Mit einer Opernpremiere ging es im Martinipark los
Theater Augsburg Die neue Ausweich-Spielstätte ist am Sonntagabend mit Webers „Der Freischütz“eröffnet worden
Manche Theaterspielzeit startet mit Pauken und Trompeten. Die von André Bücker begann mit einem Blitzeinschlag. Am Samstagabend, einen Tag vor dem Saisonauftakt, schlug im Martinipark der Blitz ein – doch alles endete glimpflich. Und so konnte das neue Theaterteam wie geplant am Sonntagabend mit Carl Maria von Webers „Der Freischütz“in Augsburg an den Start gehen.
André Bücker, der neue Intendant des Theaters Augsburg, hat seit seiner Ernennung auf diesen Abend fast zwei Jahre lang hingearbeitet. Mit einem Klassiker, mit der romantischen, deutschen Oper beginnt die neue Zeitrechnung am Theater Augsburg. Ein dem Publikum vertrautes, aber lange nicht in Augsburg gespieltes Werk steht am Anfang der neuen Intendanz. Das letzte Mal in Augsburg gegeben wurde „Der Freischütz“zum Auftakt der Spielzeit 1981/82. Damals war die Oper übrigens auch der Start einer Intendanz, nämlich der von Helge Thoma.
Nun hat Hinrich Horstkotte den „Freischütz“inszeniert – und zwar in einer alles in allem geistreichen Inszenierung, die dem Volksstück zu einem guten Teil das Naive austreibt, in dem es nicht nur ein Märchen allein, sondern auch die Entstehung dieses Märchens erzählt. Luft nach oben gibt es noch bei den ländlichen Szenen und bei den Männersolisten. Eine überraschend gute neue Sopranistin am Theater: Jihyun Cecilia Lee als Ännchen. Erst recht für sie viel Applaus.
Neu ist für das Publikum nicht nur das Team am Theater. Die Premiere markiert einen weiteren Einschnitt; sie findet im Martinipark statt, der großen Ausweichspielstätte des Theaters, die wegen der länger dauernden Generalsanierung des Großen Hauses notwendig ist. Mindestens fünf Jahre wird das Theater dort spielen. Dafür hat die Stadt Augsburg in den zurückliegenden sechs Monaten rund 3,3 Millionen Euro in den Innenausbau von zwei Industriehallen auf dem Martinipark-Gelände investiert. Da ist innerhalb kürzester Zeit eine Spielstätte entstanden, die sich mit Fug und Recht so nennen darf.
Das Publikum fängt nun an, sich an die neue Ausweich-Spielstätte zu gewöhnen. 620 Plätze hat der Martinipark. Bei der Premiere sind so gut wie alle ausverkauft. Die Akustik in der Halle fällt direkter aus als im Großen Haus. Das fordert die Augsburger Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Domonkos Héja. Sie haben vor allem im dramatischen zweiten Akt die Aufgabe gut gelöst. Die durchweg ansteigenden Sitzreihen im Martinipark wiederum ermöglichen auch von den hinteren Reihen eine gute Sicht auf das Geschehen. So viel zu den ersten Eindrücken vom Martinipark, eine Besprechung des „Freischütz“folgt in unserer nächsten Ausgabe am Mittwoch. Dann nehmen wir auch den Ort näher unter die Lupe. (nip, rh, rim)