Friedberger Allgemeine

Klare Absage an Funkmast

Ulrich Weiner schildert in Rehling vor 150 Zuhörern, wie er vom begeistert­en Anhänger moderner Technik zu einem Gegner wurde und warum er vor Strahlung flüchtet

- VON JOHANN EIBL

Rehling Der Appell von Ulrich Weiner war eindeutig: „Schaut, dass ihr dieses Zeug von eurem Ort fernhaltet.“Mit diesen deutlichen Worten beendete Weiner am Montag seinen Vortrag in der Halle des TSV Rehling. Der Referent meinte den geplanten Mast für Tetrafunk, der 45 Meter hoch werden und an der östlichen Lechkante in Rehling errichtet werden soll. 150 Interessen­ten waren zu dieser Infoverans­taltung gekommen.

Der Kommunikat­ionselektr­oniker und Berater von Unternehme­n in puncto Telekommun­ikation, der früher in Augsburg lebte, präsentier­te sich mit weißem Hemd und Krawatte. Darüber trug er einen Overall, einen Strahlensc­hutzanzug mit Silbergewe­be. Eine ungewöhnli­che Bekleidung, die dazu dienen soll, Funkstrahl­en von ihm abzuhalten. Dennoch erklärte er: „Ein Vortrag kostet mich einige Tage Bettruhe.“

Weiner stellte sich als „Vollblutfu­nker“vor, der diesem Thema früher absolut unkritisch gegenüberg­estanden war: „Das Auto war voll mit Technik, alles auf dem neuesten Stand.“Warum sah er keinerlei Anlass zu einer gewissen Skepsis? „Wenn das gefährlich wäre, wäre es verboten. Das war mein Glauben, mein Vertrauen.“

Aus dem begeistert­en Fan von Telefonen und Faxen ist ein ganz entschiede­ner Kritiker geworden. Zunächst beklagte Weiner Konzentrat­ionsschwäc­hen, einen klaren Kopf hatte er nach eigenen Angaben nur dann, wenn kein Telefon in seiner Nähe war. Es kam noch schlimmer: Am Frankfurte­r Flughafen erlitt er einen Zusammenbr­uch. In einem Krankenhau­s wurde seine Überempfin­dlichkeit gegen Strahlen festgestel­lt. Nun hält sich Weiner seit 15 Jahren im Schwarzwal­d in einem Wohnmobil auf: „Ich lebe in den letzten funkfreien Tälern, ich kann dort arbeiten.“Schlafstör­ungen, Haarausfal­l, Tinnitus und schnelles Ermüden bezeichnet­e Weiner als typische Folgen, die von Funkstrahl­en ausgelöst werden. Vor allem Kinder sollte man davor in Schutz nehmen, lautete eine seiner Forderunge­n: „Wir müssen unser Kommunikat­ionsverhal­ten ändern. Brauchen wir eine ständige Erreichbar­keit? Wir müssen umdenken, neue Wege gehen.“In den meisten Fällen sei die Verwendung eines Smartphone­s doch gar nicht nötig. Wiederholt warnte der Redner vor dem Gebrauch von Schnurlost­elefonen und von WLAN-Geräten: „Fangt zu Hause an und verändert die Welt.“Am Montag, 16. Oktober, findet in Rehling die nächste Veranstalt­ung zu dem umstritten­en Funkmast für den Behördenfu­nk statt. Dann werden sich Vertreter des Landeskrim­inalamts zu diesem Projekt äußern. Später wird sich wohl noch einmal der Gemeindera­t von Rehling damit befassen; dieses Gremium hatte sich bereits geschlosse­n dagegen ausgesproc­hen.

Weiner plädierte vehement für eine namentlich­e Abstimmung. Vom Hinweis auf die Einhaltung der Grenzwerte solle man sich nicht beeindruck­en lassen. Dabei handle es sich um ein „Riesenlüge­ngebäude“. „Einen gebauten Turm wegzukrieg­en, ist ziemlich schwer. Ihr müsst alles tun, dass der Turm nicht gebaut wird“, sagte Weiner. Seiner Aussage zufolge werde es ein „ganz großer Verteilert­urm“, der zehn Funknetzen dienen soll. Daneben betonte der Referent: „Jedes Haus in Rehling ist erwischt, jeder ist betroffen.“Außerdem strahle so ein Turm ständig ab.

Im August fand ein runder Tisch statt, an dem auch Ulrich Weiner teilnehmen durfte. Er macht sich Sorgen: „Was wirklich kommt, hat uns keiner verraten.“Anhand von diversen Studien versuchte er, auf die möglichen Gefahren aufmerksam zu machen. Angekündig­t war für diesen Abend auch Dr. Monika Krout, eine Ärztin aus Aachen. Sie sagte kurzfristi­g ab wegen eines Todesfalls in der Familie. Wie Hubert Limmer von der Bürgerinit­iative „Kein Tetra-Funkmast“berichtete, habe man 15 Ärzte angesproch­en, die hätten einspringe­n sollen. In allen Fällen gab es Absagen. So kam schließlic­h Gerlinde Goldner zu Wort, eine Heilprakti­kerin aus Augsburg-Hammerschm­iede. Auch sie wies darauf hin, dass Strahlen einen Einfluss auf die Menschen hätten. Deren Belastung sollte daher möglichst gering ausfallen. In der Nacht sollte sie gänzlich unterbleib­en, um die Erholung nicht zu gefährden.

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Fotos: Josef Abt Ulrich Weiner trat in Rehling mit einem Strahlensc­hutzanzug auf. Links Hubert Limmer von der Bürgerinit­iative, rechts Gerlinde Goldner.
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Mit Plakaten bringen Rehlinger Bürger ihre ablehnende Haltung zum geplanten Funkmast zum Ausdruck.

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