen Druck. Ich will einfach für mich die beste Zeit rausholen und mache mir keine Gedanken.“Während andere Läufer häufig eine bestimmte Taktik verfolgen, läuft er also einfach drauf los. „So einfach ist das. Ansonsten ist der Kopf nicht frei genug. Einen Fuß vor den anderen setzen, sage ich immer.“Und dennoch hat der 23-Jährige den Blick immer auf die Uhr an seinem Handgelenk gerichtet. „Ich brauche die Zeit zur Orientierung, sonst geht es nicht.“
Ganz wichtig sind auch die Laufschuhe. Rund 50 Paare nennt er sein eigen. Nicht weil der 23-Jährige alle brauchen würde, sondern, weil er eine Schwäche für die bunten Treter hat. „Ich stehe einfach drauf.
Wenn es ein neues Modell gibt, muss ich es meist haben“, gibt er zu. Die Schuhe wechselt der Adelzhauser je nach Lust und Laune. Schon von Berufs wegen kennt er sich mit dem Material aus. „Bei uns im Geschäft bin ich der Experte für den Laufsport. Die Kollegen schicken die Kunden dann meist zu mir.“Dillitz berät die Kunden gerne und will auch etwas vermitteln. „Ich möchte ein gutes Gefühl weitergeben, denn Laufen hilft in vielerlei Hinsicht. Vor allem bleibt man dadurch gesund.“Ausreden lässt er nicht gelten: „Es gibt viele Ältere, die vier- oder fünfmal pro Woche laufen gehen. Das sollte Motivation genug sein.“Und dennoch braucht auch Dillitz ab und zu einen Ausgleich. Dann fährt er Rad oder geht Schwimmen.
Und wenn er nicht sportlich unterwegs ist, spielt der Adelzhauser mit Freunden Darts oder Billard. „Man muss sich dabei sehr konzentrieren.“Auch der Fußball findet noch einen Platz. In seinem Zimmer hängen viele Poster seines Lieblingsvereins Bayern München. Ab und zu ist er auch im Stadion.
Die Laufsaison neigt sich dem Ende zu. Am 8. Oktober steht für Dillitz aber nochmals ein Höhepunkt beim 10K-Lauf in München an. Im nächsten Jahr möchte sich der Adelzhauser für die bayerischen Meisterschaften qualifizieren. Wenn er so weiterläuft, ist es nur eine Frage der Zeit.