Wo Fasching ist, ist auch Guido Immler
Erlebnissammler Der Augsburger Hobbyfotograf hat 41 Karnevalsumzüge auf der ganzen Welt fotografiert. Einige Orte haben ihn besonders fasziniert, aber auch Augsburg, sagt er, hat durchaus seine Vorzüge
Angefangen hat alles mit Hexen. Als Guido Immler mit zehn Jahren Verwandte an der Donau besuchte, erlebte er zum ersten Mal den alemannischen Karneval. Die Teilnehmer des Umzugs trugen Hexenmasken, die Farben faszinierten den jungen Buben. „Ich habe dann versucht, das Gesehene zu malen, aber irgendwie wollte mir das nicht so recht gelingen“, erzählt er. Von einem Onkel habe er dann eine kleine Kamera geschenkt bekommen. Sie weckte seine Leidenschaft für die Fotografie.
50 Jahre später hat Guido Immler mit der Kamera 41 Karnevals- oder Faschingszüge festgehalten. Langweilig wurden ihm all die Feiern nie. Erstens reist Immler nur zu den Umzügen, die versprechen, anders zu sein als die vorherigen. Und: „Der Mensch spielt an Karneval auch verschiedene Rollen, manche schlüpfen da richtig rein – das ist total faszinierend“.
Sein ungewöhnliches Hobby hat den Immobilienberater in 26 Länder geführt. Aus fast jedem weiß Immler Interessantes zu berichten. So wird auf den Philippinen der Karneval gemeinsam mit der Vertreibung der Besetzungsmacht Spanien gefeiert. „Die Menschen haben in der einen Hand die heilige Maria und in der anderen die Weinflasche.“In Nizza, Italien, scheint der erste Tag des Karnevals ganz und gar unpolitisch zu sein: Die Wagen sind mit Blumen geschmückt. Am zweiten Tag habe er nicht schlecht gestaunt, erzählt Immler: „Da wurden die Wagen dann mit großen Figuren aus Pappmaché geschmückt, die Politiker auf die Schippe nehmen“. Im kanadischen Quebec dagegen sind die Figuren auf den Karnevalswagen aus Schnee und Eis gehauen.
Vom Karneval in Bolivien erfuhr Immler durch einen Zufall: In der Augsburger Fußgängerzone kam er mit einem bolivianischen Straßenmusiker ins Gespräch. „Er sagte mir, ich müsste mir die Feier unbedingt ansehen. So fuhr ich zwei Tage durch die bolivianische Salzwüste, um in den kleinen Ort zu kommen“, erzählt Immler und schmunzelt.
Während er von seinen Erlebnissen berichtet und die Bilder zeigt, muss er kein einziges Mal nachdenken. Jedes Foto erkennt er sofort, weiß, wann er dort war, wen er ge- troffen hat und wie er herumreiste. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm der Karneval auf Haiti. „Die haben da ihre Masken aus ganz einfachen Dingen gebastelt, alles wirkte eher improvisiert.“Trotz der ärmlichen Zustände haben die Menschen fröhlich gefeiert.
Immler ist es wichtig, seine Reiseziele kennenzulernen: „Ich reise nicht zum Karneval an und fahre dann nach zwei Tagen wieder“. Auf der Suche nach spannenden Motiven reist er durch das Land, geht in 5-Sterne-Hotels ebenso wie in Armenviertel. Angst ausgeraubt zu werden, hat Immler nicht. In gefährlichen Gegenden bitte er immer jemanden, ihn zu begleiten. Seine Kamera-Ausrüstung trage er natürlich auch nicht offen mit sich herum. „Ich fordere das Schicksal nie heraus, aber ich bin der Meinung: Es kann überall was passieren. Da sehe ich lieber was von der Welt.“
Einmal wäre fast etwas passiert: Auf den Philippinen griff ein Waldbrand um sich und näherte sich Immlers Hotel. Doch anstatt Angst um sich zu haben, rannte er in sein Zimmer und habe Kamera und Filme gerettet. Passiert sei zum Glück niemandem etwas, der Brand konnte rechtzeitig gelöscht werden.
Und was hält Immler vom Fasching daheim in Augsburg? „In den Hallen in Augsburg und der Region ist der Fasching echt gut, die Gesellschaften sorgen ordentlich für Stimmung.“Aber der Straßenkarneval sei, wer hätte anderes erwartet, woanders besser. Im brasilianischen Rio de Janeiro zum Beispiel. Die pompösen Kulissen, Kostüme und Wagen dort imponierten dem Immobilienberater. Im karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago sei es ähnlich farbenfroh gewesen. Aber am lautesten sei es nicht in Brasilien oder der Karibik, sondern im Nachbarland Schweiz: „In Basel haben sie getrommelt und gepfiffen, da hast du sonst nichts gehört“. Tagelang habe er die Geräusche noch gehört.
Welche Karnevalsfeiern ihm noch in seinem Album fehlen, kann Immler nicht genau sagen. Wahrscheinlich gebe es noch Dutzende, von denen er noch nichts gehört habe. Aber Australien, Miami in den USA und Mazedonien stehen schon sicher auf der Agenda des Karnevalssammlers.