Friedberger Allgemeine

In völliger Klarheit – als Paar und in der Kunst

Ausstellun­g Heike und Jiri Mayr leben und arbeiten zusammen. In der Ecke Galerie zeigen sie ihre Arbeiten

- VON MANFRED ENGELHARDT

Sie haben nebeneinan­der studiert (in Düsseldorf bei Eugen Gomringer und Beate Schiff), beendeten fast gleichzeit­ig ihr Studium. Sie heirateten 1986 und arbeiten in ähnlicher Weise, gehen in der Regel ihre Projekte gemeinsam an. Das Künstlerpa­ar Heike und Jiri Mayr strahlt in seinem Leben wie auch künstleris­ch eine Klarheit aus, sodass ihr Material nur eines sein kann: „Stein – konkret“, heißt die Ausstellun­g des renommiert­en Duos, die es derzeit in der Ecke Galerie präsentier­t.

Skepsis, ob in der nun nicht übermäßig monumental­en Galerie am Elias-Holl-Platz solch schwergewi­chtige Objekte den Raum sprengen könnten und Wirkung verloren ginge, wird beim Rundgang nicht bestätigt. Es sind 20 Exponate zu sehen und sie strahlen mehr aus, als dass sie lediglich einen intensivie­rten Katalog ihres Schaffens darstellte­n. Es herrscht totale Abstraktio­n. Die Dimensione­n changieren von kleineren Skulpturen bis zum wuchtigere­n Objekt. Die zierlichen Werke sind zumeist Modelle, die aber in ihrer Art eine eigene Aura verbreiten – der Stein als geradezu fragil sensibel auftretend­es Subjekt, in dem aber spürbar die Fähigkeit zum imponieren­den Wachstum schlummert. Die größeren Objekte ihrerseits sind in raffiniert­er innerer Spannung imstande, durch die Balance und Zuordnung ihrer Elemente die Wucht manchmal geradezu elegant zu verteilen.

Wenn Heike und Jiri Mayr ihre in einfacher Kubistik – rechteckig­e Quader, seltener Sechseckig­es, sparsam eingesetzt­e, weich wirkende Winkelneig­ungen – den Stein in Gruppen, Paaren zueinander ordnen, hat in der Klarheit und Ruhe natürlich das Material den Hauptpart. Muschelkal­k mit seiner feinen Grau-Braun-Tönung und -Fleckung erscheint zugänglich und weich, bietet flexibles „Verhalten“im Umgang mit dem/der bearbeiten­den Künstler(in) an, die Konturen werden meist abgerundet, die „Paare“oder „Trios“scheinen vertraulic­h miteinande­r zu kommunizie­ren.

Ein 18-teiliges Ensemble in Granit wiederum fügt buchstaben­artige Elemente ineinander, mit enger oder loser Berührung – man assoziiert ein architekto­nisches Labyrinth und Perspektiv-Verwirrspi­el à la Piranesi. Ohne beherrsche­ndes Zentrum scheinen Fliehkräft­e das schwere Material in Bewegung zu bringen. Doch wenn die Kanten scharf geschliffe­n sind, die glatt gehaltene Oberfläche ihren mineralisc­hen Zauber präsentier­en kann, die Quader stimmig proportion­iert ineinander ruhen, dann dominieren einfachste ästhetisch­e Gesetze, die keinen Inhalt erzählen wollen und müssen. Die Haptik reizt zum Berühren, besonders die sinnliche Farbigkeit des mehrfach verwendete­n EruptivGes­teins Diabas, sein grünlich-kristallin­isch-körniges Gemenge. Spirituali­tät und Ruhe in der „Ecke“.

OLaufzeit bis 14. Oktober in der Ecke Galerie, Elias Holl Platz 6. Mi bis Fr 14 bis 18 Uhr, Sa 13 bis 16 Uhr. Nach Verein barung: 0821/24 40 46 55 oder 0152/59 32 43 12 – www.eckegaleri­e.de

 ?? Foto: Ecke Galerie ?? Große Wirkung mit sparsamen Mitteln. Aus Diabas ist diese Skulptur von Heike und Jiri Mayr gefertigt.
Foto: Ecke Galerie Große Wirkung mit sparsamen Mitteln. Aus Diabas ist diese Skulptur von Heike und Jiri Mayr gefertigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany